Grundschulplätze: Anmeldungen, Nachfrage, aber wo dagegen soll tatsächlich gebaut werden?
Sinkende Nachfrage nach Grundschulplätzen in der Waldowallee, dagegen große Not und Nachfrage an der Karlshorster und der Lew Tolstoi Grundschule
Die Grundschulplatznot ist in vielen der 31 Lichtenberger Grundschulen groß. Wenige Schulen haben mehr Plätze als Anmeldungen, darunter auch welche, die 2019 erst fertiggestellt worden sind.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt deutlich, an welchen beiden Schulen, die wenigsten Schulplätze fehlen: Die eine ist die Grundschule am Rödernplatz, wo die Anzahl der Anmeldungen die vorhandenen Plätze um 7 übersteigt.
Die andere Grundschule mit dem am wenigsten fehlenden Plätzen ist die Karlshorster Richard Wagner Grundschule, wo nur 9 Anmeldungen mehr als Plätze vorhanden sind. (Quelle schriftliche Anfrage: http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/18/SchrAnfr/S18-18641.pdf)
Die Nachfrage sinkt, das belegt auch die Prognose der Schulentwicklungsplanung (SEP). Die Richard Wagner Schule Grundschule ist die einzige Karlshorster Grundschule mit abnehmender Nachfrage bis 2023/2024 auf genau 9 fehlende Plätze.
Obwohl die Grundschulplatznachfrage in der auch-an-der-Waldowallee-anliegenden Richard - Wagner Schule sinkt, ist fast direkt daneben ein Schulneubau geplant. Nur wenige Meter entfernt und ebenfalls in der Waldowallee soll eine 4-zügige Schule entstehen, mit insgesamt 576 Grundschulplätzen. Und das trotz zurückgehender Anmeldungen, abnehmender Platzprognose und sinkender Nachfrage, was ein hohes Risikos einer fehlenden Auslastung von (dann) doppelt so vielen Grundschulen mit sich bringt. Ein Schaden für den Landeshaushalt in 2 stelliger Millionenhöhe ist nicht ausgeschlossen: die veranschlagten Neubaukosten betragen 45 – 55 Millionen EUR zuzüglich vieler Millionen, die in den Modularen Ergänzungsbau und die Turnhalle der Richard Wagner Schule investiert worden sind.
Über viele weitere Probleme des Schulneubauplans Waldowallee 115, 117 wurde in der Berliner Woche bereits berichtet. Es fehlt an allem: Die Wirtschaftlichkeit bei der Standortwahl, die Einhaltung der Standortvorgaben der Senatsverwaltung für Bildung, der Gleichbehandlungsgrundsatz, die Schulwegsicherheit und die Schulstandortverteilung (soweit Alternativen vorliegen).
Denkbar ist, dass diese damals bei der Entscheidungsfindung vorgelegen haben, hier und heute ist das jedoch nicht mehr der Fall.
Würde denn eine Standortverlagerung diese Probleme lösen? Ja, eine Liste mit anderen zur Verfügung stehenden Standorten liegt der Senatsverwaltung für Bildung und dem Bezirksamt Lichtenberg vor, und wird hoffentlich derzeit geprüft.
Gebaut werden könnte auch dort, wo die Grundschulnot am größten ist: Im Einzugsgebiet der Karlshorster Grundschule und der Lew Tolstoi Grundschule, beiden liegen im Norden und damit am entgegengesetzten Ende Karlshorst´s. Bereits die Schulentwicklungsplanung belegt und prognostiziert dort im Jahr 2023/24 die große Not: insgesamt 1.024 fehlende Grundschulplätze.
Zusätzlich bestätigen auch hier die Anmeldezahlen die ungebrochen sehr hohe Nachfrage. Allein 98 Anmeldungen mehr als Schulplätze für das Schuljahr 2019, 2020. Die Zahlen beweisen: Die Eltern wollen und brauchen Schulplätze dort und die Kinder haben ein Recht auf einen wohnortnahen Grundschulplatz.
Ein Schulneubau ist dort nicht einmal geplant, obwohl der Bedarf für eine Schule hier über 100 Mal höher ist, als in der Waldowallee, und nicht einmal eine Schule reichen würde, sondern von der Nachfrage dort sogar 2 Grundschulen gebaut werden müssten.
(Sogar der Erweiterungsbau der Lew-Tolstoi-Schule ab 3/2019 bis 10/2020 bringt keine neue Entlastung, da die hinzukommenden Grundschulplätze bereits vollständig in der Schulentwicklungsplanung (SEP) einberechnet worden sind.)
Noch ist Zeit umzudenken. Grundschulplätze müssen wohnortnah am Kinderwohnort entstehen (Pflicht!), also genau dort wo die Grundschulplatznot am größten ist.
Noch könnte man sogar den 2 Hektar großen Waldowallee- Laubmischwald retten, welcher die allerletzte Karlshorster - Stadtklima - Ausgleichsfläche ist. Es befindet sich sogar ein erhaltenswertes Biotop dort. Stattdessen könnte man eine versiegelte Fläche auswählen, Beton durch Beton ersetzen und alle diese Bäume am Leben lassen.
Wenn die Entscheidung nicht jetzt getroffen wird, ist nicht ausgeschlossen, dass irgendein Karlshorster Schulbau oder der Wohnungsbau Waldowallee 115, 117 sich über Jahre verzögern wird, weil die Gerichte darüber entscheiden. Welche Schul - Kriterien vor Jahren ausschlaggebend gewesen sind, wird dabei nicht entscheidend sein, sondern die Fakten, Alternativen und die Grundschulplatznachfrage, wie sie hier und heute vorliegt.
Autor:Anke Hauschild aus Karlshorst |
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