Von Amelie bis Vincent: Erik Göngrich gestaltet Fassade der Grundschule Karlshorst mit Vornamen
Die Gebäudewand wird im August zu einer ganz besonderen Leinwand werden. "Auch ein Haus kann Träger eines Kunstwerks sein", sagt Erik Göngrich. Alle 452 Vornamen der Mädchen und Jungen will Göngrich auf die Fassade der Schule bringen. Statt eines Klassenfotos schafft der Künstler auf diese Weise ein außergewöhnliches Schulbild. "Es ist eine Momentaufnahme, die ich zusammen mit den Schülern erarbeiten werde." Ob Max, Luca, Janko oder Alina - jeder Schüler kann sich seinen Platz auf der Fassade aussuche. In den einzelnen Klassen müssen noch viele Fragen geklärt werden: Wollen Freunde, dass ihre Namen nah beieinander stehen? An welchem Teil der Fassade können sie platziert werden? Wie wirkt so eine Fassade auf einen Außenstehenden? Was werden die Menschen in zwanzig Jahren an den Namen ablesen können?
Der Künstler hat noch mehr vor: Er will ein 452-seitiges Buch machen. "Jeder Schüler wird fotografisch porträtiert", erklärt Göngrich. "So erhalten die Vornamen eine bildliche Entsprechung. Dabei sollen die Porträts ganz schlicht in schwarz-weiß gehalten werden."
Mit seinem Projekt will Göngrich mehr schaffen, als ein "Klassenbuch". Denn Vornamen sind auch Ausdruck eines Zeitgeschmacks, "sie zeigen auf, welcher Querschnitt der Bevölkerung zu einem bestimmten Zeitpunkt diese Schule besucht hat." Das Kunstwerk sei eine Zeitkapsel, die künftigen Schülergenerationen etwas über die Vergangenheit erzählen könne. Das Foto-Buch solle nicht nur nur ein Almanach der Gesichter sein, sondern Zeitgeschichte drücke sich im Porträt auch anhand der Haltung des Menschen aus, der porträtiert werde, erklärt Göngrich.
Der Künstler und Architekt zeigt seine installativen Arbeiten seit Jahrzehnten bei internationalen Ausstellungen und wurde kürzlich als einer von zehn Berliner Künstlern eingeladen, einen offiziellen künstlerischen Beitrag zur Internationalen Gartenausstellung 2017 in Berlin beizusteuern. Doch das Projekt in Karlshorst ist auch für den 50-Jährigen etwas ganz Neues: "Es ist ein offenes Experiment, auf das ich schon sehr gespannt bin", sagt Göngrich, der zum ersten Mal überhaupt ein öffentliches "Kunst am Bau"-Projekt realisieren wird.
Das Kunstwerk soll den Abschluss der Schulsanierung markieren. Das Gebäude war vor den Arbeiten in einem schlechten Zustand gewesen, die Sanitäranlagen kaum mehr zu benutzen. Die Kosten für die Instandsetzung und energetische Sanierung betragen rund drei Millionen Euro.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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