Schatz aus der Vergangenheit
Rund 3500 Postkarten aus der Geschichte des Bezirks lagern im Museum
Matthias Wiedebusch ist im Hauptberuf Schatzhüter. Der Historiker im Bezirksmuseum ist unter anderem für 3500 historische Postkarten verantwortlich.
Ein unscheinbarer Arbeitsraum im Museum Köpenick am Alten Markt, darin ein paar Regale, Tisch, Stühle und zwei Stahlschränke mit vier Schubladen. Das ist das Postkartenarchiv des Museums. „Aus dem früheren Köpenick haben wir rund 2000 Postkarten, aus dem ehemaligen Bezirk Treptow etwa 1500“, erklärt Matthias Wiedebusch. Rund 200 Karten von Treptow sind erst vor einigen Jahren hinzugekommen. Die hatte der Förderverein des damaligen Heimatmuseums Treptow noch nach seiner Auflösung einem Sammler abgekauft und dem Bezirk geschenkt.
Gut im Postkartenarchiv vertreten sind Dampfer, Paddel- und Ruderboote sowie Segler auf sämtlichen Gewässern des heutigen Bezirks, außerdem eine Unmenge an Ausflugslokalen. Viele sind schon lange Geschichte, darunter die Lokale am Treptower Park oder das Müggelschlößchen am Friedrichshagener Spreetunnel. Andere Karten, darunter von der „Knüppelbahn“ unter der Spree nach Stralau, sind immer wieder gefragt. „Wir bekommen Anfragen von Zeitschriften, Zeitungen und Unternehmen auch aus anderen Ländern, die für Veröffentlichungen historische Motive aus dem Bezirk suchen. Wir suchen dann gewünschte Motive heraus, scannen die Bilder und verschicken die Datei per Mail“, erklärt Matthias Wiedebusch. Für die Veröffentlichungen wird eine Gebühr fällig, Einblendungen in Film und Fernsehen kosten 50 Euro, für den Abdruck in Zeitungen werden je nach Auflage 20 bis 60 Euro fällig. Pro Monat kommen 30 bis 50 Anfragen. Fotos von der Köpenickiade anno 1906 wurden sogar aus den USA nachgefragt. „Ich finde, dass historische Karten oft eine sehr gute fotografische Qualität haben, das fehlt bei Postkarten aus der Gegenwart oft“, meint Matthias Wiedebusch. Ohnehin ist die Nutzung aktueller Postkarten oder von Motiven aus DDR-Zeiten problematischer. Denn 70 Jahre lang greift das Urheberrecht, Veröffentlichungen sind nur mit Zustimmung von Fotograf und Verlag möglich und außerdem ist an den Bildautor unter Umständen noch Honorar zu zahlen. Das entfällt bei Motiven, die vor 1949 erschienen sind.
Die Vorderseite ist übrigens seit Einführung der „Correspondenzkarte durch den Weltpostverein die Adressseite, das Foto ist somit die Rückseite. Bei älteren Motiven aus der Kaiserzeit fällt auf, dass die Grüße fast immer in das Foto geschrieben wurden. „Das entsprach der damaligen Vorschrift, dass die Vorderseite nur für die Adressangabe zugelassen war. Erst 1908 wurde auf der Adressseite ein Feld für persönliche Mitteilungen und Grüße frei gegeben“, erzählt Matthias Wiedebusch.
Bereits mehrfach hat das Museum Postkarten aus dem Archivschatz für Sonderausstellungen genutzt. Eine persönliche Einsichtnahme in die Sammlung ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich, wer Motive sucht, kann aber eine Anfrage beim Museum stellen: Tel. 902 97 33 51. Für die Zukunft ist auch die Digitalisierung der Ansichtskarten geplant. Dann könnten potenzielle Nutzer vor Ort im Leseraum am Bildschirm gewünschte Motive auswählen.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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