Bezirk ist von Sanierungsrückstau besonders betroffen
Das wird jetzt durch eine Antwort auf die schriftliche Anfrage von Abgeordnetenhausmitglied Harald Moritz (Bündnis 90/Grüne) deutlich. Im Januar hatte der Senat den Abgeordneten aus Alt-Treptow und damit die Öffentlichkeit noch im Unklaren gelassen und die Herausgabe einer Liste mit allen nur noch durch einen Neubau zu ersetzenden Brücken verweigert. Auf seine erneute Nachfrage wurde diese Liste jetzt durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt veröffentlicht. Mit erschreckendem Ergebnis.
Berlinweit müssen 40 Brücken durch einen Neubau ersetzt werden. Sechs davon liegen in Treptow-Köpenick. Neben den bereits erwähnten sind auch die Pyramidenbrücke über die Wuhle, die Nördliche Rialtoringbrücke in Neu-Venedig und die Brücke über die Bahn am S-Bahnhof Wuhlheide so marode, dass sie in den nächsten Jahren ersetzt werden müssen. Die Begründungen lesen sich wie ein Auszug aus dem Lexikon der Bauschäden.
So ist für die Brücke, auf der die Rudolf-Rühl-Allee S-und Regionalbahntrasse überquert, unter anderem aufgeführt: Korrosionsschutz an den Stahlträgern sehr mangelhaft, kein Aufprallschutz, Abdichtung und Fahrbahnbelag schadhaft. Ähnliches liest man bei der Langen Brücke: "Setzungen nicht abgeklungen, Sonderprüfungsprogramm ist im Protokoll vermerkt." Dabei war der denkmalgeschützte Bau erst 1998 für damals 8,5 Millionen Mark saniert worden.
Hinzu kommen weitere Brücken im Bezirk, die saniert werden müssen. Dazu gehören die Germanenstraßenbrücke über die Bahn in Altglienicke, die Teltowkanalbrücke an der Wegedornstraße und die Brücke, auf der die Straße an der Wuhlheide die Treskowallee überquert. Auch die Brücke Am Falkenberg im Verlauf der Bundesstraße 96a ist dringend erneuerungsbedürftig.
"Ich habe seit Monaten um die Brückenliste gekämpft. Nun hat sich herausgestellt, dass sich der befürchtete Sanierungsstau bestätigt. Vermutlich wollte der Senat deshalb keine Diskussion in der Öffentlichkeit", meint Harald Moritz, Verkehrsexperte seiner Fraktion.
Bisher stellt das Land Berlin pro Jahr rund 8,5 Millionen Euro für die Sanierung von Brücken zur Verfügung. Für Ersatzbauten sind derzeit 44 Millionen Euro im Landeshaushalt vorgesehen. Allein der ab 2015 geplante Neubau der Salvador-Allende-Brücke ist mit 15 Millionen Euro veranschlagt.
Ohnehin ist für Harald Moritz der Sanierungsrückstau nicht allein ein finanzielles Problem. "Es fehlt auch das Personal für die Bauplanung. Der Senat sollte versuchen, durch Umschichtung von Mitteln den Neubau zu beschleunigen. Bei wichtigen Vorhaben - und darunter fallen auch mehrere Brücken im Bezirk - sollte auch die externe Vergabe von Planungsleistungen geprüft werden", fordert Moritz.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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