Peinliche Visitenkarte: Empfangshalle und Treppenaufgang am S-Bahnhof Karow sind total beschmiert
Es war einmal ein Schmuckstück: das Empfangsgebäude des S-Bahnhofs Karow. Doch inzwischen sieht es äußerst abgewrackt aus.
Annemarie Fach benutzt täglich die S-Bahn, um zur Arbeit zu kommen. Dabei ärgert sie sich stets über den Zustand des einst so imposanten Karower Bahnhofsgebäudes. Überall an den Wänden sind Schmierereien in allen möglichen Farben zu finden. An den Plakatwänden im Gebäude hängen nur noch Papierfetzen. Und auch die sind mit Farbe beschmiert. Aber auch an der Außenfassade finden sich Schmierereien, und es bröckelt der Putz.
Kürzlich hatte die Karowerin Besucher aus einer anderen Stadt. Mit denen fuhr sie mit der S-Bahn Richtung Friedrichstraße. Als ihre Besucher das Bahnhofsgebäude betraten, waren sie von dessen Zustand erschrocken. Sie fragten sinngemäß: In welchem abgelegenen Provinznest wohnst du denn, wenn sich die Bahn hier nicht mal um den Zustand des Bahnhofsgebäudes kümmert? Annemarie Fach sagt, dass sie sich richtig fremdschämte. Dabei zählt der Bahnhof Karow mit seinem imposanten Empfangsgebäude mit zu den ältesten in der Stadt. Die Bahnstrecke wurde bereits Ende Juli 1842 in Betrieb genommen. Viele Jahre fuhren Züge durch die Gemarkung Karow, hatten jedoch noch keinen Haltepunkt dort.
Es dauerte noch bis zum 15. November 1882, bis Karow endlich einen eigenen Bahnhaltepunkt bekam. Lange Zeit waren die Gleise ebenerdig verlegt. Allerdings wurden die Bahnübergänge als lästig empfunden. Darum wurde die Trasse in Karow von 1910 bis 16 auf einen drei Meter hohen Erdwall verlegt und viergleisig ausgebaut. In dieser Zeit wurde auch das heutige Empfangsgebäude errichtet.
Bahn lässt Gutachten erstellen
Dass es heute so heruntergekommen ist, bekam auch die Bahn inzwischen mit. Auf Anfrage der Berliner Woche erklärt Gisbert Gahler vom Regionalbüro Kommunikation Berlin der Deutschen Bahn AG: „Wir haben ein Architekturbüro beauftragt, das eine Bestandserfassung des kompletten Empfangsgebäudes vornimmt.“ Diese Erfassung beinhalte unter anderem eine bauhistorische Untersuchung, eine detaillierte Bestandsaufnahme des architektonischen Innenausbaus, eine restauratorische Farbuntersuchung und die Erstellung eines Erhaltungskonzeptes für dieses unter Denkmalschutz stehende Gebäude. Das daraus resultierende Gutachten mit Empfehlungen werde dann der Denkmalschutzbehörde und einer Baufirma vorgelegt. Die Baufirma wird auf der Grundlage des Gutachtens ein Angebot zur „denkmalgerechten Aufwertung des Gebäudes“ erstellen. Erst dann könnte die Restaurierung des Empfangsgebäudes in Angriff genommen werden. Wann das sein wird, steht allerdings noch nicht fest. „Den genauen zeitlichen Ablauf können wir erst erarbeiten, wenn das Gutachten vorliegt“, erklärt Gisbert Gahler.
Im Zusammenhang mit den Arbeiten am historischen Empfangsgebäude will sich die Bahn dann auch den Nordausgang des S-Bahnhofs vornehmen. Dieser wurde 2010 neu errichtet. Die Wandflächen der Treppenanlagen sollen, so der Plan, mittels Graffitikunst gestaltet werden, „um so mutwilliger Beschmutzung vorzubeugen“.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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