Der Kreuzberger Maler lebte mehrere Jahre am Sacrower Kirchweg
Kurt Mühlenhaupts Spandauer Kalenderbilder

Eine Federzeichnung von Kurt Mühlenhaupt als Titelblatt des "Spandauer Bildkalenders" für das Jahr 1978. | Foto: Copyright: Hans J. Grundmann
2Bilder
  • Eine Federzeichnung von Kurt Mühlenhaupt als Titelblatt des "Spandauer Bildkalenders" für das Jahr 1978.
  • Foto: Copyright: Hans J. Grundmann
  • hochgeladen von Thomas Frey

Am 19. Januar wäre Kurt Mühlenhaupt 100 Jahre alt geworden. Der 2006 gestorbene Maler, Bildhauer und Schriftsteller wird bis heute vor allem in Kreuzberg verortet. Als einst vielleicht wichtigster Vertreter der dortigen Künstlerbohème.

Weniger bekannt ist, dass Kurt Mühlenhaupt mehr als ein Jahrzehnt in Kladow gewohnt hat, am Sacrower Kirchweg 15. Zweimal in Kreuzberg "wegsaniert" habe er sich dort 1975 einen Bauernhof gekauft, heißt es in der Lebenschronik, die seine Witwe Hannelore Mühlenhaupt verfasst hat.

Spandau als Refugium

In diesem Refugium entstehen einige seiner bekanntesten Arbeiten. Etwa die Skulpturen für den Feuerwehrbrunnen am Kreuzberger Mariannenplatz, die monumentalen Stadtbilder für das ICC oder Mosaiken für das Stadtbad Wedding. Aber auch in Spandau hat Kurt Mühlenhaupt Spuren hinterlassen, worauf auch Hans J. Grundmann in einer Nachricht an das Spandauer Volksblatt hinwies.

Grundmann besaß damals einen Druckereibetrieb in der Groenerstraße und hatte, 1977 einen Bildkalender für Spandau mit Werken der "Arbeitsgruppe Berliner Architekturmaler" herausgegeben.

Für das folgende Jahr habe er einen weiteren Kalender geplant und überlegt, wer ihm die Zeichnungen dafür liefern könnte. Zufällig sei er auf eine Anzeige gestoßen, in der Kurt Mühlenhaupt eine antike Druckerpresse suchte. Erst dadurch habe er erfahren, dass der Maler mittlerweile in Kladow ansässig war.

In Sorge um sein Image

Grundmann besuchte ihn daraufhin am Sacrower Kirchweg, um ihn um Material für den Bildkalender zu bitten. Was Mühlenhaupt zunächst ablehnte. Vor allem mit der Begründung, dass sein Image als "Kreuzberger Original" Schaden nehmen könnte, wenn er jetzt Bilder mit Spandau-Motiven veröffentliche, wie sich Hans J. Grundmann erinnert.

Kurz darauf hatte es sich der Künstler aber anders überlegt und sei zusammen mit dem Maler Wolfgang Ziezold in der Druckerei erschienen. Beide hätten eine Mitarbeit zugesagt. Der Kalender erschien Ende 1977 in einer Auflage von 1000 Exemplaren und beinhaltete sieben Federzeichnungen von Kurt Mühlenhaupt.

Mäßiger Verkaufserfolg

Er sei allerdings kein allzu großer Verkaufserfolg gewesen. "Die Spandauer Bürger konnten sich mit Darstellung nicht anfreunden", vermutet der Drucker. Nur etwa die Hälfte hätte Abnehmer gefunden. Die übrig gebliebenen und die Einnahmen "wurden aufgeteilt und die Druckplatten auf Anweisung Kurt Mühlenhaupts vernichtet."

Heute seien nur noch wenige Exemplare vorhanden. Bei der Heimatkundlichen Vereinigung Spandau oder in der Zentral- und Landesbibliothek wäre der Kalender archiviert, weiß Hans J. Grundmann. Auch in einem Berliner Antiquariat sei noch eine Ausgabe vorhanden. Vielleicht dieselbe, die zuletzt online zum Preis von 110 Euro angeboten wurde.

Mühlenhaupt zog nach Brandenburg

Kurt Mühlenhaupt hat Kladow 1990 verlassen. Seine neue Heimat wurde ein Gutshof im brandenburgischen Bergsdorf. Das Refugium wurde gleichzeitig Museum und Kulturort. In Bergsdorf stirbt Kurt Mühlenhaupt am 16. April 2006.

Das Museum kehrte im vergangenen Jahr nach Kreuzberg zurück und befindet sich in den Mühlenhaupt-Höfen in der Fidicinstraße 40. Nicht nur dort wird es im Lauf des Jahres Ausstellungen und weitere Veranstaltungen geben. Auch weil parallel zu 100 Jahre Kurt Mühlenhaupt noch an 100 Jahre Kreuzberg und 200 Jahre Denkmal auf dem Kreuzberg erinnert werden soll. Zwei Audioguides zu Leben und Werk sind ebenfalls erschienen und wurden von der Schauspielerin Katharina Thalbach eingesprochen. In einem ist auch, wenn auch eher kurz, von der Zeit in Kladow die Rede. Unter der Überschrift: "Die Geburt der steinernen Zwerge".

Mehr Informationen gibt es im Internet auf www.muehlenhaupt.de.

Eine Federzeichnung von Kurt Mühlenhaupt als Titelblatt des "Spandauer Bildkalenders" für das Jahr 1978. | Foto: Copyright: Hans J. Grundmann
Selbstportrait des Malers am "Kurt Mühlenhaupt Boulevard", So heißt seit 2014 der Mittelgang der Kreuzberger Marheineke-Markthalle. | Foto: Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 188× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 146× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 535× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.131× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.