Wie aus Stephan Vollmer der Musiker Steve Horn wurde
Weil Vollmer keinen Platz an einer Musikschule bekam lernte er erst mal Tischler, und brachte sich selbst das Trompetenspiel bei. "In unserer Familie waren alle musikalisch, aber keine Profimusiker. Gemeinsam haben wir oft auf der Gitarre geklimpert und gesungen", erinnert er sich.
Mit 15 Jahren hat Stephan Vollmer eine kleine Band gegründet. Dann kam das Angebot, probehalber bei den Brauhaus Dixie Stompers Trompete zu spielen, das war 1979. "Ich habe die Nacht vor meinem Vorspiel mit mehreren Jazzplatten fleißig geübt", erzählt der Künstler. Offiziell hat er als Tischler weiter gearbeitet, kam jeden Tag um 17 Uhr nach Hause. Zehn Minuten später stand der Bandbus vor der Tür und holte den jugendlichen Trompeter für Konzerte in Kulturhäusern und Jugendklubs ab.
Nach der Wende sank die Zahl der Auftrittsmöglichkeiten rapide. "Allein in Berlin gab es gefühlte 33 Dixiebands, die drängelten sich ganz schön um die wenigen Auftritte", erinnert sich Vollmer. Für ein Konzert im Dresdner Kulturpalast hat er dann sein eigenes Markenzeichen erfunden, geboren war Steve Horn, zusammengesetzt aus der englischen Variante von Stephan und dem Horn, das als Begriff für diverse Blasinstrumente steht. Und sein Lieblingsinstrument ist nun mal die Trompete.
Weil aber nicht alle Veranstalter die Steve-Horn-Band mit ihren sieben Musikern bestellen und bezahlen wollten, hat der Köpenicker gleich noch ein paar musikalische Originale erfunden. Als Marquis de Bordeaux, ein erfundener Weggefährte von Friedrich dem Großen, spielt er Barockmusik, unter anderem vor der stilvollen Kulisse von Schloss Köpenick. Schnoddrig wird es, wenn Vollmer in die Rolle von Bolle schlüpft. Dann stehen Lieder und Berliner Gassenhauer auf dem Programm. Und wenn er die Marineuniform anzieht, ist er Onkel Hans. Dann singt der Musikprofi Seemannslieder, spielt auf der Mundharmonika und erinnert an den legendären Hans Albers, von dem sich diese Figur den Vornamen geliehen hat.
In mehr Rollen möchte er derzeit nicht schlüpfen. "Ich muss ja die einzelnen Mundarten auseinanderhalten", sagt Vollmer. Nur eine einzige Rolle würde ihn noch interessieren, die des Schuhmachergesellen Wilhelm Voigt, der vor 108 Jahren als uniformierter Kassenräuber nach Köpenick kam. "Aber der Hauptmann ist ja gleich mehrfach besetzt", meint er dazu. Dafür will er die Steve-Horn-Band wieder öfter auf die Bühne bringen, dafür geht im Augenblick viel Kraft drauf. Stephan Vollmer ist eben in erster Linie Steve Horn.
Beim Frühlingsfest von Fahrrad-Dölle am 12. April können Sie ihn als Bolle live erleben, von 10 bis 16 Uhr am Fürstenwalder Damm 480. Außerdem ist er beim Winzerfest vom 25. bis 27. April auf der Schlossinsel Köpenick dabei.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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