Das Geheimnis des alten Tresors: Neue Dauerausstellung zur Köpenickiade geplant

In dieser Akte hat Regierungsrat Schumann die Aussagen der Köpenicker Beamten festgehalten. | Foto: Ralf Drescher
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Köpenick. Am 16. Oktober 1906 wurde Köpenick berühmt. Nach dem Ganovenstreich des falschen Hauptmanns Wilhelm Voigt (1849-1922) war der Name der märkischen Stadt zwischen Spree und Dahme in aller Welt bekannt.

Im Köpenicker Rathaus kann man die Spuren der sogenannten Köpenickiade noch heute bewundern. Gleich neben der Pförtnerloge befindet sich der ehemalige Kassenraum mit seiner Stahlkammer und dem Tresor. Und um ihn ranken sich viele Mythen. So soll es gar nicht der Tresor gewesen sein, der vom falschen Hauptmann ausgeraubt wurde. Andere Chronisten behaupten, dort wären tatsächlich die von Voigt vermuteten zwei Millionen Mark aufbewahrt worden.

Historiker Kurt Wernicke, Mitglied des Heimatvereins Köpenick, hat deshalb alte Akten gesichtet. „Am 18. Oktober, zwei Tage nach dem Überfall, kam Regierungsrat Schumann nach Köpenick, um alle Beteiligten aus der Rathausverwaltung im Auftrag des Regierungspräsidenten zu befragen. In den Unterlagen findet sich eine Skizze der Örtlichkeiten, und da sind Kassenraum und Tresor genau dort eingetragen, wo sie sich immer noch befinden“, erläutert Wernicke. Im Rahmen seiner Untersuchung hatte der Regierungsrat 25 Köpenicker Beamte befragt, darunter auch den Kassenrendanten und den Stellvertreter des Bürgermeisters.

Letzterer kam erst ins Rathaus, als der falsche Hauptmann schon beim Abzug war. Dabei soll ihm Voigt auf Nachfrage gesagt haben, dass die zwei Millionen Mark in Wertpapieren noch da seien. „Die waren tatsächlich im Tresor. Aber um an diese Papiere zu kommen, brauchte man einen dritten Sicherheitsschlüssel. Den hatte der Vorsitzende des Finanzausschusses der Stadtverordneten und der war an diesem Tag nicht im Rathaus. Es gab also keine Chance für Voigt, an die Wertpapiere zu kommen. Vermutlich hatte er nach Zeitungsberichten angenommen, die zwei Millionen Mark wären als Bargeld vorhanden“, erzählt Historiker Wernicke.

Damit es künftig keine Spekulationen mehr gibt, wird derzeit eine neue Dauerausstellung im historischen Kassenraum vorbereitet. Im kommenden Jahr will der Bezirk an das 110. Jubiläum des Gaunerstreichs mit mehreren Veranstaltungen erinnern. RD

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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