Mit „Karlshorst“ unerwartet erfolgreich
Die Band SIND veröffentlicht ihr drittes Album, in dem es wieder um Orte persönlicher Erinnerung geht
„Kino Kosmos“ heißt das inzwischen dritte Album der Band SIND. Und mit dem ersten Song darauf, „Karlshorst“, findet sich quasi eine Hymne auf den Ortsteil.
„Ich verbrachte mit unserem früheren Gitarristen und besten Freund Max Zahl meine Kindheit in Karlshorst“, sagt Sänger und Gitarrist Hannes Husten. „Was wir in ‚Karlshorst‘ besingen, ist ein bisschen unsere Kindheit. Vieles ist exakt so. Diesen Titel hatte ich schon geschrieben, bevor ich 2020 einen Anruf von Jennifer Schild von der Berlin Music Commission bekam.“ Sie fragte bei der Band an, ob sie sich mit einem Titel am Sampler „listen to berlin“ beteiligen will, der jedes Jahr mit Unterstützung der Senatskulturverwaltung produziert wird.
„Wir hatten eigentlich keinen fertigen neuen Song“, so Hannes Husten. „Über Nacht haben wir ‚Karlshorst‘ aufgenommen und eingereicht. Das war fast noch die rohe Demo-Version. Damit gewannen wir den Jury-Preis des Visit-Berlin-Awards. Außerdem landeten wir beim Hörer-Voting der 100 besten Titel 2020 von radioeins immerhin auf Platz 59.“
Mit Karlshorst verbindet Hannes Husten heute noch sehr viel, auch wenn er inzwischen nicht mehr dort lebt. „Meine Eltern wohnen da und mein Opa“, sagt er. Und dort besuchte er auch das Coppi-Gymnasium gemeinsam mit Max Zahl und Arne Grothkopp, die zur ursprünglichen Bandbesetzung gehörten. Und so wundert es nicht, dass auch der Band-Name seinen Ursprung in Karlshorst hat. „Da gab es eine ältere Dame, so eine richtige Berlinerin, die sagte immer ‚Dat kann doch wohl nicht wahr sind!‘ wenn ihr etwas nicht passte“, verrät Hannes. „Das fanden wir so witzig, dass wir es in unseren Sprachgebrauch übernahmen. Daraus entwickelte sich unser vorübergehender Bandname SIND. Vorrübergehend, weil das nicht googlebar war. Das ist inzwischen anders. Wir haben also fast alles erreicht“, lacht Hannes Husten.
Offiziell gegründet wurde SIND 2013 auf dem Holzmarkt an der Holzmarkstraße 25. „Ich machte zwar schon mit Max und Arne Musik, aber wir stellten fest: Wir brauchen noch mehr Leute. Am 31. Mai 2013 lernte ich Ludwig Noack auf dem Holzmarkt kennen, der Schlagzeug spielt. Im Juli haben wir dann SIND gegründet.“ „Wir hatten schon bald unseren ersten Auftritt“, berichtet Ludwig Noack. „Danach wussten wir: Wir brauchen noch jemanden für die tiefen Frequenzen. Da fiel mir sofort Mathias Völzke ein, den ich seit 2001 aus meiner Schulzeit kannte und mit dem ich bereits Musik machte.“
Bei einem der ersten Konzerte hatte die Band das Glück, dass Leute im Publikum waren, die sie gleich für zwei Festivals buchten. 2016 erschien die erste EP mit dem Titel „Best of“. Ein Jahr später kam das erste Album „Irgendwas mit Liebe“ heraus. „Wir spielten danach 50 oder 60 Konzerte“, erinnert sich Hannes Husten. Aber dann verließen Max und Arne die Band. Dafür kam Norman Süß am Bass hinzu.
Inzwischen hat die Band eine große Familie um sich geschart, die sie unterstützt. „Familienmitglieder“ kümmern sich um Licht, Tontechnik, Bühnenaufbau, Design, Werbung, PR und mehr. Und zur Familie gehören Musiker, die bei Konzerten unterstützen. Auch Norman Süß, der nicht mehr festes Mitglied ist, spielt immer mal wieder mit.
Mit dem zweiten Album „Vielleicht ist es anders als Du denkst“ hatte die Band etwas Pech. Als es 2020 rauskam, begann die Pandemie. Doch Hannes Husten, Ludwig Noack und Mathias Völzke entschieden sich, nicht die Hände in den Schoß zu legen, sondern weiterzumachen. Sie produzieren den Song „Café Miami“, in dem es um geschlossene Bars und Veranstaltungsorte geht.
Schritt für Schritt wurden dann die weiteren Titel für das dritte Album geschrieben. Templin, Warschau, Savoy, Nordsee: Diese Titel stehen für Orte, mit denen sich viel Persönliches für die Bandmitglieder verbindet. Das trifft vor allem auch auf „Kino Kosmos“ zu. „Ich habe mal eine Weile im Ausland gelebt“, erzählt Hannes Husten. „Nach meiner Rückkehr fuhr ich an einen sonnigen Tag mit zwei Freunden zum Strausberger Platz. Wir tranken auf der Mittelinsel Bier und ich musste viel daran denken, welche Erinnerungen ich an die unbeschwerte Zeit Anfang der 2000er-Jahre hatte.“ So erzählt „Kino Kosmos“ im schönsten Indie Pop herzzerreißend detailreich von den „unbeschwerten, endlos langen und ewig kurzen Tagen ohne Verpflichtungen.“
Mehr zur Band und Konzerttermine auf www.sind.tv/
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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