Musik notfalls auch ohne Strom
Benno Radke liebt alte Dinge und gibt ab Mai wieder den Hauptmann

Benno Radkes Hauptmann-Uniform trug schon Manfred Korth (1928-2013). | Foto: Ralf Drescher
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Benno Radke ist ein richtiges Köpenicker Original, obwohl er hier erst zehn Jahre lebt.Seine Wohnung in der Köpenicker Altstadt ist ein kleines Museum.

Überall stehen Dinge, die an die „gute alte“ Zeit erinnern, Grammophone, ein historischer Volksempfänger, Petroleumlampen, das erste deutsche Selbstwähltelefon von 1919 und zahlreiche Regale mit alten Grammophon- und Schallplatten.

Im Bezirk ist Benno Radke (57) – nach eigenen Angaben Coupletsänger und Humorist – seit Jahren als „Hauptmann von Köpenick“ bekannt. Als er vor zehn Jahren von Tegel nach Köpenick zog, wurde er sofort Mitglied der Hauptmann-Garde. Seit 2018 ist er bei fast jedem der sonnabendlichen Auftritte als Hauptmann dabei. „Ich bekam 2017 von den Kindern des 2013 verstorbenen Manfred Korth dessen historische Hauptmann-Uniform geschenkt. Es ist mir eine Ehre, das gute Stück weiterhin bei Auftritten zu tragen“, erzählt Benno Radke.

Radke hat viele Jahre in einem Baumarkt Farben und Tapeten verkauft und sein künstlerisches Talent erst vor rund zehn Jahren zum Beruf gemacht. Musik auf Grammophonplatten hat ihn schon als Kind begeistert. „Mit acht Jahren bekam ich meine erste Platte, zwei Jahre später hat mir Oma das erste Grammophon spendiert. Diese erste Platte von Rudi Schuricke habe ich noch heute in meiner Sammlung“, erzählt Benno Radke. Inzwischen hat er rund 5000 Platten, die zum Teil außerhalb der Wohnung gelagert werde müssen. Bereits in der Schulzeit hat er Vorträge zum Thema Grammophonplatten gehalten, sogar im damaligen Rundfunksender SFB. „Zu Schulfeten habe ich statt des Kassettenrekorders ein Koffergrammophon mit Schlagern der 30er-Jahre mitgebracht“, erinnert sich Radke.

Wenn er nicht gerade zu einem seiner Auftritte irgendwo in Berlin unterwegs ist, kümmert er sich um die Bewahrung der Traditionen. So hat er vor zehn Jahren „Zilles Stubentheater“ mitbegründet und das Theater im Bahnwaggon in Groß-Neuendorf (Oder) aus der Taufe gehoben. Der Hauptmanngarde bleibt Benno Radke weiter verbunden. Wenn keine eigenen Termine für ihn anstehen, führt er die Garde auch in diesem Jahr wieder an. „Am 2. Mai um 11 Uhr haben wir den ersten Auftritt des Jahres auf dem Köpenicker Rathaushof“, sagt Radke. Der Name ist übrigens ein Künstlername, der mit Absicht nicht zu exotisch klingen sollte, um zu einem Berliner Original zu passen. Seinen richtigen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. Vor rund einem Jahr hat es Radke übrigens erlebt, dass eine nostalgische Wohnungseinrichtung durchaus Vorteile haben kann. Als nach einem Kabelschaden an der Allende-Brücke ein großer Teil Köpenicks für rund 30 Stunden in stromlose Dunkelheit fiel, war er nicht wirklich betroffen. Der Gasherd in der Küche funktionierte trotzdem, die historischen Petroleumlampen spendeten Licht und etwas Wärme und das Grammophon spielte auch ohne Strom.

Ein paar historische Platten hätte Benno Radke gerne noch, deshalb zieht er regelmäßig über Trödelmärkte. „Ich suche unter anderem die Ansprache von Wilhelm Voigt nach der Entlassung aus dem Gefängnis und Reden von Kaiser Wilhelm II., damit ich ihn bei Auftritten noch besser darstellen kann“, sagt er.

Wissenswertes unter www.benno-radke.de

Hier spielt uns Benno Radke die "Berliner Luft" von Paul Lincke vor.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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