Auf Tuchfühlung mit Leguan und Natter
Hausmeister Thomas Hofmann baute am Emmy-Noether-Gymnasium eine Reptilienstation auf

Hausmeister Thomas Hofmann, hier mit der Grünen Wasseragame "Lord" auf der Schulter, baute mit Schülern die Reptilienstation im Emmy-Noether-Gymnasium auf. Angefangen mit einem versehentlich aus Ägypten eingeschleppten Gecko, sind dort heute etwa 200 Tiere zu Hause. | Foto: Philipp Hartmann
13Bilder
  • Hausmeister Thomas Hofmann, hier mit der Grünen Wasseragame "Lord" auf der Schulter, baute mit Schülern die Reptilienstation im Emmy-Noether-Gymnasium auf. Angefangen mit einem versehentlich aus Ägypten eingeschleppten Gecko, sind dort heute etwa 200 Tiere zu Hause.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Als Thomas Hofmann die Tür zum Terrarium öffnet, kommt ihm Link gleich entgegen. Der Grüne Leguan ist seine Anwesenheit gewohnt und lässt sich entspannt über den Rücken streicheln. Auch Chamäleon Thor ist sehr zutraulich und läuft dem 61-Jährigen wie selbstverständlich auf dem Arm entlang.

Im nächsten Raum warten unter anderem die Bartagamen Amazon und Prime, Leguan Zelda, Kornnatter Riegel und Chamäleon Gewürzgurke auf Besuch. Die Namen, über die auch Thomas Hofmann immer wieder schmunzeln muss, haben die Schüler des Emmy-Noether-Gymnasiums ausgesucht. Dort ist Hofmann seit 1987 Hausmeister. Zudem ist er Schatzmeister des Fördervereins der Schule. Ihm ist es zu verdanken, dass es mitten im Allende-Viertel eine Reptilienstation gibt.

Die Haut von Kornnatter Riegel fasst sich gut an. | Foto: Philipp Hartmann
  • Die Haut von Kornnatter Riegel fasst sich gut an.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Geplant war das nicht. Angefangen hat alles 2009. Damals reiste ein Gecko als blinder Passagier im Gepäck eines Biologielehrers der Schule aus dem Ägypten-Urlaub in Berlin ein. Sein Kollege brachte ihm das Tier mit in die Schule. Er habe dann ein Terrarium gebaut. „Nach einiger Zeit haben das die Schüler mitbekommen“, erzählt Thomas Hofmann. „Eine Bartagame war dann das erste Tier, das wir uns angeschafft haben.“ Bartagamen seien leicht zu pflegen und beliebt bei Kindern. Um die Reptilien im Gebäude halten zu dürfen, nahm er an einer Schulung teil und erhielt einen Sachkundenachweis, den die Leitung des Schulamts Treptow-Köpenick finanzierte. Auch das Gesundheitsamt und einen Tierarzt holte er mit ins Boot. Die Schulleitung hatte auch nichts dagegen. Durch Spenden, Fördergelder und Sponsoren konnte Thomas Hofmann in den Jahren darauf immer mehr Terrarien inklusive der technischen Anlagen mit den Schülern bauen, Tiere anschaffen und Futter kaufen. Manche Tiere holte er auch aus dem Tierheim. Er selbst hat lediglich zwei Kater.

Gewürzgurke ist der ungewöhnliche Name dieses Chamäleons.  | Foto: Philipp Hartmann
  • Gewürzgurke ist der ungewöhnliche Name dieses Chamäleons.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Heute nimmt die Reptilienstation zusätzlich zu einem Teil des Foyers einen Klassenraum und zwei kleinere Räume in der ersten Etage ein. Dort wurden auch eine Futterküche und eine Quarantänestation eingerichtet. Letztere wird zum Beispiel benötigt, wenn sich ein Tier verletzt hat oder ein Terrarium umgebaut wird. Insgesamt sind im Emmy-Noether-Gymnasium etwa 200 Tiere von rund 20 Arten untergebracht. Dazu gehören Leguane, Echsen, Gespenstschrecken, Schildkröten, Schlangen wie Kornnattern und eine Königspython, Chamäleons und Geckos. Spinnen und Skorpione sind nicht dabei. Die Kollegen hätten etwas dagegen, berichtet Hofmann.

Guten Appetit: Leguan Link stürzt sich auf seine Mittagsmahlzeit. | Foto: Philipp Hartmann
  • Guten Appetit: Leguan Link stürzt sich auf seine Mittagsmahlzeit.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Für die Schule hat sich die Reptilienstation zur echten Attraktion entwickelt. 40 bis 50 Schüler sind jedes Jahr Teil der Reptilien-Arbeitsgemeinschaft, die sich seit der Gründung großer Beliebtheit erfreut. Die Jungen und Mädchen kümmern sich an den AG-Tagen und abwechselnd in den Hofpausen um die Tiere, füttern diese, säubern die Terrarien und werkeln an der Ausstattung mit. Dabei erwerben sie Kenntnisse über die Haltung und den Umgang mit Tieren. Die Reptilien werden in den Biologieunterricht integriert und sind sogar Bestandteil des Kunstunterrichts, wo sie gemalt werden. Zweimal pro Woche bietet Thomas Hofmann Führungen für Kitagruppen und Schulklassen aus ganz Berlin an (bei Interesse im Sekretariat melden unter Telefon 654 21 60 oder per E-Mail an sekretariat@noether-gymnasium.de). Um die Tiere kümmert er sich inzwischen nicht mehr so intensiv. Das übernehmen jetzt zwei junge Frauen, die ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren.

Auch Schildkröte Karlchen hat einen Platz in der Reptilienstation bekommen. | Foto: Philipp Hartmann
  • Auch Schildkröte Karlchen hat einen Platz in der Reptilienstation bekommen.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Die Schüler, so berichtet er, seien sehr fürsorglich im Umgang mit den Tieren. Dennoch sei es wichtig, dass er immer wieder Dinge erklärt und die Aufsicht hat. Einmal habe ein Mädchen ein Terrarium nicht richtig geschlossen. So entwischte ein Gecko. Erst nach zehn Tagen konnte er den flinken Ausreißer einfangen. Für die Zukunft plant Hofmann keinen Ausbau mehr, jedoch eine Modernisierung. Webcams sollen installiert und Messgeräte gebaut werden, die Luftfeuchtigkeit und Helligkeit erfassen können. Auch ist eine Datenbank mit Informationen über jedes Tier geplant. Selbst wenn er in ein paar Jahren in den Ruhestand geht, möchte Thomas Hofmann weiter in der Reptilienstation mithelfen. Die Arbeit mit jungen Menschen macht ihm Spaß. Dass die Kinder gern kommen, sieht er als Erfolg seiner Arbeit an.

Vormerken: Am Donnerstag, 1. Februar 2024, findet im Emmy-Noether-Gymnasium, Pablo-Neruda-Straße 6-7, von 17 bis 20 Uhr ein Tag der offenen Tür statt, an dem auch die Reptilienstation besichtigt werden kann.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 224× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 186× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 571× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.163× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.