Grußkarten als Spiegelbild der Geschichte

Um 1900 zeigte man hier am Kaisersteg in Schöneweide rauchende Schlote. | Foto: Repro: Drescher
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Köpenick. Wissen Sie, wie Schloss Köpenick um 1930 aussah, oder wann eine Straßenbahn unter der Spree hindurch nach Stralau fuhr? Und wie sah es vor dem 1. Weltkrieg auf dem Flugplatz Johannisthal aus?

Diese und andere Fragen beantwortet eine neue Ausstellung im Museum Köpenick. „Treptow-Köpenick und seine Ortsteile im Spiegel historischer Ansichtskarten“ zeigt Bildpostkarten aus den Jahren von 1898 bis 1963. Gezeigt werden originale Karten aus dem mehrere tausend Exemplare umfassenden Archiv des Museums.

Dabei hat die Correspondenzkarte, wie sie beim ersten Erscheinen Anno 1869 in Österreich hieß, eine eigene Geschichte. Bereits 1870 führte Generalpostmeister Heinrich von Stephan die Karte im Norddeutschen Bund ein, und seit 1872 landete sie im gesamten Deutschen Kaiserreich als Postkarte in den Briefkästen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Rückseite – als Vorderseite gilt das Schriftfeld – mit Bildern oder Fotos bedruckt. Die Ansichtskarte war entdeckt, die als touristischer Gruß aus aller Welt in die Heimat und umgekehrt geschickt wurde.

Viele Ortsteile sind gut im Ansichtskartenarchiv vertreten. Schloss Köpenick kann in zahlreichen Exemplaren besichtigt werden, der Müggelturm zeigt, dass er schon bessere Zeiten als seine Gegenwart gesehen hat. Auf vielen Karten sind bedeutende Bauten zu sehen, darunter die Sternwarte in Treptow, das evangelische Gotteshaus in Baumschulenweg und die Regattatribüne in Grünau. Andere Fotopostkarten zeigen technische Errungenschaften wie die ersten Motorflugzeuge in Johannisthal oder die Tunnelstraßenbahn zwischen Stralau und Alt-Treptow. Auf Karten aus der Kaiserzeit zeigt man stolz qualmende Schornsteine, sie galten nicht als Umweltverschmutzung, sondern als Zeichen des technischen Fortschritts.

Ebenfalls abgebildet und dann in alle Welt verschickt wurden Denkmäler. Allein vom 1945 vernichteten und nach dem Ende der SED-Diktatur erneuerten Denkmal für Friedrich den Großen in Friedrichshagen gibt es im Museumsarchiv mindestens zehn verschiedene Exemplare. Und neben dem Kaiser dürfte der räuberische Schuhmacher Wilhelm Voigt die wohl einzige mit dem Bezirk verbundene Person sein, die es zu einer eigenen Ansichtskarte gebracht hat. RD

Die Ansichtskartenausstellung kann im Museum Köpenick, Alter Markt 1, bei freiem Eintritt besichtigt werden. Geöffnet ist Dienstag und Mittwoch von 10 bis 16 Uhr, Donnerstag von 10 bis 18 Uhr und Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Auskünfte unter  902 97 33 51.
Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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