Kunst und Kultur kehren zurück
Ehemaliger Jugendclub ABC wird durch die Gesellschaft für Stadtentwicklung wiederbelebt
Nach einem Jahrzehnt des Leerstands kehrt wieder Leben im ehemaligen Jugendclub ABC (Arthur-Becker-Club) in der Hirschgartenstraße 14 ein. Wie die Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE) gGmbH mitteilte, hat sie vom Bezirksamt das Nießbrauchrecht für das Vorderhaus, den Saal und den großen Garten erhalten.
Das bedeutet, dass das Grundstück der GSE nicht gehört, sie dieses jedoch nutzen und Einnahmen wie Miete erzielen darf. Mit dem Jugendclub ABC verbinden viele Menschen in Treptow-Köpenick ihre Jugend. Eröffnet wurde er in den 50er-Jahren. Viele bekannte Bands hatten dort ihre musikalischen Anfänge, darunter City, die Puhdys, Knorkator und Bell Book & Candle. Nach der Wende wurde das Haus unter dem Namen „ABC Rocks“ vom Bezirksamt Köpenick weitergeführt, musste wegen Haushaltskonsolidierungen im Jugendbereich jedoch 2012 schließen.
Wie die GSE mitteilt, sollen nun in dem Gebäudeensemble 14 Ateliers für Bildende Künstler entstehen. Nach den dafür notwendigen Umbauarbeiten sollen die Räume voraussichtlich im Jahr 2025 bezugsfertig sein. Der 200 Quadratmeter große Veranstaltungssaal, der allen baulichen Vorgaben entspricht, konnte bereits vermietet werden. Eigenen Angaben zufolge teilt sich ein Kooperationsbüro die Verantwortung und die Belegungszeiten. Dazu gehören die Vereine Rabenhaus mit sozial-kulturellen Projekten, Alte Möbelfabrik, die sich auf Theatervorstellungen konzentriert, und Kreisjugendring mit dem Haus der Jugend Köpenick.
Im Oktober fand im Saal, in dem knapp 100 Gäste Platz finden, ein erstes Konzert mit einer Lesung statt, das schnell ausverkauft war. Im November wurden an mehreren Tagen die Komödie ‚Der Geldgott‘ aufgeführt. Diesen Monat ist „Alice – Ein Punkquartett“, eine Produktion des Schlossplatztheaters, zu sehen. Wie die GSE ausführt, nutzt der Künstler „Atelierick“ gegenwärtig einen Vorraum für eine Ausstellung seiner Siebdrucke. Auch für den großen Garten hinter dem Haus, der direkt an die Erpe grenzt und komplett zugewuchert war, weil er jahrelang nicht genutzt wurde, gibt es Pläne. Eine Mitarbeiterin brachte ihn zusammen mit etlichen Helfern wieder auf Vordermann. Dort finden vor allem Workshops für Kinder und Jugendliche statt, um ihnen die Natur näherzubringen. Es wurde ein Teich angelegt. Außerdem gibt es eine Bühne, die für Puppentheater oder Poetry Slam unter freiem Himmel geeignet ist.
„Wir sind sehr froh, dass wir nach so vielen Jahren des Stillstands an dieser Stelle endlich wieder Angebote für alle machen können. Viele von uns haben wunderbare Erinnerungen an diesen Ort und nun kann es hier für die nächsten Generationen weitergehen“, sagt Miriam Ehbets, Geschäftsführerin des Vereins Rabenhaus. „Das Haus hat trotz des jahrelangen Leerstands dank der Instandhaltung durch das Bezirksamt Treptow-Köpenick eine solide Substanz, sodass ich hoffe, dass wir hier in absehbarer Zeit einen guten Rahmen für Kunst und Kultur schaffen können“, erklärt Jürgen Lindner, Projektentwickler bei der GSE.
Die 1987 gegründete gemeinnützige GmbH verwaltet für das Land Berlin treuhänderisch an mehr als 100 Standorten mehrere Tausend Wohn- und Gewerbeeinheiten im gesamten Stadtgebiet. Sie entwickelt in Kooperation mit Mietergruppen, Vertretern der jeweiligen Stadtteile und Akteuren aus Politik und Verwaltung eine Vielzahl unterschiedlicher sozialer und soziokultureller Projekte. Dazu gehören unter anderem das Kunstquartier Bethanien in Kreuzberg oder das Freizeitforum Marzahn. In Treptow-Köpenick verwaltet die GSE neben dem ABC auch die Atelierhäuser Wilhelminenhofstraße 68-69 und 83-85, Hans-Schmidt-Straße 4 und Schnellerstraße 82.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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