Gedenktafel für Hannes Hegen
Erinnerung an den Vater der DDR-Comics und die Digedags
Die Initiative kam aus dem Kulturausschuss und fand fraktionsübergreifend Zustimmung in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV): An den Vater der Digedags, Hannes Hegen, soll in der Waldowallee 15 eine Gedenktafel erinnern.
Die Hefte gingen buchstäblich weg wie warme Semmeln. Wer eines ergattert hatte, zog sich sofort in eine ruhige Ecke zurück, um das nächste spannende Abenteuer zu verschlingen: Die Comiczeitschrift „Mosaik“ mit ihren Helden Dig, Dag und Digedag hatte in den Sechzigern und Anfang der Siebzigerjahre unter DDR-Jugendlichen Kultstatus.
Erdacht und zu Papier gebracht hatte die Bildgeschichten um das gewitzte Trio namens Digedags der Grafiker und Comiczeichner Hannes Hegen (1925 – 2014), der eigentlich Johannes Eduard Hegenbarth hieß. Er lebte von 1957 bis 2012 im Haus in der Waldowallee 15, wo nach dem Beschluss der Bezirksverordneten nun die Erinnerungstafel stehen wird. Darauf soll zu lesen sein, Hegen habe mit dem „Mosaik“ die beliebteste Kinder- und Jugendzeitschrift der DDR geschaffen. „Die Helden Dig, Dag und Digedag führten ihre Fangemeinde in 20 Jahren und 223 Abenteuern phantasievoll über die Grenzen von Raum und Zeit“, so der Wortlaut.
Vergleichbar mit "Tim und Struppi"
Auf der Tafel wird zudem ein QR-Code stehen, der via Smartphone zu einem Ergänzungstext über Johannes Hegenbarth führt. Auch weitere Hintergründe zur Comicserie enthält der Artikel. Beispielsweise, dass das „Mosaik“ mit einer monatlichen Auflage von bis zu 660 000 Exemplaren erschien und stets im Nu ausverkauft war. Oder auch, dass die (meisten) Hefte damals in Gemeinschaftsarbeit entstanden und mit den in Westeuropa dieser Zeit verlegten Comics – wie „Tim und Struppi“ – vergleichbar waren.
In der Zeitschriftenlandschaft der DDR bildete das „Mosaik“ eine Ausnahme. Im Gegensatz zu ihren Lesern kannten die Digedags weder Dogmen noch Ländergrenzen, die sich nicht überwinden ließen. Selbst die sonst obligatorischen Passagen mit politischem Bezug fehlten in den Heften fast völlig. Auch deshalb gestaltete sich die Zusammenarbeit zwischen Hannes Hegen und dem herausgebenden Verlag „Junge Welt“ überwiegend schwierig, 1975 war schließlich Schluss. Die Rolle der Digedags übernahmen die Abrafaxe, die bei Kindern durchaus recht gut ankamen, den Beliebtheitsgrad ihrer Vorgänger aber nie erreichten. Hannes Hegen sicherte sich in einem langwierigen Streit vor Gericht einige Urheberrechte, darunter die Namen seiner Figuren, den Zeitschriftentitel „Mosaik“ aber nicht. Er veröffentlichte die Abenteuer der Digedags später in Buchform.
Ehre für ein Lebenswerk
Hegenbarth studierte an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Anschließend zeichnete er vor allem für Zeitungen und Zeitschriften, etwa für das Satiremagazin „Eulenspiegel“. 1955 hatte er die Idee zu einer Bilderzeitschrift für Kinder, sein „Mosaik“ kam noch im selben Jahr auf den Markt. Zwischen 1955 und 1975 schuf er damit sein Lebenswerk. Er zog 1957 in ein zuvor von der Sowjetarmee genutztes Anwesen in der Waldowallee 15. Dort arbeitete auch das Kollektiv, das die Mosaik-Vorlagen zeichnete. In diesem Haus lebte er zurückgezogen bis März 2012 und zog dann in ein Pflegeheim. Johannes Hegenbarth war mit der Kostümbildnerin Edith Hegenbarth (1924 – 2008) verheiratet. Auch sie arbeitete für das „Mosaik“ und schuf etliche Nebenfiguren. Das Ehepaar ist auf dem Evangelischen Friedhof in Karlshorst beigesetzt.
Der Antrag zur Installation einer Gedenktafel für Hannes Hegen stand im Oktober auf der Tagesordnung der BVV, das Erinnerungsstück ist aber bereits fertig und wird am Freitag, 8. November, um 11 Uhr feierlich in der Waldowallee 15 enthüllt.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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