Kladower Arzt war ein Sprachrohr der Blinden
Detlef Friedebold war 29 Jahre alt, als er erblindete. Vorher hatte er als Arzt praktiziert. Nun wollte er Menschen helfen, die sein Schicksal teilten. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Dr. Frohmut Friedebold (63) begann er 1983, in seinem Kladower Tonstudio Hörzeitungen für Blinde zu produzieren. Seitdem erschien der "Regenbogen" monatlich auf CD. Mit sonorer Stimme las sein Freund Heinz-Helmut Ronge Artikel aus Zeitungen, Illustrierten und Büchern für die Hörzeitung. Von Kladow aus ging diese dann an Abonnenten in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit der Hörzeitung "Das Wartezimmer" informierte das Kladower Arztehepaar zudem Blinde in mehr als 300 Ausgaben über medizinische Themen.Für das vorbildliche Eintreten für die Belange der blinden Mitbürger wurden die Friedebolds 1993 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Detlef Friedebolds Engagement ging weit über die Produktion der Hörzeitschriften hinaus. Bis zu seinem Tod war er stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen Blindenvereins Berlin (ABSV) sowie Vorsitzender dessen Spandauer Bezirksgruppe. Für seine blinden Mitbürger setzte er sich auch dafür ein, dass sie ihre Umwelt tastend begreifen konnten. So initiierte er den Bau zahlreicher Tastmodelle etwa der Zitadelle und Altstadt Spandau oder der einstigen Berliner Mauer.
Unvergessen bleibt auch eine ungewöhnliche Aktion von Detlef Friedebold. Mit Peter Glowalla, damals Vorsitzender des Berliner Fahrlehrerverbands, ermöglichte er 1995 mehr als 180 Blinden auf dem Rollfeld des ehemaligen Flugplatzes Gatow, dass sie sich ans Steuer eines Autos setzen konnten. Dieses Projekt "Autofahren für Blinde" war damals weltweit die größte Veranstaltung dieser Art.
Familie und Freunde werden am 8. Februar um 11 Uhr in der Dorfkirche Kladow Abschied von Dr. Detlef Friedebold nehmen.
Autor:Michael Uhde aus Spandau |
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