Hürden im Kopf abbauen
Karower Dachse gründen die erste Handballgruppe Berlins für Sportler mit und ohne geistige Beeinträchtigung

Der Nachwuchs ist schon begeistert: Kinder, die bei den Karower Dachsen trainieren, mit der Vereinsvorsitzenden Kirsten Ulrich (links) und Bürgermeister Sören Benn, der den Verein kürzlich besuchte. | Foto: Tobias Schietzelt
  • Der Nachwuchs ist schon begeistert: Kinder, die bei den Karower Dachsen trainieren, mit der Vereinsvorsitzenden Kirsten Ulrich (links) und Bürgermeister Sören Benn, der den Verein kürzlich besuchte.
  • Foto: Tobias Schietzelt
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Im November bekam Berlin den Zuschlag für die „Special Olympics World Games 2023“. Darauf bereiten sich die Karower Dachse jetzt vor. Der Sportverein startet nach Ferienende die erste Handballmannschaft Berlins, in der junge Menschen mit und ohne geistiger Beeinträchtigung zusammenspielen.

„Es gibt in Berliner keine Gruppe, die Unified-Handball anbietet, und das müssen wir natürlich ändern, gerade in Anbetracht der Weltspiele“, sagt die Vereinsvorsitzende Kirsten Ulrich. Sie hat Erfahrung mit Inklusionssport. „Ich habe früher einen Lauftreff für geistig Beeinträchtigte geleitet.“ Darüber hinaus betreut die Trainerin einen Tandem-Lauftreff, bei dem Sehbeeinträchtige und Blinde mit Läufern ohne Behinderung zusammen trainieren. „Im Prinzip geht es bei Inklusionssport darum, Hürden im Kopf abzubauen, was angeblich alles nicht geht für Menschen mit Beeinträchtigung.“ Und da mache der Handball keine Ausnahme. Geplant ist eine Gruppe aus jungen Frauen und Männern gemischten Alters.

„Wir haben da erst mal Jugendliche im Blick, lassen uns aber drauf ein, wer alles Interesse zeigt und zu uns kommt“, so Ulrich. Eine Altersbeschränkung gebe es jedenfalls nicht, zu jung dürften die Spieler aber auch nicht sein. Wie viele geistig Behinderte dann mit Nichtbehinderten in der Mannschaft spielen, ergebe sich dann auch von selbst, so Ulrich: „Bei den Weltspielen gibt es für Mannschaften genaue Vorgaben, wie hoch der jeweilige Anteil sein muss, – bei uns aber nicht.“

Um Kinder und junge Menschen, die geistig beeinträchtigt sind, für Handball zu begeistern, nahmen die Karower Dachse bereits zu Schulen, Wohngemeinschaften und Behindertenwerkstätten Kontakt auf. „Wir haben auch zu unserem Inklusionssportfest am 14. September eingeladen, damit Kinder und Jugendliche einige Sportarten mal ausprobieren können im Beisein ihrer Eltern“, erklärt die Vereinsvorsitzende weiter. Auch junge Erwachsene können sich sportlich ausprobieren. Neben Handball sind beispielsweise Angebote in Leichtathletik und Bogenschießen geplant. „Viele Eltern wissen gar nicht, welche Möglichkeiten ihre geistig beeinträchtigen Kinder haben.“

Barrieren aus dem Kopf zu bekommen, das ist das Anliegen der Special Olympics World Games. Bei den Karower Dachsen gehen die Trainer das ganz unkompliziert an. Was brauchen geistig beeinträchtigte Spieler beim Handballtraining für Hinweise und Hilfen? Die Trainer wollen es selbst herausfinden. „Das wird über ‚Learning by doing‘ passieren“, so Kirsten Ulrich. Die Trainer holten sich aber auch Expertise von außen dazu.

Dieses Engagement lobte Bürgermeister Sören Benn kürzlich bei seinem Besuch während seiner Sommerreise durch den Bezirk. „Die Dachse arbeiten für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Gesundheit, Lebensfreude, für Freude an der Bewegung – und das ist eine Arbeit, die unschätzbar wertvoll ist.“

Die Unified-Handballgruppe wird nach den Ferien immer sonnabends ab 14 Uhr treffen. Anmelden kann man sich in der Geschäftsstelle der Karower Dachse, Achillesstraße 57, oder beim Inklusionsfest am 14. September. Weitere Informationen gibt es unter www.karower-dachse.de und Tel. 94 63 35 70.

Autor:

Corina Niebuhr aus Kreuzberg

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