Auf dem Kietzer Feld wird es enger
Degewo plant mindestens 300 neue Wohnungen

Anwohner engagieren sich gegen die geplante Verdichtung ihres Wohnumfelds: Michael Rumpel, Andrea Kotte-Lüdtke und Bianka Schimanski. | Foto: Ralf Drescher
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Rund 1000 Wohnungen auf dem Kietzer Feld gehören der Degewo. Dort droht nun die Verdichtung des ab 1960 gewachsenen Wohngebiets.

Seit Monaten hatte es unter den Mietern Gerüchte gegeben. Im April waren rund um die Straßen Zur Nachtheide, Am Kietzer Feld und Grüne Trift Vermessungsarbeiten durchgeführt worden.

„Eine erste geplante Mieterversammlung wurde von der Degewo aus Platzgründen abgesagt und dann am 1. Oktober in einem großen Zelt auf einer Wiese im Wohngebiet nachgeholt. Dort ging es um Themen wie Architektur, Verkehrsanbindung und Sicherheit. Uns wurde erklärt, dass 450 Wohnungen in drei Bauabschnitten errichtet werden sollen. Ein Teil in Neubauten auf bisherigen Grünflächen und Garagenstandorten, weitere Wohnungen durch Aufstockung der Viergeschosser um eine Etage“, berichtet Anwohnern Andrea Kotte-Lüdke.

Gemeinsam mit weiteren Betroffenen hat die Köpenickerin, die im Kietzer Feld aufgewachsen ist, eine Initiative gegründet. Die Anwohner bemängeln, dass die Verdichtung trotz fehlender Infrastruktur durchgedrückt werden soll. So gibt es nur wenig Einkaufsmöglichkeiten und eine einzige Straße, die aus Wendenschloß hinausführt. Und die Schulen seien ausgelastet. „Der Knoten Wendenschloßstraße/Müggelheimer Straße ist im morgendlichen Berufsverkehr total überlastet. Mit dem Auto braucht man zwischen 6 und 9 Uhr mindestens 30 Minuten, um aus Wendenschloß rauszukommen“, so Bianka Schimanski, eine andere Anwohnerin. Noch ist die Initiative im Aufbau, bereits rund 30 Degewo-Mieter sind dabei.

Beim Wohnungsunternehmen selbst teilt man die Befürchtungen der Mieter nicht. „Als städtisches Wohnungsunternehmen haben wir den sozialen Auftrag, breite Schichten der Bevölkerung mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen. Angesichts des Bevölkerungszuwachses in Berlin und des knappen Angebots an Wohnraum stehen wir als landeseigenes Wohnungsunternehmen in der Pflicht, neue Wohnungen zu bauen. Dazu prüfen wir vielfältige Möglichkeiten, die von mehreren Faktoren, wie zum Beispiel auch dem Grundstückeigentum, abhängen. Um zügig neu zu bauen, ziehen wir zunächst Flächen in Betracht, die bereits uns gehören“, teilt Degewo-Pressesprecher Paul Lichtenthäler auf Nachfrage schriftlich mit. Nach seinen Angaben soll Baubeginn Ende 2020 sein.

Geplant sind neben rund 300 Wohnungen in Neubauten eine Kita mit 85 Plätzen und eine Tiefgarage. Derzeit wird geprüft, ob in einem dritten Bauabschnitt rund 140 Wohnungen durch Aufstockung der Viergeschosser entstehen können. Weiterhin informiert Lichtenthäler, dass zwar Stellplätze und Garagen temporär wegfallen, aber im Zugen des Neubaus ersetzt werden. „Für die neu entstehenden Wohnungen sind nach Berliner Bauordnung keine Stellplätze nachzuweisen. Wir werden aber für einen Teil der Wohnungen zusätzliche Stellplätze anbieten. Gemäß der gesetzlichen Vorgaben wird es für jede Wohnung zwei Fahrradstellplätze geben“, so der Pressesprecher.

Bauexperten halten eine Aufstockung der um 1960 errichteten Viergeschosser vom Wohnungsbautyp Q3A bisher für nicht zweckmäßig. Wenn eine fünfte Etage aufgesetzt wird, muss ein Fahrstuhl angebaut werden. Das ist bei diesen Häusern konstruktiv nur im Bereich des Treppenhauses möglich, mit einem Halt auf halber Treppe. Die Bestandswohnungen sind dann trotz teurem Aufzug weiterhin nicht barrierefrei zugänglich.

Die Initiative gegen die Verdichtung auf dem Kietzer Feld ist zu erreichen unter kietzerfeld@gmx.de.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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