Geprägt von der Familie Spindler
Auke Creutz hat ein Buch über die Geschichte von Spindlersfeld veröffentlicht
Einst befand sich dort das Wäscherei- und Färbereiunternehmen „W. Spindler“, benannt nach Wilhelm Spindler. Deshalb heißt die Gegend westlich der Köpenicker Altstadt, südlich der Spree und nördlich der Oberspreestraße heute Spindlersfeld. Ein Buch beleuchtet dessen Geschichte.
Geschrieben hat es Auke Creutz, der seit vielen Jahren mit seiner Familie in einem der historischen Gebäude in Spindlersfeld wohnt und als Staatsanwalt arbeitet. „Damals lag das Fabrikgelände noch brach, weil der Betrieb nach der Wende und dem Verkauf des Spindlerschen Nachfolgers VEB Rewatex an Larosé eingestellt wurde und man mutmaßlich nur darauf wartete, die Grundstücke gut verkaufen zu können“, erinnert er sich. Auf dem Gelände seien damals noch einige historische Dinge zu finden gewesen, die ihn dazu inspiriert hätten, weiter zu recherchieren. Daraus ein Buch zu machen, war eigentlich nicht der Plan. Es sei jedoch entstanden, um die eigenen Erkenntnisse überhaupt noch strukturieren zu können, wie er berichtet. Zunächst habe er das Buch nur für sich geschrieben. Inzwischen ist es allerdings veröffentlicht und für Geschichtsinteressierte erhältlich. „Das Buch erscheint im Selbstverlag und wird mir aufgrund der überschaubaren Zielgruppe keinen Gewinn bringen. Ich hatte einfach Spaß am Recherchieren“, betont Auke Creutz.
Auf satten 330 Seiten erzählt Auke Creutz die vollständige Geschichte von Spindlersfeld und „untermalt diese“, wie es im Klappentext heißt, mit mehr als 100 großformatigen Bildern. Dafür stöberte er unter anderem in den Datenbanken der Zentral- und Landesbibliothek und des Stadtmuseums. Entstanden sei kein wissenschaftliches Werk, sondern eine lebendige Darstellung der Entwicklung vom ersten Gutshaus bis zum heutigen Umbau der verfallenen Wäscherei zu Wohnungen.
„Was haben der Müggelturm, die Regattastrecke Grünau, die Bleiglasfenster im Rathaus Köpenick und die heutige Best-Sabel-Oberschule gemeinsam? Sie alle würden ohne Carl Spindler wohl nicht existieren. Und Spindlersfeld erst recht nicht“, erklärt Auke Creutz. Carl Spindler war es, der die 1832 von seinem Vater Wilhelm gegründete Wäscherei mit seinem Bruder William übernahm. Kurz vor seinem Tod expandierte der Firmengründer mit der Wäscherei ins heutige Spindlersfeld. Seine Söhne traten in seine Fußstapfen. Sie seien sozial engagiert gewesen. In Spindlersfeld errichteten die beiden nicht nur ein Fabrikgebäude, sondern auch eine Arbeiterwohnsiedlung und zahlreiche soziale Einrichtungen. „Als William aus gesundheitlichen Gründen das Unternehmen verließ, setzte Carl das gemeinsame Werk alleine fort. Mit vielen Spuren in Spindlersfeld, aber auch weit über Spindlersfeld hinaus“, so Creutz.
So habe Carl Spindler mit Karl Geist den Müggelturm erbauen lassen. 1880 wurde auf dem kleinen Müggelberg ein zehn Meter hoher hölzerner Aussichtsturm errichtet, der auch Spindlerturm genannt wurde. Wie der Autor erläutert, habe Carl Spindler den Turm bald darauf Carl Streichhahn überlassen, der die Gastwirtschaft dort betrieb. Der von Carl und William Spindler initiierte Spindlersfelder Ruderverein habe gemeinsam mit zwei weiteren Rudervereinen die erste Regatta in Grünau veranstaltet. Die Bleiglasfenster für das damals neue Cöpenicker Rathaus hätten Carl Spindler und Albert Mentzel gespendet, und die Gründung der heutigen Best-Sabel-Oberschule an der Lindenstraße sei von Carl Spindler maßgeblich finanziert worden.
Weitere Geschichten sind im Buch „Die Geschichte von Spindlersfeld“ nachzulesen. Erhältlich ist es bei Thalia im Forum Köpenick, auf deren Internetseite unter bwurl.de/192u und im Blumenladen „Gänseblümchen“ neben dem Eingang zum S-Bahnhof Spindlersfeld in der Oberspreestraße 143a. Das Buch kostet 38 Euro (ISBN: 978-3-7534-2369-2).
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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