Neue Dauerausstellung im Museum Flugplatz Gatow
Kanonenkugeln und Flugzeuge bestaunen
Die neue Dauerausstellung „You can’t miss Gatow – Die Geschichte eines Flugplatzes“ des militärhistorischen Museums Flugplatz Berlin-Gatow zeichnet die Geschichte des eigenen Standortes nach.
Der englische Titel ist ein Zitat aus dem Jahr 1947. Damals richtete die britische Luftwaffe ein modernes Flugleitradar auf dem Flugplatz Gatow ein. Man kam eben an Gatow nicht vorbei, waren die Militärs überzeugt.
Zu jener Zeit war der Zweite Weltkrieg gerade zwei Jahre zu Ende. 1945 hatte die Rote Armee das Gelände erobert, doch kurze Zeit später fiel im Rahmen der Sektorenaufteilung die gesamte Anlage an die Royal Air Force. Sie sollte bis 1994 bleiben.
Segelflieger kreisten schon früh
Schon bevor Mitte der 1930er Jahre die Nationalsozialisten einen riesigen Komplex zur Ausbildung von Piloten und Offizieren der Luftwaffe einrichteten und luftkriegstechnische Forschung betrieben, hatte der Spandauer Süden mit der Fliegerei zu tun. In der Nähe des Villenvorortes Kladow erprobten sich Segelflieger auf dem Gatower Windmühlenberg.
Weltberühmt wurde der Flugplatz Gatow zur Zeit der Berlin-Blockade vom Juni 1948 bis zum Mai 1949, als die Sowjetunion die Zufahrtswege in die westlichen Sektoren der Stadt sperrte. Neben den Flughäfen Tegel und Tempelhof trug Gatow wesentlich zur Versorgung der West-Berliner Bevölkerung bei. Auf der nahen Havel landeten zudem voll beladene Wasserflugzeuge. Nach dem Abzug der Briten übernahm die Bundeswehr das Gelände. In der benachbarten General-Steinhoff-Kaserne hat der Inspekteur der Luftwaffe seinen Sitz.
Kanonenkugeln vom Alten Fritz
Zwei der 80 Exponate sind viel älter als die Fliegerei. Eine Zehn- und eine Sechs-Pfund-Kanonenkugel stammen wohl aus der Zeit Friedrichs des Großen. 1753 fand auf dem Feld zwischen Kladow, Spandau und Döberitz ein Manöver der preußischen Armee statt, an dem mehr als 30.000 Soldaten teilgenommen haben sollen. Damals wurden Wallanlagen am Ritterfelddamm errichtet, damit die Soldaten die Erstürmung befestigter Stellungen üben konnten. In der Nähe des Ritterfelddamms wurden auch die beiden Kanonenkugeln gefunden.
Historische Fotos zeigen das Gut Kladow, wo ab 1935 zunächst Flieger stationiert werden. Eine besondere Persönlichkeit in der männlich dominierten Luftkriegsschule war Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg (1903 – 1945). Sie besaß die Lizenzen für alle Flugzeugklassen und absolvierte als Ingenieurin Testflüge. Über ihren Ehemann Alexander, älterer Bruder des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, hatte sie Verbindung zu der Widerstandsgruppe, die das missglückte Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 plante. Bis heute ist unklar, wie eng dieser Kontakt war. Melitta von Stauffenberg kam für mehrere Wochen in Haft, durfte dann aber ihre Tätigkeit in Gatow fortsetzen. Am 8. April 1945 wurde ihr Flugzeug in Bayern von einem amerikanischen Jagdflieger abgeschossen. Sie konnte die Maschine noch notlanden, erlag aber kurz darauf ihren Verletzungen.
Korrekte Briten geben Fluchtflugzeug zurück
Ein Artikel aus dem Spandauer Volkblatt vom 29. Juni 1979 berichtet von einem Ereignis, das nur durch die deutsch-deutsche Teilung möglich war. Der DDR-Bürger Wolfgang Seiler war mit einem Segelflugzeug geflohen und in Gatow gelandet. Die korrekten Briten gaben das Flugzeug an der Glienicker Brücke an sowjetische Militärs zurück. Der Volksblatt-Reporter weist darauf hin, dass zuvor ein Unbekannter an der Leitwerk-Sicherung ein Schild angebracht hatte: „Vor dem nächsten Fluchtversuch zu entfernen.“
Die Dauerausstellung im Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow, Am Flugplatz Gatow 33, ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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