Im Lagerraum statt in der Altstadt
Für das Wandbild „Hauptmann von Köpenick“ findet sich kein neuer Platz
Der Hauptmann von Köpenick im Comic-Stil zwinkert dem Betrachter zu. Er trägt Uniform, Säbel und Schatztruhe. Das farbenfrohe Wandbild mit einer Größe von zwölf mal zwölfeinhalb Metern war lange in der Wendenschloßstraße direkt gegenüber vom BVG-Betriebshof Köpenick zu sehen. Inzwischen liegt es in einem Lagerraum, zerlegt in seine Einzelteile.
Daran wird sich auch so schnell nichts ändern, denn ein neuer Standort ist nicht in Sicht. Im Dezember 2012 wurde das Wandbild mit einer großen Feier eingeweiht. Bis 2016 schmückte es die Außenfassade des Gebäudes Wendenschloßstraße 135, wo das Wohnungslosenprojekt „Plattengruppe“ das Diakoniewerks Simeon seinen Sitz hat. Dann wurde direkt daneben ein Haus angebaut. Das Kunstwerk musste abgenommen werden. Seitdem ist es öffentlich nicht mehr zu sehen, was Jürgen Putze-Denz verärgert. Der Sozialarbeiter vom Diakoniewerk würde die Aluminiumplatten, auf denen der Hauptmann nach einem Entwurf des Cartoonisten Achim Purwin (75) aufgedruckt wurde, am liebsten sofort an einem Gebäude in der Köpenicker Altstadt anbringen lassen. Das Bezirksamt stellt sich jedoch quer. Es lehnte mehrere Vorschläge ab.
Die Feuerwehr hätte das Wandbild gern am Löschturm der sanierten Feuerwache Köpenick montieren lassen. Dort hätte der Säbel zwar rund anderthalb Meter über das Bauwerk hinausgeragt, doch die Feuerwehr hätte damit kein Problem gehabt. Die Untere Denkmalschutzbehörde winkte aber ab. „Aus denkmalschutzrechtlicher Sicht ist die Anbringung des Wandbildes an dem Schlauchturm der Feuerwache nicht genehmigungsfähig, da es als erhebliche Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes beurteilt wird. Das Bild an dieser Stelle würde die Fernwirkung der Altstadt Köpenick insbesondere von der Wasserseite erheblich beeinträchtigen“, heißt es in einer Stellungnahme. Auch die von Jürgen Putze-Denz vorgeschlagene Alternative, das Wandbild an einem Gebäude am Luisenhain direkt neben der Straßenbahnhaltestelle vor dem Rathaus anbringen zu lassen, wurde abgewiesen. „Im Luisenhain ist die Situation vergleichbar“, teilte das Bezirksamt mit.
Für Putze-Denz ist unverständlich, warum alle bisherigen Vorschläge abgelehnt, dafür aber selbst keine Lösungsvorschläge gemacht wurden. „Hat der Bezirk denn überhaupt kein Interesse daran?“, fragt er. „Das Wandbild befindet sich in privatem Eigentum. Das Bezirksamt befasst sich vorrangig mit Objekten und auch Kunstwerken, die sich im Fachvermögen des Bezirks befinden. Der Umgang mit Privateigentum liegt nicht im Aufgabenfeld des Bezirksamts, solange entsprechende Fragen und Aufgabenstellungen nicht an das Bezirksamt seitens des Eigentümers herangetragen und damit zu einer öffentlichen Angelegenheit erhoben werden“, teilt das Amt auf Nachfrage der Berliner Woche mit. Vorschläge für eine Neuplatzierung des Wandbilds seien Sache des Eigentümers. „Die Stadträtin für Kultur ist gern unterstützend tätig, wenn ihre Hilfe bei der Umsetzung solcher Vorschläge gewünscht wird“, so das Bezirksamt.
Die Fachkommission für Kunst im öffentlichen Raum kam bei einer Sitzung Mitte Dezember zu der Einschätzung, dass es sich bei dem Wandbild „nicht um Kunst im öffentlichen Raum im eigentlichen Sinne handelt“. Es sei eine „gebrauchsgrafische Arbeit, wie sie früher auch in der Produktwerbung giebelwandgroß ausgeführt wurde“. Sie sei mit einem Signet oder Logo vergleichbar und bediene sich der populären Bildsprache des Comicstrips. „Eine weitere Verwendung des Bildes würde sich im Rahmen von Wohnsiedlungen oder vor allem auch im Bereich von Einkaufscentern anbieten. Bis eine weitere Anbringungsmöglichkeit gefunden ist, sollte das Werk eingelagert werden“, wurde im Protokoll festgehalten.
Kulturstadträtin Cornelia Flader (CDU) ließ verlauten, dass sie es begrüßen würde, sollte eine geeignete Stelle in Treptow-Köpenick gefunden werden. Die Entscheidung treffe jedoch der Eigentümer. Jürgen Putze-Denz will das Wandbild spätestens im Sommer verkaufen, sollte bis dahin keine Lösung gefunden werden. Vorschläge habe er bereits genug gemacht. Er würde es eventuell nach Luxemburg geben, wo der echte Hauptmann, Schuster Wilhelm Voigt, begraben liegt. Achim Purwin könnte sich auch Tilsit (Sowetsk) in Russland vorstellen, den Geburtsort Voigts.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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