Historisches am Gartenzaun
Günter F. Toepfer bietet jetzt jeden Monat Informationen

Günter F. Toepfer an der Tafel an seinem Gartenzaun. Hier veröffentlicht er jetzt jeden Monat Hinweise zu historischen Ereignissen in Karlshorst. | Foto:  Bernd Wähner
  • Günter F. Toepfer an der Tafel an seinem Gartenzaun. Hier veröffentlicht er jetzt jeden Monat Hinweise zu historischen Ereignissen in Karlshorst.
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Wer mehr über die Karlshorster Geschichte erfahren möchte, sollte einmal im Monat an der Lehndorffstraße 32 vorbeikommen.

Am Zaun hängt ein Brett und daran befestigt Günter F. Toepfer jeden Monat eine Übersicht mit Ereignissen aus der Karlshorster Geschichte mit dem jeweiligen Datum. So ist auf dem Oktoberblatt zu erfahren, dass am 27. Oktober 1893 Oscar Gregorovius 600 000 Quadratmeter Land im Auftrag von im Hintergrund bleibenden Geldgeber erwarb. Auf dem Land konnte die Colonie Carlshorst entstehen. Und am 23. Oktober 1932 gab es etwas für die damalige Zeit Sensationelles. Auf der Pferderennbahn fand das erste Damenrennen statt, auch Amazonenrennen genannt.

Das sind zwei von neun Ereignissen, auf die Günter Toepfer im Oktober hinweisen konnte. „Ich habe im Laufe der vergangenen Jahrzehnte viel Material über Karlshorst, Friedrichsfelde und Rummelsburg gesammelt“, sagt der Karlshorster. Vor zehn Jahren entschloss er sich, ein Buch mit Geschichten zur Geschichte mit dem Titel „Verliebt in Karlshorst“ herauszugeben. Immerhin lebt Toepfer seit 68 Jahren im Ortsteil. Nach dem ersten Buch, das inzwischen vergriffen ist, brachte er noch „Verliebt in Rummelsburg und Stralau“ und „Verliebt in Friedrichsfelde“ heraus.

Vor einiger Zeit hatte Günter F. Toepfer dann die Idee, mit Datum aufzuschreiben, was an Berichtenswertem passierte. Damit andere an seinen Recherchen teilhaben können, entschloss er sich, diese an einem Brett am Gartenzaun zu veröffentlichen. Das wird er nun in jedem Monat machen.

Der erste historische November-Fakt: Am 5. November 1943 verstarb der inhaftierte frühere katholische Seelsorger der St. Mariengemeinde, Bernhard Lichtenberg. Er war 1996 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen worden. Mehrere Straßen, Namen und Kirchengemeinden tragen heute seinen Namen. Bernhard Lichtenberg wurde 1875 in Ohlau/Niederschlesien geboren. Von 1895 bis 1898 studierte er katholische Theologie in Innsbruck und Breslau, wo er 1899 zum Priester geweiht wurde. Ab 1900 war Bernhard Lichtenberg in kirchlichen Funktionen in Berlin tätig.

Ab 1906 betreute er neben der St. Mauritius-Gemeinde auch die neu gegründete St. Mariengemeinde an der Gundelfinger Straße in Karlshorst, ehe er an die Herz-Jesu-Gemeinde in Charlottenburg wechselte. 1932 wurde Lichtenberg zum Dompfarrer am Bischofssitz, der Sankt-Hedwigs-Kathedrale berufen, 1938 zum Dompropst ernannt. Bereits 1931 hetzte Propaganda-Chef Joseph Goebbels gegen Lichtenberg. Dessen Engagement für den Frieden war den Nazis ein Dorn im Auge.

Die Gestapo zögerte allerdings lange, den bekannten und beliebten Priester zu verhaften. Aufgrund einer Denunziation wurde Lichtenberg schließlich am 23. Oktober 1941 festgenommen. Er wurde wegen „Kanzelmissbrauchs“ und „Vergehen gegen das Heimtückegesetz“ zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Im Spätherbst 1943 wurde der schwer herz- und nierenkranke Lichtenberg jedoch nicht entlassen, sondern in ein Konzentrationslager eingewiesen. Auf dem Transport ins KZ Dachau starb er am 5. November 1943.

„Sein mutiges Reden und Handeln, aus seinem Glauben begründet, ist ein leuchtendes Zeichen in dunkler Zeit gewesen“, sagt Günter F. Toepfer. An Lichtenbergs Wirken in Karlshorst erinnert eine Gedenktafel an der St. Marienkirche.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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