Blasorchester sind seine Welt
Der Komponist und Arrangeur Siegmund Goldhammer feiert 90. Geburtstag

Siegmund Goldhammer am Klavier. Hier entstehen seine hoch gelobten Kompositionen und Arrangements für Blasorchester. | Foto:  Bernd Wähner
  • Siegmund Goldhammer am Klavier. Hier entstehen seine hoch gelobten Kompositionen und Arrangements für Blasorchester.
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Er ist wohl der einzige bedeutende Komponist und Arrangeur für konzertante Blasmusik, der im Osten Deutschlands lebt: Siegmund Goldhammer.

Wem Siegmund Goldhammer begegnet, der wird staunen: Dieser Mann soll 90 Jahre alt sein? Doch es ist so! Der Komponist, Arrangeur und Dirigent kam 1932 in Thüringen zur Welt. Er war acht Jahre alt, als er Akkordeon spielen lernte. Seine Mutter ermöglichte ihm Klavierunterricht. Autodidaktisch brachte er sich das Trompete spielen bei, denn ihn faszinierte vor allem Blasmusik. Doch bei einem Bombenangriff kommt seine Mutter um, während der Vater noch im Krieg ist.

Als der Vater heimkam, blieb er nicht lange. Siegmund Goldhammer blieb zurück, begann eine Tischlerlehre. An den Wochenenden machte er mit Freuden Musik in Gasthöfen. Von 1949 bis 1952 studierte er an der Fachschule für Musik in Weimar Trompete, Kontrabass und Klavier. Danach zog es ihn nach Berlin. Er wurde Musiker im Zentralen Orchester der Kasernierten Volkspolizei (KVP). Hier spielte er Trompete und Flügelhorn und arrangierte Schlager für Blasmusik. 1954 schrieb er mit dem Marsch „Grüß mein Berlin“ sein erstes Stück. 1962 bewarb sich der 30-Jährige an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“. Er studiert Komposition.

Weil er „delegiert“ wurde, muss Goldhammer nach dem Studium zurück ins Orchester des Wachregiments, das zum Ministerium für Staatssicherheit gehört. Dort wurde er 1. Kapellmeister, dann Chefdirigent und 1975 Musikdirektor. Als sein Vater Ende der 70er-Jahre mit ihm Kontakt aufnehmen will und er wegen seines Diensteids mit ihm nicht kommunizieren darf, erkrankt er an einer Depression. 1982 wird er deshalb aus dem Dienst entlassen. Goldhammer wird freischaffender Komponist und Dirigent. Dabei behält ihn die Stasi stets im Auge. Der Komponist und Arrangeur erhält 1983 einen Lehrauftrag für Dirigieren an der Musikhochschule. Als Komponist und Arrangeur ist er ein gefragter Mann. 1990 wird er künstlerischer Leiter des „Großen Berliner Blasorchesters". Doch als er sich für eine Anstellung in Basel bewirbt und man ihm zu verstehen gibt, dass er mit 58 Jahren zu alt sei, „war das für mich wie ein Todesstoß“, sagt er. „Ich hörte mit der Musik auf und wurde Zeitungsverkäufer.“ Nach zwei Jahren entwickelte sich eine Zusammenarbeit mit dem Musiverlag Rundel, und es gab wieder Anfragen von Orchestern. In den zurückliegenden 30 Jahren arbeitete der Karlshorster Musiker unter anderem mit Musikkorps der Bundeswehr und vielen weiteren Orchestern zusammen. Und bis heute ist Siegmund Goldhammer als Komponist und Arrangeur für große Orchester tätig. Er fiebert jetzt der Aufführung der 9. Symphonie von Beethoven durch das Polizeiorchester Brandenburg am 11. November in Potsdam entgegen. Diese hat er arrangiert.

Der Kontakt zum Polizeiorchester entstand über seinen Musikverlag. Und das Orchester schlug auch vor, zum 90. Geburtstag ein Benefizkonzert zu geben. Veranstalter ist die Volkssolidarität. Auf dem Programm steht am 15. Juli 16 Uhr im FEZ Wuhlheide Musik von Bach, Wagner und Helmut Nier. Der Erlös kommt dem Tierpark zugute. Reservierung unter ¿525 36 75 oder berlin-region-ost@volkssolidaritaet.de. Die Karten gibt es am Veranstaltungstag gegen eine selbst bestimmte Spende.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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