Der Kreuzberger Maler lebte mehrere Jahre am Sacrower Kirchweg
Kurt Mühlenhaupts Spandauer Kalenderbilder
Am 19. Januar wäre Kurt Mühlenhaupt 100 Jahre alt geworden. Der 2006 gestorbene Maler, Bildhauer und Schriftsteller wird bis heute vor allem in Kreuzberg verortet. Als einst vielleicht wichtigster Vertreter der dortigen Künstlerbohème.
Weniger bekannt ist, dass Kurt Mühlenhaupt mehr als ein Jahrzehnt in Kladow gewohnt hat, am Sacrower Kirchweg 15. Zweimal in Kreuzberg "wegsaniert" habe er sich dort 1975 einen Bauernhof gekauft, heißt es in der Lebenschronik, die seine Witwe Hannelore Mühlenhaupt verfasst hat.
Spandau als Refugium
In diesem Refugium entstehen einige seiner bekanntesten Arbeiten. Etwa die Skulpturen für den Feuerwehrbrunnen am Kreuzberger Mariannenplatz, die monumentalen Stadtbilder für das ICC oder Mosaiken für das Stadtbad Wedding. Aber auch in Spandau hat Kurt Mühlenhaupt Spuren hinterlassen, worauf auch Hans J. Grundmann in einer Nachricht an das Spandauer Volksblatt hinwies.
Grundmann besaß damals einen Druckereibetrieb in der Groenerstraße und hatte, 1977 einen Bildkalender für Spandau mit Werken der "Arbeitsgruppe Berliner Architekturmaler" herausgegeben.
Für das folgende Jahr habe er einen weiteren Kalender geplant und überlegt, wer ihm die Zeichnungen dafür liefern könnte. Zufällig sei er auf eine Anzeige gestoßen, in der Kurt Mühlenhaupt eine antike Druckerpresse suchte. Erst dadurch habe er erfahren, dass der Maler mittlerweile in Kladow ansässig war.
In Sorge um sein Image
Grundmann besuchte ihn daraufhin am Sacrower Kirchweg, um ihn um Material für den Bildkalender zu bitten. Was Mühlenhaupt zunächst ablehnte. Vor allem mit der Begründung, dass sein Image als "Kreuzberger Original" Schaden nehmen könnte, wenn er jetzt Bilder mit Spandau-Motiven veröffentliche, wie sich Hans J. Grundmann erinnert.
Kurz darauf hatte es sich der Künstler aber anders überlegt und sei zusammen mit dem Maler Wolfgang Ziezold in der Druckerei erschienen. Beide hätten eine Mitarbeit zugesagt. Der Kalender erschien Ende 1977 in einer Auflage von 1000 Exemplaren und beinhaltete sieben Federzeichnungen von Kurt Mühlenhaupt.
Mäßiger Verkaufserfolg
Er sei allerdings kein allzu großer Verkaufserfolg gewesen. "Die Spandauer Bürger konnten sich mit Darstellung nicht anfreunden", vermutet der Drucker. Nur etwa die Hälfte hätte Abnehmer gefunden. Die übrig gebliebenen und die Einnahmen "wurden aufgeteilt und die Druckplatten auf Anweisung Kurt Mühlenhaupts vernichtet."
Heute seien nur noch wenige Exemplare vorhanden. Bei der Heimatkundlichen Vereinigung Spandau oder in der Zentral- und Landesbibliothek wäre der Kalender archiviert, weiß Hans J. Grundmann. Auch in einem Berliner Antiquariat sei noch eine Ausgabe vorhanden. Vielleicht dieselbe, die zuletzt online zum Preis von 110 Euro angeboten wurde.
Mühlenhaupt zog nach Brandenburg
Kurt Mühlenhaupt hat Kladow 1990 verlassen. Seine neue Heimat wurde ein Gutshof im brandenburgischen Bergsdorf. Das Refugium wurde gleichzeitig Museum und Kulturort. In Bergsdorf stirbt Kurt Mühlenhaupt am 16. April 2006.
Das Museum kehrte im vergangenen Jahr nach Kreuzberg zurück und befindet sich in den Mühlenhaupt-Höfen in der Fidicinstraße 40. Nicht nur dort wird es im Lauf des Jahres Ausstellungen und weitere Veranstaltungen geben. Auch weil parallel zu 100 Jahre Kurt Mühlenhaupt noch an 100 Jahre Kreuzberg und 200 Jahre Denkmal auf dem Kreuzberg erinnert werden soll. Zwei Audioguides zu Leben und Werk sind ebenfalls erschienen und wurden von der Schauspielerin Katharina Thalbach eingesprochen. In einem ist auch, wenn auch eher kurz, von der Zeit in Kladow die Rede. Unter der Überschrift: "Die Geburt der steinernen Zwerge".
Mehr Informationen gibt es im Internet auf www.muehlenhaupt.de.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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