Gedenktafel für Hannes Hegen
Erinnerung an den Vater der DDR-Comics und die Digedags

Das Mosaik mit dem Helden-Trio Digedags hat zwei Jahrzehnte lang junge Comicfans in der DDR geprägt. | Foto: Ralf Drescher
2Bilder
  • Das Mosaik mit dem Helden-Trio Digedags hat zwei Jahrzehnte lang junge Comicfans in der DDR geprägt.
  • Foto: Ralf Drescher
  • hochgeladen von Berit Müller

Die Initiative kam aus dem Kulturausschuss und fand fraktionsübergreifend Zustimmung in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV): An den Vater der Digedags, Hannes Hegen, soll in der Waldowallee 15 eine Gedenktafel erinnern.

Die Hefte gingen buchstäblich weg wie warme Semmeln. Wer eines ergattert hatte, zog sich sofort in eine ruhige Ecke zurück, um das nächste spannende Abenteuer zu verschlingen: Die Comiczeitschrift „Mosaik“ mit ihren Helden Dig, Dag und Digedag hatte in den Sechzigern und Anfang der Siebzigerjahre unter DDR-Jugendlichen Kultstatus.

Erdacht und zu Papier gebracht hatte die Bildgeschichten um das gewitzte Trio namens Digedags der Grafiker und Comiczeichner Hannes Hegen (1925 – 2014), der eigentlich Johannes Eduard Hegenbarth hieß. Er lebte von 1957 bis 2012 im Haus in der Waldowallee 15, wo nach dem Beschluss der Bezirksverordneten nun die Erinnerungstafel stehen wird. Darauf soll zu lesen sein, Hegen habe mit dem „Mosaik“ die beliebteste Kinder- und Jugendzeitschrift der DDR geschaffen. „Die Helden Dig, Dag und Digedag führten ihre Fangemeinde in 20 Jahren und 223 Abenteuern phantasievoll über die Grenzen von Raum und Zeit“, so der Wortlaut.

Vergleichbar mit "Tim und Struppi"

Auf der Tafel wird zudem ein QR-Code stehen, der via Smartphone zu einem Ergänzungstext über Johannes Hegenbarth führt. Auch weitere Hintergründe zur Comicserie enthält der Artikel. Beispielsweise, dass das „Mosaik“ mit einer monatlichen Auflage von bis zu 660 000 Exemplaren erschien und stets im Nu ausverkauft war. Oder auch, dass die (meisten) Hefte damals in Gemeinschaftsarbeit entstanden und mit den in Westeuropa dieser Zeit verlegten Comics – wie „Tim und Struppi“ – vergleichbar waren.

In der Zeitschriftenlandschaft der DDR bildete das „Mosaik“ eine Ausnahme. Im Gegensatz zu ihren Lesern kannten die Digedags weder Dogmen noch Ländergrenzen, die sich nicht überwinden ließen. Selbst die sonst obligatorischen Passagen mit politischem Bezug fehlten in den Heften fast völlig. Auch deshalb gestaltete sich die Zusammenarbeit zwischen Hannes Hegen und dem herausgebenden Verlag „Junge Welt“ überwiegend schwierig, 1975 war schließlich Schluss. Die Rolle der Digedags übernahmen die Abrafaxe, die bei Kindern durchaus recht gut ankamen, den Beliebtheitsgrad ihrer Vorgänger aber nie erreichten. Hannes Hegen sicherte sich in einem langwierigen Streit vor Gericht einige Urheberrechte, darunter die Namen seiner Figuren, den Zeitschriftentitel „Mosaik“ aber nicht. Er veröffentlichte die Abenteuer der Digedags später in Buchform.

Ehre für ein Lebenswerk

Hegenbarth studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Anschließend zeichnete er vor allem für Zeitungen und Zeitschriften, etwa für das Satiremagazin „Eulenspiegel“. 1955 hatte er die Idee zu einer Bilderzeitschrift für Kinder, sein „Mosaik“ kam noch im selben Jahr auf den Markt. Zwischen 1955 und 1975 schuf er damit sein Lebenswerk. Er zog 1957 in ein zuvor von der Sowjetarmee genutztes Anwesen in der Waldowallee 15. Dort arbeitete auch das Kollektiv, das die Mosaik-Vorlagen zeichnete. In diesem Haus lebte er zurückgezogen bis März 2012 und zog dann in ein Pflegeheim. Johannes Hegenbarth war mit der Kostümbildnerin Edith Hegenbarth (1924 – 2008) verheiratet. Auch sie arbeitete für das „Mosaik“ und schuf etliche Nebenfiguren. Das Ehepaar ist auf dem Evangelischen Friedhof in Karlshorst beigesetzt.

Der Antrag zur Installation einer Gedenktafel für Hannes Hegen stand im Oktober auf der Tagesordnung der BVV, das Erinnerungsstück ist aber bereits fertig und wird am Freitag, 8. November, um 11 Uhr feierlich in der Waldowallee 15 enthüllt.

Das Mosaik mit dem Helden-Trio Digedags hat zwei Jahrzehnte lang junge Comicfans in der DDR geprägt. | Foto: Ralf Drescher
Hannes Hegen alias Johannes Hegenbarth schuf mit dem "Mosaik" einen Kultcomic in der DDR. | Foto: Rainer Kruppe
Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 849× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 364× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 695× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 774× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 348× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.