Erinnerung an einen Demokraten
Vor zehn Jahren erhielt der Johannes-Fest-Platz seinen Namen

Der Johannes-Fest-Platz befindet sich vor dem Theater Karlshorst, dem heutigen KAHO. | Foto: Bernd Wähner
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Für viele ist er einfach nur der Fest-Platz. Vielleicht liegt es daran, dass er hin und wieder als Platz für Veranstaltungen genutzt wird. Doch eigentlich ist es der Johannes-Fest-Platz. Den Namen erhielt er vor zehn Jahren, am 5. Februar 2014.

Der Platz liegt zwischen der ehemaligen Post und dem Theater Karlshorst, dem heutigen KAHO. An die Geschichte der Benennung erinnert der Karlshoster Günter F. Toepfer in diesem Monat an seiner Gartentür an der Lehndorffstraße 32.

Der Johannes-Fest-Platz befindet sich vor dem Theater Karlshorst, dem heutigen KAHO. | Foto:  Bernd Wähner
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Doch wer war Johannes Fest? Joachim Fest (1926-2006), Historiker und Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ist vielleicht noch einigen in Erinnerung. Nach seinem Tod rückte er auch in Karlshorst wieder ins Bewusstsein etlicher seiner „Nachbarn“. In der Hentigstraße 13 wuchs er auf. Doch ohne seinen Vater Johannes Fest, einen bis zum persönlichen Nachteil geradlinigen Mann, hätte er womöglich nie seine Bedeutung erlangt.

Johannes Fest kam am 6. Februar 1889 in der Provinz Posen zur Welt. Mit 21 Jahren trat er in den Schuldienst ein und legte 1922 in Berlin die Mittelschullehrerprüfung ab. Im gleichen Jahr konnte er das Wohnhaus in der Hentigstraße erwerben. Neben der beruflichen gab es auch eine politische Karriere: Der Berliner Verband der katholischen Zentrumspartei wählte Fest in seinen Vorstand, in dem er von 1918 bis 1933 aktiv war. 1925 wurde Johannes Fest Bezirksverordneter der Zentrumspartei in Lichtenberg und am 1. Dezember 1929 wurde er zum Rektor der Lichtenberger 20. katholischen Knaben- und Mädchenvolksschule berufen.

Im Beisein von Familienangehörigen erhielt der Platz vor zehn Jahren den Namen Johannes-Fest-Platz. | Foto:  Günter F. Toepfer
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Entsetzen herrschte im Hause Fest nach der Machtergreifung der Nazis 1933. Diese hatte ihn schon bald im Verdacht „staatsfeindlicher Umtriebe“, was zu Befragungen im Schulamt und im Ministerium führte. Letztlich wurde Johannes Fest am 1. Oktober 1933 aus dem Schuldienst entlassen. Als Gründe wurden Fests politische Einstellung und „öffentlich herabsetzende Reden gegen den Führer“ angeführt.

Doch Fest konnte und wollte nicht schweigen und geriet ins Visier der Gestapo. Diese suchte ihn ab 1940 regelmäßig auf. Im April 1944 wurde er einer Einheit zum Bau von Panzersperren zugewiesen. Fest kam bis ins ostpreußische Königsberg, wo er am 9. April 1945 im Zuge der Kapitulation der Festung Königsberg in sowjetische Gefangenschaft geriet. Fast 50 Kilogramm leichter, ein Schatten seiner selbst, kehrte er im Herbst 1945 heim. Wenn auch noch sichtlich geschwächt, wurde er schon im November desselben Jahres für die CDU Bezirksschulrat in Tempelhof. Von mehreren Seiten gedrängt, kandidierte er für das Abgeordnetenhaus und zog für die ersten beiden Wahlperioden (1950 bis 1958) ins Parlament ein.

Joachim und sein Vater Johannes Fest. Die Aufnahme stammt aus Joachim Fests Autobiografie. | Foto:  privat aus Joachim Fests Buch "Ich nicht"
  • Joachim und sein Vater Johannes Fest. Die Aufnahme stammt aus Joachim Fests Autobiografie.
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1960 wurde Johannes Fest zum „Stadtältesten“ von Berlin ernannt. Diese Ehrung vergibt der Senat an besonders verdiente Berliner. Mit 71 Jahren starb Fest am 15. September 1960. Zu seinem 125. Geburtstag erhielt der bis dahin namenlose Platz am Theater den Namen Johannes-Fest-Platz. „Das war eine überfällige Ehrung für einen verdienten Bürger aus unserer Mitte, der bürgerlichen Widerstand gegen die Nazis zeigte“, sagt Günter F. Toepfer. Anlässlich der Namensgebung fand in der Katholischen Kirche in Karlshorst am 5. Februar 2014 auch Festakt statt.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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