Jederzeit einsatzbereit
25 Jahre Technisches Hilfswerk in Treptow-Köpenick – ein Besuch
Sie sind bei Hochwasser und Waldbränden im Einsatz, setzen Pumpen instand oder versorgen die Feuerwehr mit Benzin. Die ehrenamtlichen Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) sind immer zur Stelle, wenn sie gebraucht werden. Besondere Voraussetzungen gibt es nicht. Mitmachen kann fast jeder.
Gegründet wurde das THW, dessen Hauptsitz in Bonn liegt, vor 70 Jahren. Rund 80 000 Helfer in 668 Ortsverbänden sind für die Zivil- und Katastrophenschutzorganisation tätig. Neues Personal wird immer gesucht, meint Thomas Falk (39). Zwölf Ortsverbände, einen pro Bezirk, gibt es in Berlin. Er selbst ist seit 2007 der Ortsbeauftragte in Treptow-Köpenick. Vor 20 Jahren hat er beim THW angefangen. Für ihn war es damals die Alternative zum Wehrdienst. Geblieben ist er bis heute. Eigentlich ist er Diplom-Wirtschaftsingenieur für Logistik. Diesen Beruf übt er jedoch nicht mehr aus, weil er seit dem vergangenen Jahr hauptamtlich für das THW tätig ist. Alle Hochwasser seit 2000 hat er „mitgemacht“. Des Weiteren erinnert er sich gut an den Moorbrand 2018 auf einem Bundeswehr-Übungsgelände im niedersächsischen Meppen.
Wer sich beim THW engagiert, kann deutschlandweit eingesetzt werden. Manche fahren zu Einsätzen sogar ins Ausland. Für Thomas Falk ist es mittlerweile aber vor allem ein Bürojob. Er erstellt Dienst- und Ausbildungspläne, leitet Einsätze und repräsentiert den Ortsverband nach außen. „Es ist eine ganz schön verantwortungsvolle Position und nicht das, was die Leute eigentlich wollen, die zum THW kommen“, erzählt er. Inzwischen befindet sich „Tommy“, wie er von seinen Kollegen genannt wird, schon in seiner dritten Amtszeit.
Mindestens 20 Stunden monatlich
Wer über ein Engagement beim THW nachdenkt, müsse auf jeden Fall beachten, dass das Privatleben durchaus stark eingeschränkt werden könne. „Der Mittwoch gehört dem THW – seit 20 Jahren“, sagt Thomas Falk. Ausnahmen macht er auch nicht für Geburtstage oder Familienfeiern. Mindestens 20 Stunden pro Monat sollte jeder aufbringen können. Außerdem sollte immer auch der jeweilige Arbeitgeber Bescheid wissen. Schließlich kann es passieren, dass mitten am Tag die Arbeit für einen Einsatz abgebrochen werden muss. „Wenn wir alarmiert werden, wollen wir innerhalb von zwei Stunden hier abrücken.“ Damit die Abläufe für den Ernstfall sitzen, werden ab und an auch mal am Wochenende Übungen durchgeführt und dabei verschiedene Szenarien durchgespielt.
Zum Ortverband Treptow-Köpenick, zu finden auf einem Hinterhof am Groß-Berliner Damm 82a in Johannisthal, zählen immer etwa 90 bis 100 Personen. Dazu gehört auch eine Jugendgruppe. Elias Günther ist eines der Mitglieder. Im Alter von zehn Jahren fing er beim THW an. Mittlerweile ist er 18 und absolviert seine Grundausbildung. Die dauert normalerweise ein halbes Jahr und wird mit einer theoretischen und praktischen Prüfung abgeschlossen. Erst danach darf er zu Einsätzen mitfahren. Durch Corona verzögert sich die Ausbildung in diesem Jahr jedoch. Die Prüfungen sollen nun im Oktober nachgeholt werden. Der Teenager kann es kaum noch erwarten. Im Team und mit schweren Geräten zu arbeiten, macht ihm besonders viel Spaß. Anderen Menschen helfen zu können, spielte für ihn ebenfalls eine Rolle, als er sich für das THW entschied. Für viele sei es auch einfach nur ein guter Ausgleich zum Berufsalltag, berichtet Thomas Falk.
Frauen noch in der Unterzahl
Frauen sind in seinem Ortsverband, der auf Wasserschäden und Logistik spezialisiert ist, deutlich in der Unterzahl. Linda Schachner (24), die Bauingenieurwesen studiert und als Werkstudentin arbeitet, ist eine von insgesamt acht. Erst seit August 2019 ist sie dabei und befindet sich aktuell ebenfalls noch in der Grundausbildung. „Ich wohne am Waldrand und habe bei den Stürmen im vergangenen Jahr gesehen, wie die Bäume vor meiner Haustür umgeknickt sind und abtransportiert wurden.“ Ihre Neugier war durch dieses Erlebnis geweckt. Gemeinsam mit ihrem Mitbewohner meldete sie sich daraufhin beim THW und ist seitdem begeistert bei der Sache. „Handwerklich habe ich vorher nie etwas gemacht“, gibt sie zu.
In der Grundausbildung hat sie gelernt, wie Tauchpumpen und Feuerlöscher benutzt werden und der Sprechfunk funktioniert. Zudem weiß sie jetzt, wie man Holz und Metall bearbeitet. Die neuen Fähigkeiten helfen ihr auch privat. Inzwischen erledigt sie einiges, wofür sie früher Hilfe benötigt hat, einfach selbst. „Nach dem Umzug in meine neue Wohnung habe ich zum ersten Mal einen Bohrer in die Hand genommen“, erzählt sie fröhlich. Beim THW gefällt ihr vor allem die Kameradschaft. Auch in der Freizeit trifft sie sich gelegentlich mit anderen Helfern. In Gesprächen mit Freunden stellt sie oft fest, dass viele kaum wissen, was das THW eigentlich genau macht. Dafür bekommt sie allerdings häufig Fragen gestellt. Das Interesse scheint zumindest bei vielen vorhanden zu sein.
Wer sich ebenfalls für ein Engagement beim THW-Ortsverband Treptow-Köpenick interessiert, findet auf www.thw-treptow.de/mitmachen/ alle weiteren Informationen. Kontakt unter 631 04 71 10 oder ov-berlin-treptow-koepenick@thw.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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