Platz für Flüchtlinge und Wohnungssuchende, aber kein Platz für Grundschulkinder? Wird die Grundschul - Chance verschenkt oder doch noch genutzt?
Stadtplanung Karlshorst: Wohnungsbau und wieder keine Grundschule?
Vor 38 Jahren wurde die letzte Schule in Karlshorst gebaut. Bis heute befindet sich noch keine einzige der neu geplanten Schule im Bau. Gebaut dagegen wird viel. Einige Baugrundstücke befinden sich an der Köpenicker Allee. Eines davon, das Bauprojekt Köpenicker Allee 146-162 befindet sich nun in den Startlöchern. Hierzu gibt es eine Aufstellungsbeschluss Drucksache – DS/1640/VIII. https://www.berlin.de/ba-lichtenberg/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/vo020.asp?VOLFDNR=8434
Eine Frage stellt sich hierbei:
Warum enthält der Köpenicker Allee 146-162 Drucksache – DS/1640/VIII trotz Grundschulplatznotlage in Karlshorst
- gar keine Grundschule
Obwohl Investoren mittels städtebaulicher Verträge dazu verpflichtet werden können, Schulen zu errichten?
Wird hier womöglich wieder genau das versäumt, was die Karlshorster Grundschulplatz – Notlage überhaupt erst mitverursacht hat? Denn die Ursache sind bekannt, Zitat
„Es gibt noch ein besonderes Versäumnis in Lichtenberg. Wohnungsbau-Investoren wurden lange nicht verpflichtet, Kitas und Schulen mitzubauen. Weder an der Rummelsburger Bucht noch im Karlshorster Siedlungsgebiet Carlsgarten mit seinen Einfamilien- und Reihenhäusern.“
(Berliner Zeitung, Juni 2018).
Nicht allzu weit entfernt in der Waldowallee 115 befindet sich ein Grundstück, auf dem Schulbau angedacht ist.
Vergleicht man beide Standorte auf einem Satellitenbild miteinander,
https://duckduckgo.com/?q=K%C3%B6penicker+Allee+146&t=ffab&ia=web&iaxm=maps&strict_bbox=0&bbox=52.48159999121965%2C13.527512811395354%2C52.47659999121967%2C13.540627188604674&metatoken=0
(„Satelite“ anklicken) fällt sofort auf, wie unterschiedlich beide Standorte sind. Das eine Grundstück Köpenicker Allee 146 verfügt über viele versiegelte Flächen, viele Gebäude und wenig Bäume.
Auf dem anderen Grundstück Waldowallee ist ein ganzer Wald über Jahrzehnte entstanden.
Müsste es da nicht eigentlich möglich sein, ein Schule zu bauen, wo weniger Bäume dem Schulbau zum Opfer fallen müssen?
Deshalb die Frage: Warum keine Schule in die Köpenicker Allee 146? Dafür sprechen auch noch andere Gründe.
Bei dem Bauherren handelt es sich um das städtisches Wohnungsbauunternehme GEWOBAG.
Das Grundstück liegt im Grundschulplatz - Notlagegebiet Köpenicker Allee, wo die größten Wohnungbauprojekte für knapp 3300 Menschen in geschätzt 20 m Entfernung direkt gegenüber sind:
- Gartenstadt II mit 912 Wohnungen
- Köpenicker Allee 146-162 , 500 Wohneinheiten
Dazu sind noch weitere Wohnungs-/MUF Bauprojekte für über 1500 Menschen relativ nah
- Rheinpfalzallee, Wohnraum für knapp 400 Flüchtlinge,
- Waldowallee, 350 Wohneinheiten,
- Regener Straße, Dichtervillen, 140 Eigentumswohnungen.
Hinzukommt, dass in der Köpenicker Allee 146 Wohnraum für 500 Flüchtlinge dort gebaut werden soll und und ja sehr nah in der Rheinpfalzallee weitere 400 Flüchtlinge untergebracht werden. Oft haben Flüchtlinge mehr Kinder als der Durchschnitt. Aufgrund u.a. sprachlicher Defizite haben Flüchtlings-Kinder Anspruch auf einen höheren Personalschlüssel, also mehr Grundschul - Lehrkräfte, weniger Kinder, was eine höhere Anzahl von Schulklassen erforderlich macht.
Grundschulplätze sind jedoch hier Mangelware: Zwischen der Gartenstadt und der Köpenicker Allee 146 stehen gar keine Grundschulplätze zur Verfügung. Stattdessen ist genau hier der Grundschulplatzmangel mit am größten. Das beweist die jahrelange Überbelegung und die aktuelle Schulentwicklungsplanung der Nachbarschule Lew Tolstoi:
Diese weist sogar ein Schulplatzdefizit von 3,6 Grundschulzügen/1101 Kinder im Jahr 2024/2025 auf, zu dem Kinder aus allen Baugebieten noch hinzukommen können.
Was dagegen überrascht:
Wo dagegen keine Grundschulplätze fehlen, in der Waldowallee 115, 117 wird über eine Schule nachgedacht: 576 Grundschulplätze sollen hier u.a. gebaut werden.
Und zwar fast direkt neben die Richard Wagner Schule, welche die einzige Schule in Karlshorst ist, an dem die Nachfrage und Schüler zurückgehen. Sogar die Schulentwicklungsplanung SEP belegt keinen Handlungsbedarf in der Waldowallee. Obwohl hier nur eine einzige Schule ist, sinken hier die Zahlen. Das ist übrigens die einzige Schule in ganz Karlshorst bei der das so ist.
Genau hier befindet das letzte Stückchen grün in Gefahr, welches bei der Nachverdichtung dringend benötigt wird. Es handelt sich um dem Wald Waldowallee und 2 Biotope, die sich auf dem Grundstück Waldowallee 115, 117 befinden. Eine Fundstelle eines vom Aussterben bedrohten Käfers liegt nah. Der Fotobeweis des auf der roten Liste Deutschlands stehenden Große Eichbockkäfer liegt dem Bezirk Lichtenberg vor.
Nicht wahrgenommen wird, dass die Waldowallee eine vermutlich in den Top 3 befahrensten Straßen und eine der gefährlichsten Straßen in ganz Karlshorst ist. Täglich entstehen zwischen den beiden Zebrastreifen Lorelystr. und Rheinsteinsteinstraße Gefahrensituationen für alle Verkehrsteilnehmer und auch für Schulkinder.
Ausgelöst werden diese durch das Straßenparken: Auto versperren die Sicht auf die Schulkinder und auf die Zebrastreifen. Das Parklücken-Hopping, viele Vollgas - Beschleunigungsfahrten von Parklücke zu Parklücke verschärfen die Situation ebenso, wie die Ausfahrt Am Rheinischen Viertel. Noch immer befindet sich kein Verkehrspiegel dort, der die Kinder auf der Straße und den Bürgersteigen sichtbar machen würde.
Zusatzrisiko ist dann auch noch das: Leider findet der Straßenverkehr nicht nur auf der Straße statt, sondern auch auf den Bürgersteigen. Das ist auf dem Bürgersteig Waldowallee auf der Strahlenamtseite nun mal so, seit Jahren, sowohl rechts als auch links von der Rheinsteinstraße.
Das Verkehrschaos ist über 10 Jahre bekannt, dokumentiert hier http://bebauungsplan-ilsestrasse.de/wp-content/uploads/13_STADTTEILPROFIL_Karlshorst_2015_Teil1.pdf
und damit schwarz auf weiß bewiesenermaßen vollkommen unabhängig von der Großbaustelle Karlshorst.
Wenn zu dem tagtäglichen Waldowallee Chaos, zeitgleich geschätzt 2.000 Menschen: Schulkinder, Schulpersonal, Mieter, Elterntaxis, Kitakinder und deren Eltern hinzukommen würden, steht außer Frage, dass etwas passieren wird. Offen bleibt dann nur, wer hier als erstes zu Schaden kommen wird und wann.
Bei der Gegenüberstellung beider Standort bleibt die eine Frage übrig:
Warum keine Schule in die Köpenicker Allee 146?
Warum?
Autor:Anke Hauschild aus Karlshorst |
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