Neue Dauerausstellung im Museum Flugplatz Gatow
Kanonenkugeln und Flugzeuge bestaunen

Modell eines Wasserflugzeuges vom Typ Short Sunderland. Solche Flugzeuge landeten während der Luftbrücke auf der Havel. | Foto: Christian Schindler
4Bilder
  • Modell eines Wasserflugzeuges vom Typ Short Sunderland. Solche Flugzeuge landeten während der Luftbrücke auf der Havel.
  • Foto: Christian Schindler
  • hochgeladen von Christian Schindler

Die neue Dauerausstellung „You can’t miss Gatow – Die Geschichte eines Flugplatzes“ des militärhistorischen Museums Flugplatz Berlin-Gatow zeichnet die Geschichte des eigenen Standortes nach.

Der englische Titel ist ein Zitat aus dem Jahr 1947. Damals richtete die britische Luftwaffe ein modernes Flugleitradar auf dem Flugplatz Gatow ein. Man kam eben an Gatow nicht vorbei, waren die Militärs überzeugt.

Zu jener Zeit war der Zweite Weltkrieg gerade zwei Jahre zu Ende. 1945 hatte die Rote Armee das Gelände erobert, doch kurze Zeit später fiel im Rahmen der Sektorenaufteilung die gesamte Anlage an die Royal Air Force. Sie sollte bis 1994 bleiben.

Segelflieger kreisten schon früh

Schon bevor Mitte der 1930er Jahre die Nationalsozialisten einen riesigen Komplex zur Ausbildung von Piloten und Offizieren der Luftwaffe einrichteten und luftkriegstechnische Forschung betrieben, hatte der Spandauer Süden mit der Fliegerei zu tun. In der Nähe des Villenvorortes Kladow erprobten sich Segelflieger auf dem Gatower Windmühlenberg.

Weltberühmt wurde der Flugplatz Gatow zur Zeit der Berlin-Blockade vom Juni 1948 bis zum Mai 1949, als die Sowjetunion die Zufahrtswege in die westlichen Sektoren der Stadt sperrte. Neben den Flughäfen Tegel und Tempelhof trug Gatow wesentlich zur Versorgung der West-Berliner Bevölkerung bei. Auf der nahen Havel landeten zudem voll beladene Wasserflugzeuge. Nach dem Abzug der Briten übernahm die Bundeswehr das Gelände. In der benachbarten General-Steinhoff-Kaserne hat der Inspekteur der Luftwaffe seinen Sitz.

Kanonenkugeln vom Alten Fritz

Zwei der 80 Exponate sind viel älter als die Fliegerei. Eine Zehn- und eine Sechs-Pfund-Kanonenkugel stammen wohl aus der Zeit Friedrichs des Großen. 1753 fand auf dem Feld zwischen Kladow, Spandau und Döberitz ein Manöver der preußischen Armee statt, an dem mehr als 30.000 Soldaten teilgenommen haben sollen. Damals wurden Wallanlagen am Ritterfelddamm errichtet, damit die Soldaten die Erstürmung befestigter Stellungen üben konnten. In der Nähe des Ritterfelddamms wurden auch die beiden Kanonenkugeln gefunden.

Historische Fotos zeigen das Gut Kladow, wo ab 1935 zunächst Flieger stationiert werden. Eine besondere Persönlichkeit in der männlich dominierten Luftkriegsschule war Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg (1903 – 1945). Sie besaß die Lizenzen für alle Flugzeugklassen und absolvierte als Ingenieurin Testflüge. Über ihren Ehemann Alexander, älterer Bruder des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, hatte sie Verbindung zu der Widerstandsgruppe, die das missglückte Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 plante. Bis heute ist unklar, wie eng dieser Kontakt war. Melitta von Stauffenberg kam für mehrere Wochen in Haft, durfte dann aber ihre Tätigkeit in Gatow fortsetzen. Am 8. April 1945 wurde ihr Flugzeug in Bayern von einem amerikanischen Jagdflieger abgeschossen. Sie konnte die Maschine noch notlanden, erlag aber kurz darauf ihren Verletzungen.

Korrekte Briten geben Fluchtflugzeug zurück

Ein Artikel aus dem Spandauer Volkblatt vom 29. Juni 1979 berichtet von einem Ereignis, das nur durch die deutsch-deutsche Teilung möglich war. Der DDR-Bürger Wolfgang Seiler war mit einem Segelflugzeug geflohen und in Gatow gelandet. Die korrekten Briten gaben das Flugzeug an der Glienicker Brücke an sowjetische Militärs zurück. Der Volksblatt-Reporter weist darauf hin, dass zuvor ein Unbekannter an der Leitwerk-Sicherung ein Schild angebracht hatte: „Vor dem nächsten Fluchtversuch zu entfernen.“

Die Dauerausstellung im Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow, Am Flugplatz Gatow 33, ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 533× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 818× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 797× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.178× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.