Gerhard Wittes Dienstzeit in Karow geht zu Ende
Dann hat er 45 Jahre bei der Berliner Stadtmission gearbeitet, davon 18 Jahre in Karow. Dass er einmal Pfarrer werden würde, hätte Gerhard Witte in seiner Kindheit und Jugend selbst nicht gedacht. Seine Eltern waren keine praktizierenden Christen, schickten ihn aber zur Christenlehre. "Das fand ich stinklangweilig", erinnert er sich. Aber dann begannen zwei engagierte Jugendliche aus Blankenburg mit einer Jungendarbeit, die ihn fesselte. "Zwischendurch legten die beiden immer Wert auf Andachten", berichtet Witte. "Da dachte ich mir: Wenn denen das so wichtig ist, dann musst du mal genauer zuhören."
So begann er, sich intensiver mit dem christlichen Glauben zu beschäftigen. Als die beiden jungen Männer zum Studium gingen, gaben sie ihm den Tipp, sich an die Stadtmissionsgemeinde in der Berliner Straße in Pankow zu wenden. Dort könne er sich selbst engagieren. Das tat Gerhard Witte dann auch.
Beruflich hatte er aber anderes im Sinn. Er machte eine Maurer-Berufsausbildung mit Abitur. "Ich wollte Bauwesen studieren, später Talsperren und Staudämme bauen", so sein Ziel. Doch ein Bandscheibenschaden beendete den Traum vom Bauingenieur. "Ich musste neu über meine Zukunft nachdenken. Einer aus der Stadtmissionsgemeinde erzählte mir dann, dass man auf dem zweiten Bildungsweg Theologie studieren könne", erklärt Witte.
Das wollte der junge Mann versuchen. Die Stadtmissionsgemeinde delegierte ihn zum Studium an das Paulinum, das sich am Volkspark Friedrichshain befand. "Am Paulinum hatten junge Leute aus der ganzen DDR die Möglichkeit, im zweiten Bildungsweg Theologen zu werden", berichtet Witte. "Viele sagten anfangs, dass sie sich dazu berufen fühlten - und hielten nur ein halbes Jahr durch. Ich fühlte mich nicht berufen, trotzdem war das genau das richtige für mich."
Zum Vikariat wurde er in einen abgeschiedenen Ort nahe Lübben gesandt. Obwohl er die Abgeschiedenheit schätzte, wollte er zurück nach Berlin. Nach verschiedenen Tätigkeiten, wurde er 1996 Pfarrer der Stadtmissionsgemeinde in seinem Heimatortsteil Karow.
Schon bald organisierte er hier mit engagierten Gemeindemitgliedern einen ersten Trödelmarkt. Die Einnahmen kamen der Gemeindearbeit und gemeinnützigen Zwecken zugute.
Weil die Gemeinde stetig weiter wuchs, wurden die Räumlichkeiten schon bald zu eng. In Alt-Karow 8 wurde ein neues Grundstück für das Projekt "Gemeindehof" gefunden. "Wir wollten hier von Anfang an ein Mehrgenerationenangebot aufbauen", sagt Gerhard Witte. Das gelang. Auf dem ehemaligen Bauerngehöft entstanden in den zurückliegenden Jahren Seniorenwohnungen und eine Kita. In die alte Scheune wurden ein Raum für Gottesdienste und Versammlungen, ein Gemeindecafé und Gruppenräume eingebaut.
Rückblickend sagt Gerhard Witte: "Die gesamte Zeit war geprägt von Neuanfängen, Gemeindegründungen, ständigen Baumaßnahmen und auch viel Freude an der Arbeit." Auch wenn er sich Ende des Monats aus der Gemeindearbeit zurückzieht: dem Vater von sieben Kindern wird garantiert nicht langweilig. Er will dem Nachwuchs bei Bauarbeiten helfen, aber auch mit seiner Frau viel mit dem E-Bike unterwegs sein.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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