Museum zeigt Fotografien vom Abzug russischer Truppen aus Deutschland
Karlshorst. Einen sehr intimen Einblick in das Leben der russischen Soldaten gibt der Fotograf Detlev Steinberg. Die Ausstellung "Der Abzug – Die letzten Jahre der russischen Truppen in Deutschland" zeigt bislang unveröffentlichte Bilder.
"Das Gefühl der Soldaten bei ihrem Abzug aus Deutschland war uneindeutig", sagt die Historikerin Margot Blank. Bei den Rekruten habe Vorfreude auf Zuhause geherrscht. Bei den Offizieren sei das anders gewesen. "Sie lebten hier mit ihren Familien und hatten ein sehr privilegiertes Leben. Für sie brach eine Zeit der Unsicherheit an." Die Gefühle der Soldaten, ihren Lebensalltag in der stark reglementierten Welt des Militärs – all das hielt der Fotograf Detlev Steinberg mit seiner Kamera fest. Er begleitete mehrere Jahre lang den Abzug der Soldaten, lebte mit ihnen in Wünsdorf und in Karlshorst. "So entstand eine Beziehung auf Augenhöhe, die vor allem in den Porträtaufnahmen beeindruckend ist", sagt Blank. Steinberg fotografierte nicht nur Gefechtsübungen oder die Vorbereitungen für die Abschiedsparaden. Im Fokus stand auch das Leben der Soldaten: So gelangen dem Fotografen einzigartige Aufnahmen, etwa von schlafenden Soldaten der Berlin-Brigade in Karlshorst.
Insgesamt 119 Bilder zeigt die Schau im Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst. Gleichzeitig erscheint ein mehr als 400 Fotografien umfassender Begleitband, der zusätzlich die historischen Hintergründe zum Abzug aus Deutschland beschreibt: zwischen Januar 1991 und August 1994 zogen rund 340 000 Soldaten der sogenannten Westgruppe der Truppen – das waren die in der DDR stationierten Besatzungstruppen der Sowjetunion – aus Deutschland ab.
28 000 Negative
Der 1944 in Breslau (heute Wroclaw) geborene Detlev Steinberg dokumentierte diesen Abzug im Auftrag der Landesregierung Brandenburgs. Er arbeitete in den 1960er- und 1970er-Jahren als Fotoreporter für die DDR-Nachrichtenagentur ADN-Zentralbild und später als Korrespondent in Moskau für die Illustrierte "Freie Welt". Seine Auftragsarbeit für die brandenburgische Landesregierung umfasst mehr als 28 000 Negative. Diese sind nun gänzlich in die dauerhafte Verwahrung des Deutsch-Russischen Museums übergegangen. Ein kleiner Schatz, freut sich Margot Blank. "Wir sind sehr froh über die Möglichkeit, diese Fotografien für die Arbeit des Museums nutzen zu können", sagt die Historikerin, die gemeinsam mit Christoph Meißner monatelang die Negative und Kontaktbögen sichtete, um schließlich eine Auswahl für eine erste Ausstellung zu treffen. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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