Bar auf der Baustelle
Die Arbeiten in der Treskowallee nerven – und sorgen für Umsatzeinbußen in den Geschäften

Seit zwölf Jahren habe er eine Baustelle nach der anderen vor der Nase, sagt Havanna Bar-Betreiber Luan Lila. Aktuell sind seine Einnahmen tagsüber dürftig. | Foto: Berit Müller
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  • Seit zwölf Jahren habe er eine Baustelle nach der anderen vor der Nase, sagt Havanna Bar-Betreiber Luan Lila. Aktuell sind seine Einnahmen tagsüber dürftig.
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„Das Leben ist eine Baustelle“ – manch Anwohner der Treskowallee denkt bei diesem Spruch sicher nicht bloß an den bekannten Filmtitel. Lärm, Schmutz, Staus, Straßensperrungen und ähnliche Ärgernisse zerren nun schon seit Langem an den Nerven der Karlshorster. Für einige Läden bringt die Dauerbaustelle auch noch Umsatzeinbußen.

Eines Morgens kam Luan Lila nicht mal mehr zur Eingangstür seiner Havanna Bar durch. Eine Baugrube samt Zaun versperrte ihm den Weg. Tagelang blieb das so. „Zum Glück gibt es über die Terrasse einen seitlichen Zugang zu meiner Bar“, sagt der Inhaber des Lokals am S-Bahnhof Karlshorst. „Sonst hätte ich gleich ganz zumachen können.“ Mit fünf Leuten musste er dann Waren ins Haus schleppen – das Lieferfahrzeug parkte ja sonst wo. Ärgerlich findet der Gastronom nicht nur, dass er vorab mit keinem Wort informiert wurde. Der ständige Krach und das wenig einladende Ambiente einer Bar mitten auf der Baustelle hätten auch die Umsätze einbrechen lassen, klagt er. Tagsüber seien die Einnahmen auf weniger als die Hälfte geschrumpft.

Der Barbetreiber ist kein Einzelfall. Ähnlich ergehe es vielen Geschäftsleuten in der Treskowallee, berichtet Mario Rietz vom Bürgerverein Karlshorst. „40 Prozent sind es beim Weinhändler, auch das Café TreBo und andere Lokale haben spürbare Einbußen.“

Wer öfter durch die Treskowallee fährt – ob mit dem Auto, Fahrrad oder mit der Tram – kennt die Situation. Seit Jahren wird rund um den S-Bahnhof Karlshorst quasi nonstop gebaut. Deutsche Bahn, Berliner Wasserbetriebe und BVG waren beziehungsweise sind dort jeweils mit Großprojekten zugange. „Ich bin jetzt seit 16 Jahren hier, und seit zwölf Jahren habe ich eine Baustelle nach der anderen vor der Nase“, sagt Luan Lila.

Kritik an mangelnder Information

Anwohner und Geschäftsleute bemängeln unter anderem die Informationspolitik. Zwar laden die Berliner Verkehrsbetriebe bei neuen Bauabschnitten zu gut besuchten Info-Abenden ein. Das ganze Ausmaß der Arbeiten und die konkreten Auswirkungen auch auf die Seitenstraßen – der Wegfall von Parkplätzen, umgeleitete Buslinien und sonstige Einschränkungen – würden darin aber kaum thematisiert, sagt Anwohnerin Erika Berndt. Dass Zufahrten und Eingänge versperrt werden, wüssten die Betroffenen oft erst, wenn es soweit sei. Die Karlshorsterin findet die Situation unzumutbar. „Wir haben hier Kitas, Seniorenheime, viele ältere Leute wohnen an der Treskowallee. Von Schmutz und Schadstoffen mal ganz abgesehen, als Fußgänger weiß man manchmal kaum noch, wo es lang geht.“ Ein Wunder ist es da kaum, dass Händlern und Gastronomen auch ein Teil ihrer Kundschaft abhanden kommt – zumal ein Ende der Bauarbeiten nicht in Sicht ist. Daran denkt Luan Lila mit Sorge.

Norman Wolf, Vorsitzender der Linksfraktion in der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung (BVV), sieht die Wirtschaftsförderung des Bezirksamtes in der Pflicht. Sie müsse Gewerbetreibende unterstützen, die baustellenbedingt Umsatz verlieren. „Uns fehlt hier die Kommunikation mit den Geschäftsleuten“, sagt er. „Als die Bölschestraße in Friedrichshagen umgebaut wurde, gab es ein Baustellen-Gewerbemanagement. Etwas in der Art erwarten wir hier auch.“ Denkbar seien zudem Rabattaktionen in den betroffenen Läden – zum Teil gesponsert von den Bauträgern. „Das sind millionenschwere Unternehmen, die könnten sich doch finanziell einbringen.“

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

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