Historische Bilder auf bunten Kacheln
Köpenick. Wer durch das alte Fischerdorf Kietz bummelt, findet am Haus Nummer 14 ein Abbild des Hauptmanns von Köpenick. Bernd Roesing hat ihn auf Keramikfliesen gedruckt und an seiner Fassade befestigt.
Das Wandbild dient als Werbung für den jetzigen Broterwerb des ausgebildeten Mediengestalters. Viele Jahre hat er mit textilem Siebdruck gearbeitet. Dann machten der Internethandel und Billiganbieter das Geschäft kaputt. „Da kam mir die Idee, Keramikfliesen mit künstlerischen Ansichten zu bedrucken. Die können in Badezimmern oder Küchen im Fliesenspiegel als Dekoration eingefügt oder einzeln als Wohnraumschmuck verwendet werden“, erzählt Bernd Roesing.
Mit speziellen keramischen Tonern wird das Motiv auf wasserfestes Papier aufgebracht. Dabei entsteht eine Art Abziehbild, das in Wasser aufgeweicht und dann auf die Fliese geschoben wird. Tassen oder Teller können ähnlich bearbeitet werden. Das Abziehbild muss zwei Tage trocknen. Erst dann kommt es in den Brennofen und wird auf 900 Grad erhitzt. Aufheizen und Abkühlen dauert rund 16 Stunden. „Erst dann sehe ich, ob ich sorgfältig genug gearbeitet habe. Wasserreste im Motiv würden im Brennofen verdampfen und Löcher in das Bild reißen“, sagt Roesing. Das fertige Motiv ist fest mit dem keramischen Untergrund verbunden, Badreiniger und Geschirrspülmaschinen können ihm nichts anhaben.
Historische Köpenickansichten oder Alt-Berliner Postkarten hat Bernd Roesing bereits auf Fliesen gebracht. Er könnte sich seine Kunst jetzt sogar im öffentlichen Raum vorstellen. Ins Auge gefasst hat er die ständig von Graffiti verunzierten Flächen an den Treppen zur Dahme im Luisenhain. Dort würde er gern Ansichten von früheren Köpenicker Ausflugsgaststätten anbringen. Beim Straßen- und Grünflächenamt wird derzeit geprüft, ob das mit dem Urheberrecht der Architekten vereinbar ist.
Ansonsten kann sich Roesing seine wasserfesten Wandbilder mit fast allen Motiven und fast allen Orten vorstellen. „Ein echter Union-Fan könnte sich zum Beispiel einen Blick ins Stadion neben die Badewanne montieren lassen“, sagt er schmunzelnd.
Der Kunsthandwerker ist so von seiner Technik angetan, dass er auf übliche Visitenkarten verzichtet. An seiner Haustür gibt es stattdessen echte „Visitenkacheln“ – mit dem Köpenicker Wappen, dem Hauptmann von Köpenick und allen nötigen Informationen. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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