Gestohlene Gedenktafel nach 31 Jahren wieder da
Mahnmal zur Köpenicker Blutwoche kommt ins Museum

Bürgermeister Oliver Igel (rechts) freute sich über die Rückgabe der Gedenktafel zur Köpenicker Blutwoche. | Foto: Bezirksamt Treptow-Köpenick
  • Bürgermeister Oliver Igel (rechts) freute sich über die Rückgabe der Gedenktafel zur Köpenicker Blutwoche.
  • Foto: Bezirksamt Treptow-Köpenick
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Auf Ebay werden unzählige Produkte zum Verkauf angeboten. Immer wieder tauchen dabei auch skurrile Objekte auf. Eines erregte kürzlich besondere Aufmerksamkeit und rief das Bezirksamt Treptow-Köpenick auf den Plan. Ein Händler hatte versucht, eine Gedenktafel loszuwerden, die eigentlich dem Bezirk gehört.

Anlässlich des 50. Jahrestags der Köpenicker Blutwoche am 20. Juni 1983 wurde diese damals in der Wendenschloßstraße 390 angebracht. Sie sollte an die Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnern. Zwischen dem 21. und 26. Juni 1933 hatte die Sturmabteilung (SA), die paramilitärische Kampforganisation von Adolf Hitlers NSDAP, in Köpenick Hunderte politische Gegner verhaftet, gefoltert und einige auch ermordet. In der Wendenschloßstraße 390 hatte die SA in einem Bootshaus etwa 100 Personen inhaftiert und gefoltert. In der Nacht vom 22. zum 23. Juni 1933 versenkten SA-Männer dort die Leichname der ermordeten Oppositionellen Paul von Essen, Johannes Stelling und Karl Pokern in der Dahme. Damit wollten sie die von ihnen begangenen Morde vertuschen.

Seit 1990, als Unbekannte die Gedenktafel entfernten, galt diese als verschollen. 1993 wurde an selber Stelle eine fast identische Tafel eingeweiht, die – wie die erste – vom Müggelheimer Künstler Martin Jahn stammte. Doch Anfang Januar tauchte dann die ursprüngliche Tafel ganz plötzlich wieder auf. Über das soziale Netzwerk Twitter erfuhr das Bezirksamt von dem Verkaufsangebot bei Ebay. Auf Anregung von Kulturstadträtin Cornelia Flader (CDU) erstattete der Bezirk am 14. Januar deswegen Anzeige bei der Polizei. Bürgermeister Oliver Igel wandte sich persönlich an den Händler. Dieser reagiert schnell und gab die Tafel vier Tage später an den Bezirk zurück.

„Für den Verkäufer ist die Rückgabe der geschichtsträchtigen Gedenktafel eine Selbstverständlichkeit. Er freue sich, dass er auf diesem ungewöhnlichen Wege dazu beitragen konnte, die Tafel an den rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben“, informiert das Bezirksamt. Oliver Igel nahm die Tafel vor dem Rathaus Köpenick entgegen und übergab sie anschließend in die Obhut der Museen Treptow-Köpenick. Ob auf den Händler ein Verfahren wegen Hehlerei zukommt, ist noch nicht klar. „Derzeit laufen noch die Ermittlungen der Polizei zum Tathergang und den Umständen des versuchten Verkaufs dieses bedeutenden erinnerungskulturellen Objekts“, so das Bezirksamt.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 535× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 820× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 799× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.181× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.