Karlshorst: Hier wurde für den Kaiser Kuchen gebacken

Das dritte Gebäude, frisch saniert: Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2013. | Foto: Archiv Toepfer
3Bilder
  • Das dritte Gebäude, frisch saniert: Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2013.
  • Foto: Archiv Toepfer
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Karlshorst. Am 25. Mai feiert Karlshorst seinen 120. Geburtstag. Deshalb will die Berliner Woche einige Kapitel aus der Geschichte des heutigen Berliner Ortsteils erzählen. Heute geht es um ein Haus, das dreimal gebaut wurde.

Einzelstehend, drei Vollgeschosse, heller Anstrich: Das Gebäude an der Ecke Ehrlich- und Üderseestraße fällt in dieser Gegend nicht weiter auf. Und doch hat es eine ungewöhnliche Geschichte.

An dieser Stelle standen zuvor schon zwei andere Häuser. Den Anfang machte ein recht bescheidener, zweistöckiger Bau. Errichtet wurde er in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts - damals hießen die Straßen noch Kaiserin-Auguste- und Prinz-Eitel-Friedrich-Straße. Der erste Erwerber, der Bäckermeister Wilhelm Bath, verkaufte am 8. Juli 1901 an seinen Kollegen, den Bäckermeister Paul Schröter.

Die Geschäfte brummen

Schnell liefen dessen Geschäfte hervorragend. Die Kunden kamen zuhauf, kauften Backwaren oder ließen sich im Café ein Stück Torte schmecken. Und Paul Schröter belieferte nicht nur Privatleute, sondern auch die Hindernisrennbahn. Was den Bäcker besonders stolz machte: Immer dann, wenn seine Majestät Kaiser Wilhelm II. sich dem Pferdesport zu widmen geruhte, wurde er zum Hoflieferanten.

Klar, dass bei so viel Erfolg und Ehre ein repräsentativerer Bau hermusste: Paul Schröter ließ ein viergeschossiges Gebäude hinter dem kleinen Haus errichten und nach dessen Abriss einen zweiten Gebäudeteil - alles bei laufendem Betrieb. Im Juni 1906 lud der Bäckermeister zur feierlichen Eröffnung.

Mit dem Zweiten Weltkrieg kam das Ende für den prächtigen Bau. Der erste englische Bombentreffer in Karlshorst ging am 8. September 1941 auf die Bäckerei nieder. Dabei kam eine Frau ums Leben - die erste Karlshorster Kriegstote. Sie hieß Anna Kammler, und zum Verhängnis wurde ihr ausgerechnet ihre Vorsicht, wie Günter Toepfer, Autor des Buches "Verliebt in Karlshorst", zu berichten weiß. Aus Angst vor einem Bombentreffer habe sie nämlich einen Stahlhelm in der Wohnung getragen, so Toepfer. Doch statt sie zu schützen, habe er der Frau das Genick gebrochen, als sie vom Luftdruck der Explosion gegen einen Türrahmen geschleudert worden sei.

Wenige Monate nach dem Bombeneinschlag machte man sich an den Wiederaufbau - zur Aufrüstung der Moral und wegen der wichtigen Versorgungsaufgabe, die die Bäckerei erfüllte. Die war nämlich wundersamerweise funktionstüchtig geblieben. "Man baute also um die Backstube herum ein neues Haus", so Toepfer. Mitte 1943 war es fertig.

Wie lange genau der Bäckereibetrieb lief, ist nicht ganz klar. Bekannt ist jedoch, dass Bäckermeister Gerhard Jahnke 1954 bis 1973 die Geschäfte führte. 1980 wurde der Eigentümer enteignet, zehn Jahre später erfolgte die Rückübertragung. Weil das Gebäude zu DDR-Zeiten arg heruntergekommen war, musste es von Grund auf saniert werden. Seit 2012 konnte man die Arbeiten abschließen.

Alle Artikel unserer kleinen Serie "120 Jahre Karlshorst" finden Sie hier.

Susanne Schilp / susch
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile lädt vom 3. bis 5. April 2025 zur mittlerweile 17. Brillenmesse ein. | Foto: Optik an der Zeile

Optik an der Zeile
17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April

Über 40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir, Optik an der Zeile, auch im April im Märkischen Zentrum. Feiern Sie mit und profitieren Sie von attraktiven Angeboten, die Sie sich selbst erwürfeln können! Im Rahmen der 17. Brillenmesse vom 3. bis 5. April können Sie sich von unserer Kompetenz selbst überzeugen. Mit vielen schööönen Brillengestellen und den Gläsern von Essilor und Rodenstock bieten wir bestes Sehen für jeden Anspruch. Aus der großen Kollektion namhafter...

  • Bezirk Reinickendorf
  • 15.03.25
  • 524× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Für mehr Lebensqualität!
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie & Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums in Reinickendorf, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt,...

  • Reinickendorf
  • 25.02.25
  • 1.513× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige

Vortrag am 15. April um 17 Uhr
Schmerz, Angst und Depression?

Chronische Schmerzen sind mehr als nur ein Symptom – sie können zu einer eigenständigen Erkrankung werden und das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Doch welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Wie kann moderne Neuromodulation helfen, das Schmerzsystem zu beeinflussen und das Leiden zu lindern? Unsere Referenten, Dalibor Arapovic und Sebastian Ciupa, informieren Sie über die Entstehung und Anatomie chronischer Schmerzen sowie über verschiedene Therapieansätze – von konservativen...

  • Mitte
  • 17.03.25
  • 247× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 1.724× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.