Grüne Höfe ade? Geplante „Nachverdichtung“ im Wohnviertel Ilsestraße beunruhigt Anwohner

Grüne Innenhöfe des Ensembles Ilsestraße wirken fast noch wie Parks. | Foto: Berit Müller
7Bilder
  • Grüne Innenhöfe des Ensembles Ilsestraße wirken fast noch wie Parks.
  • Foto: Berit Müller
  • hochgeladen von Berit Müller

Karlshorst. Mit Bedacht hatten die Veranstalter das geräumige Audimax der Hochschule für Technik und Wirtschaft in der Treskowallee gewählt, denn ein Ansturm war zu erwarten. Am 31. Mai stellten die Howoge und das Bezirksamt Lichtenberg dort die Pläne für das Bauprojekt „Wohnanlage Ilsestraße“ vor. Aber nicht nur der Andrang war groß, sondern auch der Ärger.

„Hier wird ja gar nicht mehr diskutiert, ob gebaut wird, sondern nur noch wie“, schimpfte ein Anwohner - und war mit seinem Unmut nicht allein. In der Tat hatte Howoge-Geschäftsführerin Stefanie Frensch gleich zu Beginn der Veranstaltung deutlich gemacht, dass an der so genannten Nachverdichtung der Wohnanlage Ilsestraße nicht zu rütteln sei. Erboste Zurufe aus dem Publikum parierte sie mit Zahlen: „Sie leben in einem schönen Ensemble mit Mieten, die im Schnitt 2,50 Euro unter vergleichbaren Angebotsmieten privater Eigentümer liegen. 80 Prozent der Berliner haben weder das, noch den Mietschutz, den wir bieten. Die Stadt braucht bezahlbaren Wohnraum, das geht nicht ohne Verdichtung!“

Zum Hintergrund: Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Howoge ist Eigentümerin der Wohnanlage Ilsestraße 18-78. Im Karlshorster Ensemble, das sich durch seine ruhige Lage und nahezu parkähnliche Innenhöfe auszeichnet, will die Howoge etwa 200 zusätzliche Wohnungen inklusive einer Kindertagesstätte und einem Blockheizkraftwerk errichten. Das Bezirksamt hat deshalb im Oktober vergangenen Jahres beschlossen, das Bebauungsplan-Verfahren 11-125 „Wohnsiedlung Ilsestraße“ einzuleiten. Dessen Ergebnis soll festlegen, wie und in welchem Maße verdichtet wird. Am Ende des Verfahrens – das länger als zwei Jahre dauern kann - entscheidet die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) über die Festsetzung des B-Plans. Erst dann kann das Bezirksamt den Beschluss fassen.

Die Infoveranstaltung am 31. Mai war ein erster Schritt zur „frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung“, die ein Bebauungsplanverfahren gesetzlich vorschreibt. Birgit Monteiro (SPD), Stadträtin für Stadtentwicklung, wies wiederholt darauf hin, dass sich der Bezirk genau aus diesem Grund für das langwierige Prozedere entschieden habe. „Die Anwohner möchten nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden“, sagte Monteiro. „Sie möchten einbezogen werden, und das wollen wir auch. Deshalb stellen wir heute Varianten der Bebauung vor, denn wir sind mit den Plänen noch ganz am Anfang.“

Mit ihrem Vorschlag, die vier aktuell vorliegenden Varianten in kleinen Gruppen zu diskutieren, stießen die Veranstalter zunächst auf wenig Begeisterung. Schließlich ließ sich das Gros der Leute aber darauf ein. Doch egal, welcher Entwurf, die geäußerten Sorgen wiederholten sich: So fürchten Anwohner den Verlust von Lebensqualität und Spielplätzen, monieren eine zu erwartende Verschattung ihrer Balkone und fragen sich angesichts von bis zu 1000 neuen Nachbarn: Wohin mit all den Autos? Parkplätze sind bereits jetzt Mangelware.

Wenn überhaupt, schienen sich einige Besucher nur mit Variante 1 anfreunden zu können: Der Entwurf sieht eine Blockrandbebauung vor und ließe die Innenhöfe in Frieden. Ausgerechnet dieses Modell haben die Planer bereits verworfen – mit der Begründung, die Frischluftschneisen nicht schließen zu wollen. Norman Wolf, Vorsitzender der Linken in der BVV, sagte, seine Fraktion favorisiere genau diese Variante. Mehr noch: „Allen anderen würden wir nicht zustimmen.“

Auf Vorschlag der Stadträtin soll nun ein Runder Tisch helfen, einen Kompromiss zu finden. Das Gremium wird paritätisch mit 15 Interessenvertretern besetzt, unter anderem wollen Mitglieder der Bürgerinitiative „Rettet den Ilsekiez“ ein Wörtchen mitreden. Das erste Treffen ist für Freitag, 14. Juli, geplant. bm

Interessierte können den B-Plan-Entwurf bis zum 23. Juni in der Abteilung Stadtentwicklung, Soziales, Wirtschaft und Arbeit in Alt-Friedrichsfelde 60, Haus 2, Zimmer 1210A eingesehen und sich äußern: montags bis mittwochs von 8 bis 16 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr, freitags von 8 bis 13 Uhr.

Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 704× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 992× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 964× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.323× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.