Rundgang mit Vorher-Nachher-Effekt
Der Alte Markt präsentiert sich in 20 historischen Ansichten aus dem Museumsarchiv
Eigentlich wirkt er als Platz recht neu, der Alte Markt. Ist er auch. In seiner heutigen Gestaltung gibt es ihn erst seit 2008. Wie es früher hier aussah, zeigt die Open-Air-Ausstellung „Vom Marktplatz zum Stadtplatz – Der Alte Markt in historischen Ansichten“ des Museums Köpenick.
Insgesamt 20 Tafeln mit historischen Aufnahmen aus dem Archiv des Museums Köpenick laden jetzt vor Ort zu einer Zeitreise ein.
Die Bezeichnung Alter Markt geht auf einen mittelalterlichen Handelsplatz an dieser Stelle zurück. Später wurden die Märkte auf dem Schlossplatz abgehalten, so wie auch heute wieder. Erst mit dem Ausbau der Pferdebahn kamen Händler und Stände wieder für einige Jahre auf den Alten Markt zurück – von 1878 bis 1895.
Egal, ob die Tafeln in chronologischer Reihenfolge betrachtet werden oder nicht: Wer sich für die Geschichte des Platzes interessiert, wird fündig und hat direkt vor Ort den Vorher-Nachher-Effekt.
Zum Beispiel bei dem gelben Fachwerkhaus am südlichen Ende des Markts. Errichtet 1665, ist es das zweitälteste Gebäude im Ortsteil. Es war ein Geschenk von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem Großen Kurfürsten, an den Forst- und Jagdaufseher Peter Brock. Seit 1991 beherbergt das Haus das Museum Köpenick, das mit dieser Freiluftausstellung einen Blick in sein Archiv ermöglicht. Ein paar Meter in Richtung Norden steht die 2008 eröffnete Mittelpunktbibliothek, ein roter Ziegelsteinbau. An dieser Stelle gab es früher drei Häuser. Die Marktbörse, 1825 auf den Überresten mittelterlicher Keller errichtet, war bis zum Abriss 1984 eine der ältesten Gaststätten Köpenicks. Das Trill’sche Haus stand bis 1965. Den Namen hatte es von der Familie Trill, die hier ab 1851 eine Bäckerei betrieb. Das vierstöckige Wohnhaus Katzengraben 20 wurde 2003 abgerissen. Für den Bibliothekbau mussten auch mehrere niedrige Fachwerkbauten an der Ecke Alter Markt und Katzengraben weichen.
Noch vorhanden ist das Domizil einer weit über den Bezirk hinaus bekannten Persönlichkeit. Henriette „Mutter“ Lustig wohnte am Alten Markt 4 und betrieb ab 1835 die erste Lohnwäscherei Köpenicks. Sie soll 17 Kinder geboren haben. Mit einem Tragekorb lieferte sie Wäsche zu Fuß aus, sogar bis ins weit entfernte Charlottenburg. Eine Gedenktafel am Haus erinnert an sie. Auch das Gebäude Alter Markt 10 aus dem Jahr 1680 steht noch. Dort lebten und arbeiteten Handwerkerfamilien. Heute ist es ein Wohnhaus. Ebenfalls noch existent ist das Haus der Böttcher, Alter Markt 7. Von 1720 bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren dort Böttchereien ansässig.
Weitere Aufnahmen zeigen unter anderem die ehemalige Gemeindeschule, „Schötzen’s Hof“, den Katzengraben, den Kietzer Graben und einen Blick in die Jägerstraße. Der Rundgang zur Geschichte des Alten Marktes ist bis zum 30. April möglich, so lange bleiben die Tafeln stehen.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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