„Eine große Ehre“
Enkelin von Samuel Lewin besuchte die nach ihm benannte Straße
Vor zwei Jahren erhielt die Planstraße D1 in der Parkstadt Karlshorst den Namen des jüdischen Schriftstellers Samuel Lewin. Jetzt kam seine Enkelin Esther Lewin Griffin aus Oregon und besuchte die nach ihrem Großvater benannte Straße.
Lewin – 1890 in Lublin, Polen geboren, 1959 in New York gestorben – begann nach dem Ersten Weltkrieg seine schriftstellerische Tätigkeit in jiddischer Sprache, die er zeitlebens in seinen Werken beibehielt. In den 1920er-Jahren wurde er ein bekannter Dramatiker, Journalist Kritiker und Vermittler jüdischer Kultur. Die Nationalsozialisten verbrannten 1933 seine Bücher. Lewin flüchtete durch mehrere Länder Westeuropas und fand schließlich 1935 in New York eine neue Heimat. Dort entstand unter anderem die Trilogie „Zwischen den Abgründen“, die das Schicksal der polnischen Juden in der Zwischenkriegszeit vor dem Holocaust schildert.
„Für Esther und ihre Familie hat die Benennung eine große Bedeutung“, berichtet Dorett Mumme, die über die sozialen Medien mit Lewins Enkelin in Kontakt kam. „Beim Besuch der Straße betonte sie immer wieder, wie bewegend es für sie sei, dass die Stadt, aus der ihr Großvater einst fliehen musste, ihn mit diesem Andenken als einen ihrer Söhne anerkennt“, so Mumme weiter. Von der Benennung habe Esther nicht von den Behörden erfahren, sondern nur über einen Artikel in der Berliner Woche, der ihr zugeschickt wurde.
Esther Lewin Griffin war immer stolz darauf, dass ihr Opa ein Schriftsteller war, dass er in Berlin in intellektuellen literarischen Kreisen verkehrte und dass er in New York weiter als Autor lebte.
Nach dem Besuch in der Samuel-Lewin-Straße teilte sie ihre Gedanken mit – über die Freude, dass ihr Großvater, 90 Jahre nach der Verbrennung seiner Bücher, jetzt einen festen Platz in Berlin habe: „Es ist eine große Ehre, dass er und sein Werk für so wichtig erachtet werden, um eine Straße nach ihm zu benennen.“
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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