1945 entstand das Sperrgebiet
Erinnerung an die Schrecken des Krieges
Am 8. Mai jährt sich zum 79. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs.
Daran erinnert der Karlshorster Günter F. Toepfer auf besondere Weise. An seiner Gartentür an der Lehndorffstraße 32 gibt er jeden Monat eine Übersicht mit Ereignissen aus der Karlshorster Geschichte. Und im Mai erinnert er an das Ende dieses schrecklichen Krieges: „Vom 1. September 1939 bis zum 21. April 1945 hat es in Berlin 389 Fliegeralarme und Luftangriffe gegeben.“ Es wurden rund 45 Millionen Tonnen Bomben abgeworfen. Mindestens 29 000 tote Zivilisten waren die Folge. Auf Karlshorst gab es 40 Luftangriffe, davon 33 der Royal Air Force (RAF), fünf der Amerikaner und zwei der Sowjetunion. Der erste Luftangriff auf Karlshorst erfolgte am 8. September 1941 durch die RAF, und die erste Karlshorster zivile Kriegstote war Anna Kammler aus der Auguste-Viktoria-Straße 44 (heute Ehrlichstraße 39).
„Die Bombenangriffe auf Karlshorst richteten sich ausschließlich auf Wohnhäuser und die Zivilbevölkerung. Die einzige militärische Einrichtung, die Festungspionierschule und das strategisch wichtige Kraftwerk Klingenberg, wurden nicht angegriffen“, berichtet Günter F. Toepfer. Die Folgen der Angriffe auf Karlshorst während des Zweiten Weltkrieges waren 83 tote Zivilisten, 168 zerstörte Wohnhäuser sowie weitere 806 Häuser mit erheblichen Schäden.
Doch noch andere Kriegsfolgen kamen auf die Bewohner zu, so der Kenner der Ortsteilgeschichte: „Am 23. April 1945 erreichte die Rote Armee Karlshorst. Es folgten zahlreiche Übergriffen auf Frauen und Mädchen.“ Am 4. Mai 1945 erging dann der Befehl an die Karlshorster, binnen eines Tages ihre Wohnungen zu verlassen, weil sich hier die Rote Armee einquartierte. „Beim Öffnen der Wohnungen wurden ganze Familien gefunden, die mit Selbstmord aus dem Leben schieden“, berichtet Toepfer.
In den Tagen nach dem 5. Mai 1945 sicherten Panzer, Soldaten und zunehmend Zäune die Verbotszone in Karlshorst, die sich in den Jahrzehnten danach immer wieder veränderte. Der letzte Sperrbereich in Karlshorst wurde am 31. August 1994 mit dem Abzug der letzten russischen Soldaten und Spione um die Zwieseler Straße freigeben.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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