Pioniere der weißen Zunft
Straßen in der Wasserstadt Spindlersfeld benannt

Carl Spindler war Wäschereibesitzer und Ehrenbürger von Köpenick. | Foto: Ralf Drescher
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Eine Erinnerung an bedeutsame Menschen auf dem Straßenschild ist eine gute Idee. In der Wasserstadt Spindlersfeld werden auf diese Weise jetzt mehrere Pioniere der Lohnwäscherei gewürdigt.

Der bekannteste ist wohl Carl Spindler (1841-1902), dessen Straße am eigenen Fabrikgebäude vorbeiführt. Das war 1873 unweit der Spree errichtet worden. Später gab die Unternehmerfamilie dem Ortsteil ihren Namen. Die Backsteinbauten, in denen bereits Ende des 19. Jahrhunderts erstmals die chemische Reinigung – mit Waschbenzin – praktiziert wurde, stehen unter Denkmalschutz und werden seit einigen Jahren zu Wohnlofts ausgebaut.

Carl Spindler gehörte zu den sozial denkenden Unternehmern, achtete auf gute Arbeitsbedingungen, baute Wohnungen für Mitarbeiter und spendierte den Berlinern den ersten, hölzernen Müggelturm und den Spindler-Brunnen in Mitte. Er hatte auch Geld für die Bleiglasfenster des Ratssaals im neuen Köpenicker Rathaus hinterlassen, dessen Eröffnung 1905 er er nicht mehr erlebte. Spindler beförderte auch den Fremdenverkehr im thüringischen Tabarz, wo er eine Villa besaß. Im Jahr 1898 wurde er von der Stadt Cöpenick zum Ehrenbürger ernannt.

Ebenfalls „seine“ Straße hat jetzt der Architekt Adolf Heyden (1838-1902). Er studierte an der Berliner Bauakademie unter anderem bei Friedrich August Stüler. Von Heyden stammt nicht nur der backsteinerne Gebäudekomplex von Spindlers Wäscherei, sondern auch die Postgebäude in Breslau und Rostock und die frühere Kaisergalerie an der Berliner Friedrichstraße. Eine Frau fand ebenfalls auf das Straßenschild. Henriette Lustig (1808-1888) wird allerdings keine große Freundin von Spindler gewesen sein. Die Mutter von 17 Kindern begründete 1835 die erste Lohnwäscherei in Köpenick. Hier wurde mit dem weichen Wasser der noch sauberen Spree die Wäsche der Berliner gewaschen und erst mit dem Handkarren, später mit Hundewagen und Pferdegespann zum Kunden zurück gebracht. Genannt wurde sie auch Mutter Lustig. Als die Konkurrenz, unter anderem durch Spindler, immer größer wurde, konnte sie ihren Waschmädchen kaum noch den Lohn zahlen. Nachkommen haben ihre Wäscherei aber bis 1965 fortgeführt. Am Wohnhaus Alter Markt 4 erinnert eine Berliner Gedenktafel an die Unternehmerin.

Die Straßen auf dem Areal der Wasserstadt, auf dem derzeit rund 700 Wohnungen in der historischen Bausubstanz sowie mehreren Neubauten entstehen, sind als Privatstraßen deklariert. Die Namensgebung erfolgte durch den Bezirk auf Antrag des Grundstückseigentümers. Weitere Straßen heißen Blütenweißweg, Am Kutscherhaus und Wäscherinnenweg.

Die frühere Wäscherei Spindler war nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR vom VEB Rewatex fortgeführt worden. Nach der Wende wurde das Firmengelände vom Wäschedienstleister Larosé übernommen und später weiterverkauft.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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