"Utopisch und unangemessen"
Kritik an der Zielmarke für Wohnungsneubau in Karow
Seit gut fünf Jahren steht fest: In Karow Süd sollen viele neue Wohnungen entstehen. Entsprechende Baupotentialflächen eruierten Senat und Bezirk bereits vor etlichen Jahren. Nach Protesten von Bürgern wurde die Obergrenze auf 3000 Wohnungen festgelegt. Doch nun geht man in der Senatsverwaltung von Bausenator Christian Gaebler (SPD) wieder von dem Ziel aus, dass hier 5000 Wohnungen entstehen sollen.
Die nun wieder erhöhte Zielmarke, die wiederum für viel Unruhe in der Region sorgt, kritisiert der Karower Abgeordnete Johannes Kraft (CDU) scharf: „Für die geplante Bebauung in Karow gilt, was für alle größeren Neubauvorhaben immer gelten muss: Sie müssen gemeinsam mit den Anwohnern, verträglich und entsprechend der Ortsüblichkeit entwickelt werden.“
Mehr als 3500 Einwohner aus Karow und der direkten Umgebung haben bereits 2019 den Einwohnerantrag „Karow ist schön und soll es auch bleiben“ unterzeichnet, der in der BVV mit großer Mehrheit beschlossen wurde. „Vor dem Hintergrund dieses klaren Votums der BVV und der Anwohner und auch vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Rahmenplanung sind die aus dem Haus von Senator Gaebler jetzt erneut genannten 5000 Wohnungen völlig utopisch und unangemessen“, so Johannes Kraft.
Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, warum jetzt wieder Zielzahlen aus einer Dichtestudie zitiert werden. Noch unverständlicher sei dies, wenn man sich die Erkenntnisse aus dem jüngst stattgefundenen Workshop zum Baugebiet „Am Teichberg“ mit dem Stadtplaner und Architekten Prof. Christoph Mäckler anschaut. „Hier wurde deutlich, dass die bisherigen Planungen sowohl städtebaulich als auch hinsichtlich der Anzahl der Wohnungen zu einer massiven Überforderung des Ortsteils führen würden und jedweder städtebaulicher Qualität entbehren“, so Kraft.
Erst vor wenigen Tagen hatte Gaeblers Staatssekretär Alexander Slotty (SPD) auf seine schriftliche Anfrage im Abgeordnetenhaus hin erklärt, dass die Ergebnisse dieses Workshops auch auf die anderen beiden Baufelder „Straße 52“ und „Karow Süd“ angewendet werden müssten, berichtet Johannes Kraft. „In derselben Drucksache wird auch deutlich, dass der in der Broschüre der Senatsverwaltung ‚zu Haus in Berlin‘ genannte Zeitplan nicht realisierbar ist. Denn in keinem der Gebiete gibt es Baurecht, und auch die abwassertechnische Erschließung wird bis zum Jahr 2026 nicht erfolgt sein.“ Insofern versteht der Abgeordnete auch nicht, dass es jetzt heißt, dass hier bereits 2026 mit dem Bauen von Wohnungen begonnen werden solle.
„Die Karower und auch ich haben uns immer für den Neubau von dringend benötigten Wohnungen ausgesprochen“, betontJohannes Kraft. „Viele Aktive aus Karow, zum Beispiel aus dem Verein ‚Wir für Karow‘, haben sich beteiligt, Zeit und Ressourcen investiert, um eine verträgliche Entwicklung zu ermöglichen. Mit den aktuellen Vorstellungen des Senators wird diese ehrenamtliche Arbeit konterkariert. Die Rahmenbedingungen, die wir im Einwohnerantrag definiert haben, müssen weiterhin gelten: Ohne leistungsfähige Infrastruktur kann der Ortsteil keine weiteren Wohnungen aufnehmen, und um den Charakter und die städtebauliche Qualität Karows zu erhalten, ist die avisierte Wohnungszahl viel zu hoch.“
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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