Übungen live aus der Wohnung gestreamt
Wie Gaby Löbner Kontakt zu ihrer Trainingsgruppen beim TSV Karlshorst hält
Die Pandemie hat die Sportangebote des TSV Karlshorst fast zum Erliegen gebracht. Aber nicht ganz. Und das ist der rührigen Vereinsvorsitzenden Gaby Löbner zu verdanken.
Der TSV besteht seit 1948. Um die 650 Mitglieder hat der Breitensportverein. Zu seinen Angeboten gehören neben Fitness und Gymnastik auch Basketball, Handball und Volleyball sowie Tischtennis, Tanz und Kindersport. Fast alles wurde bis vor 15 Monaten regelmäßig und in Karlshorster Turnhallen trainiert. Doch seit Mitte März 2020 durften diese nicht mehr genutzt werden. „Zunächst ging augenscheinlich nichts mehr für uns“, sagt Gaby Löbner. „Ich begann dann zumindest für den Gymnastik- und Fitnessbereich mit einem Online-Angebot. Ich stellte kleine Videoclips zur Verfügung, nach denen trainiert werden konnte.“ Das nutzen auch einige. Aber immer wieder hörte die Vereinsvorsitzende und Trainerin, wie schwer es sei, den „inneren Schweinehund zu überwinden und sich tatsächlich zum Trainieren aufzuraffen“.
Deshalb versuchte Gaby Löbner einen neuen Weg. Sie setzte zu den üblichen Trainingszeiten Training per Livestream an. „Das probierte ich zunächst mit fünf Leuten. Und als das ankam, erweiterte ich den Kreis nach und nach.“ Der Trainerin wurde klar, dass Training in Gemeinschaft, auch wenn es online stattfindet, für alle motivierender ist, als allein nach Video.
Als es im vergangenen Sommer wieder möglich war, begann sie mit ihren Sportgruppen im Freien zu trainieren. „Wir suchten uns abgelegene freie Flächen, auf denen wir die Musik laut aufdrehen konnten.“ Doch dann kam der zweite Lockdown. „Im November ging ich wieder online“, berichtet Löbner. „Ich entschloss mich, das Training zu festen Zeiten nicht nur für meine beiden Fitnessgruppen, sondern auch für die zwei Tanzgruppen anzubieten. Und das läuft so nun schon seit sieben Monaten.“ In der Zeit des Online-Trainings habe sie viel gelernt. Vor allem beim Tanz müsse sie genau überlegen und ausprobieren, was sie tatsächlich vermitteln kann. Dass das überhaupt geht, sei unter anderem ihrer Wohnung zu verdanken. „Meine Tochter ist ausgezogen, sodass ich ihr Zimmer nutzen kann“, verrät sie. „Andere Trainer haben weder die räumlichen Möglichkeiten, noch die technischen Voraussetzungen. Deshalb hoffen alle darauf, dass endlich auch wieder in den Sporthallen trainiert werden kann.“ Vor allem für die Gruppen mit den ganz kleinen Kindern und mit Senioren sei das sehr wichtig. Denn mit Drei- bis Fünfjährigen kann man nicht per Livestream trainieren. Und viele über 70 oder 80 Jahre haben gar nicht die technischen Voraussetzungen.
Während Gaby Löbner mit ihre Stream-Variante Erfahrungen sammelte, boten andere Trainerinnen und Trainer Links zu YouTube-Videos zum Fithalten an oder verschickten an die Trainingsgruppen Listen mit Übungen. „Weil aber viele doch Interesse anm Live-Training haben, öffnete ich mein Streaming-Angebot im zweiten Lockdown auch für andere Gruppen“, berichtet Gaby Löbner. Das nutzen inzwischen bis zu 110 Sportlerinnen und Sportler je Trainingszeit.
Natürlich hoffen alle TSV-Sportler, dass sie bald wieder unter relativ normalen Bedingungen trainieren können, weil man online Abstriche machen muss. „Beim Tanzen können wir zum Beispiel nur Standardtanz üben. Latein ist nicht machbar“, berichtet Gaby Löbner. Für den TSV Karlshorst spricht, dass er in den vergangenen 15 Monaten nur zwei Austritte wegen fehlender Trainingsmöglichkeiten hatte. Das zeige, dass es eine große Verbundenheit mit dem Kiez-Sportverein gebe, so die Vorsitzende.
Mehr Informationen auf https://tsv-karlshorst.de
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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