Im Café des Langues treffen sich Fans von Fremdsprachen
"Einem Australier kann man nichts vormachen. Die sind down-to-earth, also ganz bodenständig", erzählt Wolfgang Eubel und lacht. 13 Jahre lang hat der Berliner Philosoph in Australien gelebt. "Englisch ist meine zweite Muttersprache", sagt der 60-Jährige. Vor einem Jahr kehrte er nach Berlin zurück und lebt seitdem in Karlshorst. "Jetzt suche ich nach Kontakt mit Gleichgesinnten", sagt Eubel.
Die findet er im Sprachentreff "Café des Langues" (Café der Sprachen). Einmal im Monat treffen sich hier reise- und sprachbegeisterte Karlshorster und Muttersprachler unterschiedlichster Herkunft, um sich über Sprachen, Reisen und fremde Kulturen auszutauschen. Unter ihnen ist auch Margarethe Linke. Mit 88 Jahren besucht sie das "Café des Langues" und poliert hier im Gespräch mit Wolfgang Eubel und anderen Englisch-Fans ihre eigenen Kenntnisse auf. "Eine Altersbegrenzung gibt es bei uns nicht", sagt Milena Berné, Initiatorin des Cafés. Sie spricht selbst fünf Sprachen. "Schon als Kind in der Wendezeit pflegte ich Brieffreundschaften in alle Welt", erzählt Berné. Aus ihrer Neugierde auf fremde Kulturen machte sie später einen Beruf und vermittelt heute in einer eigenen Agentur Sprach- und Kulturreisen. Milena Berné lebte schon in der Mongolei, in Vietnam und zuletzt in Südfrankreich. "Dort bin ich auf ein {sbquo}Café des Langues gestoßen und nutzte die Gelegenheit, um mich im Spanischen fit zu machen."
Zurück in Deutschland lernte sie Zeitgenossen mit ähnlich viel Fernweh und Neugier auf fremde Kulturen kennen, wie sie selbst verspürte. So gründete sie kurzerhand ein eigenes "Café des Langues". "Viele Menschen zögern, einen Sprachentreff zu besuchen. Sie denken, sie beherrschen eine Sprache vielleicht nicht gut genug. Mein Café ist dafür da, um sich ungezwungen mit anderen in einer Fremdsprache zu unterhalten und von einander zu lernen", erklärt Berné das Konzept des Treffs. Ob Englisch, Französisch oder Spanisch - für jede Sprache gibt es einen eigenen Tisch, an dem sich über diverse Themen plaudern lässt. Nicht der klassische Sprachenunterricht, sondern aktives Sprechen und Kennenlernen stehen dabei im Vordergrund. Jeder kann sich einbringen und vom Wortschatz der anderen lernen. Notfalls kommen eben die Hände zum Einsatz, wenn die Worte fehlen.
Bislang sind Englisch, Französisch und Spanisch im "Café des Langues" vertreten. "Ich hätte gern noch viel mehr Sprachen hier, auch ungewöhnliche sind willkommen", sagt Milena Berné. Von Tschechisch über Nepalesisch bis Indisch - alle Sprachen sollen im "Café des Langues" ein Zuhause finden. Nicht zuletzt auch Deutsch: "Unser Angebot richtet sich auch an Menschen, die besser Deutsch lernen wollen", sagt Milena Berné.
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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