Falschparker behindern Rettungseinsätze der Feuerwehr
Treptow-Köpenick. In den engen Wohnstraßen des Bezirks hat die Feuerwehr immer öfter Probleme, durch die schmalen Gassen parkender Fahrzeuge zum Einsatzort zu kommen. Am 25. April probten Berliner Feuerwehr und Ordnungsamt gemeinsam den Ernstfall.
Stellen Sie sich vor, in Ihrer Nachbarschaft bricht ein Brand aus. Die Flammen schlagen bereits im dritten Stock aus dem Fenster, die Nachbarn stehen schreiend und winkend auf dem Balkon. Bereits fünf Minuten, nachdem Sie die Feuerwehr alarmiert haben, biegen die roten Fahrzeuge der Wache Treptow um die Ecke. Aber: 30 Meter vor dem Balkon mit den Hilfebedürftigen kommt die rettende Drehleiter nicht weiter, da dort ein Auto direkt an der Einmündung zur Nebenstraße steht.
„Fast jeden Tag melden Kollegen, dass sie auf der Fahrt zur Einsatzstelle Probleme mit falsch geparkten Fahrzeugen hatten. Da kommt bei 1800 Alarmen im Monat eine ganze Reihe von Einsatzgefährdungen zusammen“, berichtet Ralf Schauffert, der Leiter der Berufsfeuerwache Treptow.
Für die Demonstration der realen Einsatzbedingungen schickt der Wehrleiter die Drehleiter und dazu ein Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Altglienicke auf Tour. Erste Station beim Sondereinsatz gegen Falschparker sind die engen Nebenstraßen in Baumschulenweg. Gegen 19.42 Uhr erreicht der Löschzug die Ekkehardstraße. An der Ecke zur Klappstraße ist Schluss. Hier hat ein Fahrer seinen Leihwagen mit Münchner Kennzeichen direkt in die Einmündung gestellt. Ein Mitarbeiter des Ordnungsamts informiert den Abschleppdienst, der nimmt den Falschparker auf den Haken. Den Fahrzeugmieter erwarten neben dem Bußgeld nun noch Abschleppkosten von 146 Euro.
Dann geht es weiter. In der Behringstraße stoppt der weiße Lieferwagen eines Paketdiensts gegen 20.24 Uhr die Feuerwehrfahrzeuge. Erst nach einigen Minuten kommt der brummige Fahrer und verlässt seinen unzulässigen Abstellplatz. Hier demonstrieren die Freiwilligen aus Altglienicke, wie schwer eng geparkte Autos ihre Arbeit machen. Das Feuerwehrfahrzeug kommt zwar durch, es gelingt aber nicht, die Arbeitsgeräte herauszuholen. „Werkzeuge und auch die hydraulischen Rettungsgeräte könnten hier nicht eingesetzt werden“, sagt Wehrleiter Schauffert.
Ortswechsel. Gegen 20.54 Uhr kommen Ordnungsamt und Feuerwehr in der Reinbeckstraße in Oberschöneweide an. Die führt direkt auf das Firmengelände des früheren Transformatorenwerks, das Werktor ist verschlossen. Vor der Mauer zum Firmengrundstück parken mehrere Pkw. Das ist derzeit noch zulässig. Weil diese aber das Rangieren oder Wenden der Feuerwehrautos unmöglich machen, soll die Parkmöglichkeit abgeschafft werden. Wie eine Mitarbeiterin der bezirklichen Verkehrsbehörde noch vor Ort versichert, ist die entsprechende Anordnung bereits auf dem Dienstweg.
Den letzten Versuch, mit dem Löschzug durch ein abendliches Wohngebiet zu kommen, macht die Feuerwehr gegen 21.24 Uhr in der Nieberstraße in Johannisthal. Hier parken die Anwohner zu beiden Seiten der Fahrbahn, obwohl dabei die geforderten drei Meter nicht mehr frei bleiben. Ein Anwohner hat seinen weißen Mini direkt an die Einmündung zur Nebenstraße gestellt. Als er die Feuerwehr bemerkt, kommt er reumütig aus der Wohnung und parkt um. Ein Ticket vom Ordnungsamt ist ihm trotzdem sicher.
Zum Glück war dieser abendliche Einsatz kein Ernstfall, sonst wären die Retter nicht auf kürzestem Weg zu den drei Einsatzstellen gekommen. „Das könnte für hilfebedürftige Menschen dann lebensgefährlich werden. Wir konnten zeigen, dass Falschparker durch ihre ordnungswidrig abgestellten Fahrzeuge die schnelle Hilfe behindern. Auch deren Leben könnte durch blockierte Rettungswege in Gefahr geraten“, sieht der für das Ordnungsamt zuständige Stadtrat Michael Grunst (Die Linke) sein Fazit. RD
https://youtu.be/2A1vssJOTRQ.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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