Viel mehr Kultur als nur Theater
Interimsprogramm ermöglicht einen Blick ins imposante Gebäude am Bahnhof Karlshorst
Das frühere Theater Karlshorst ist eines der imposantesten Gebäude des Ortsteils. Es befindet sich nur wenige Schritte vom Bahnhof entfernt. Doch seit 2007 ist es in großen Teilen ungenutzt. Das soll sich nun nach und nach ändern.
Die von der Wohnungsbaugesellschaft Howoge gegründete Stiftung Stadtkultur wird das Gebäude bis 2025 sanieren und wieder zu einem Ort der Kultur entwickeln. Als erstes Zeichen für den Neustart fand im späten Frühjahr eine Umbenennung der Immobile statt. Sie heißt nun „KAHO – Raum für Kultur“. Der neue Name sei nötig, weil das Haus künftig mehr als ein Theater sein werde, erklärt Pirkko Husemann, Vorständin der Stiftung. „Wir wollen hier kulturelle Grundangebote für Karlshorst, aber auch für ganz Berlin machen.“
Dazu gehöre nicht nur Theater, sondern auch Tanz, Musik, Lesungen und anderes an Kreativem mehr. Basis für die Neuausrichtung seien Werkstattgespräche, die 2018/2019 mit Bürgern, Vertretern des Bezirksamts und Denkmalschützern geführt wurden, sagt Thomas Felgenhauer, Geschäftsführer der Howoge. Dabei kristallisierte sich der Wunsch nach einer multifunktionalen Nutzung heraus.
Nach der Entwicklung eines entsprechenden Konzepts reichte die Stiftung Stadtkultur Mitte 2020 einen Bauantrag ein, der inzwischen genehmigt ist. In diesem Jahr fanden Detailplanungen statt. Anfang kommenden Jahren beginnen erste kleinere Umbauten im Foyer, an der Bar und auf der Terrasse. Der richtige große Umbau soll dann 2023 starten.
Damit Interessierte bereits in diesem Jahr einen Eindruck davon erhalten können, was alles möglich ist, findet noch bis Ende November ein Interimsprogramm statt. Rund 50 Konzerten, Lesungen, Filmvorführungen sowie Performances und Workshops umfasst es. Darunter waren und sind einige Premieren, die eigens für das KAHO produziert beziehungsweise adaptiert wurden. Der Großteil der beteiligten Künstler kommt aus der freien Szene Berlins.
Mit dem Audiowalk „Foyer” des Berliner Performancekollektivs hannsjana kann sich das Publikum zum Beispiel auf Spurensuche im und rund um das Haus begeben. Akustisch berichten Zeitzeugen von ihren Erlebnissen und Erinnerungen. Zu erleben ist der Audiowalk das nächste Mal am 17. Oktober um 14 und 17 Uhr.
Am 13. November 20 Uhr ist das „ensemble reflektor“ mit dem Konzert „Goldberg“ zu hören. Mit frischem Blick kombiniert es die berühmten Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach mit Techno-Livemusik des DJ und Komponisten Konstantin Heuer. Im Wechselspiel zwischen akustischen Streicherklängen und harten elektronischen Beats suchen die Musiker nach neuen Ausdrucksformen im musikalischen Dialog.
Erbaut wurde das Haus übrigens 1948/1949 als „Dramatisches Theater Karlshorst“. Es war bis 1963 als „Haus der Offiziere“ nur den sowjetischen Militärangehörigen und Zivilangestellten zugänglich. Denn es befand sich innerhalb der sowjetischen Sperrzone. Die wurde 1963 aufgehoben, sodass das Theater mit seinen 600 Plätzen für die ganze Bevölkerung offen stand. Es wurde für Jugendweihen, Konzerte, Theater- und Kinovorführungen genutzt.
Der Komplex ging 1994 in den Besitz der damaligen Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg mbH über, die heute Teil der Howoge ist. Das Gebäude wurde weiter kulturell genutzt, bis der Theaterbetrieb 2007 eingestellt wurde. 2018 übertrug die Howoge den Komplex an die Stiftung Stadtkultur, deren satzungsmäßige Aufgabe es ist, das Gebäude zu sanieren und der Öffentlichkeit wieder als Ort für Kultur zugänglich zu machen.
Im Rahmen des Interimsprogramms haben Interessierte nun Gelegenheit, das Gebäude noch einmal im jetzigen Zustand zu besuchen. „Die Scheinwerfer stammen beispielsweise aus dem Palast der Republik“, so Pirkko Husemann.
Informationen auf https://kaho-berlin.de/programm/
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.