„Es gibt keinen Grund für schlechte Laune“
Dokumentarfilm von Annekatrin Hendel über den 1. FC Union liefert einen authentischen Blick in das Innenleben des Vereins

Freude beim Team über den Einzug in die Europa League. | Foto: IT Works! Medien
8Bilder
  • Freude beim Team über den Einzug in die Europa League.
  • Foto: IT Works! Medien
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Begonnen hat alles 1906 mit Fußball in einem Hinterhof in Oberschöneweide. Eine wechselhafte, nicht immer einfache Geschichte folgte. Lange galt der 1. FC Union Berlin als Underdog. 2019 schaffte er es in die Bundesliga.

Katharina Brendel, Abteilungsleiterin Sportkommunikation, am Spielfeldrand. | Foto: IT Works! Medien
  • Katharina Brendel, Abteilungsleiterin Sportkommunikation, am Spielfeldrand.
  • Foto: IT Works! Medien
  • hochgeladen von Ulrike Martin

„Scheiße, wir steigen auf!“ war damals nicht ganz ernst gemeint auf einem Banner im Stadion zu lesen. Danach reihte sich Erfolg an Erfolg: die Qualifikation für die UEFA Conference League 2021, für die UEFA Europa League 2022 und schließlich 2023 die Teilnahme an der UEFA Champions League, der Königsklasse.

Jetzt gibt es einen Dokumentarfilm über die „Eisernen“. Regisseurin Annekatrin Hendel hat den Club fast zwei Jahre lang, von der Saison 2021/2022 bis zum Eintritt in die Champions League, begleitet. In „Union – Die besten aller Tage“ wirft sie einen persönlichen und authentischen Blick in das Innere des Vereins. Dabei erzählt sie nicht nur ein emotionales Stück Fußballgeschichte, sondern auch vom Balanceakt zwischen erstklassigem Profifußball und der Bodenhaftung, die den einstigen Ostberliner „Arbeiterverein“ bis heute ausmacht.

Mannschaftskapitän Christopher Trimmel. | Foto: IT Works! Medien
  • Mannschaftskapitän Christopher Trimmel.
  • Foto: IT Works! Medien
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Annekatrin Hendel, geboren in Ost-Berlin, ist Produzentin, Regisseurin und Drehbuchautorin. 2004 gründete sie ihre Filmproduktionsfirma IT Works! Auf das Phänomen Union ist sie mit dem größer werdenden Rechtsruck und der Frage, was mit den Ostdeutschen los sei, gestoßen. Sie machte sich Gedanken darüber, über wen etwas erzählt werden könnte, wenn man an relevante Potenziale von Ostdeutschen denkt. Dann machte der Verein mit dem Aufstieg in die Bundesliga von sich reden. „Als meine Producerin fragte, warum machen wir eigentlich keinen Film über Union?, zögerte ich nicht und rief den Pressechef bei Union an“, berichtet sie.

Von Anfang an war der Regisseurin klar, dass es ein Film über den Fußballclub als Betrieb werden sollte, über das Team hinter dem Team. „Mir ging es um die Arbeitskultur, den ,Maschinenraum‘, um das Innenleben bei Union, das Alltägliche, das sonst verborgen bleibt“, sagt sie. Auf den Blick in die Kabine hat sie dabei aber bewusst verzichtet, denn sie wusste vom damaligen Trainer Urs Fischer, dass der „Schlüssellochblick“ auch für ihn tabu war. Er vertrat die Meinung, dass die Mannschaft die Freiheit haben soll, ihre Probleme unter sich zu regeln, ohne Einmischung.

Eiserne Fans auf der Tribüne. | Foto:  IT Works! Medien
  • Eiserne Fans auf der Tribüne.
  • Foto: IT Works! Medien
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Was die Regisseurin am meisten fasziniert hat, war die „Selbstverständlichkeit, mit der die Akteure die Dinge tun, wie sie sie tun. "Für die Mitarbeitenden ist das von außen fast mystisch wirkende Phänomen Union ein normaler Aspekt ihres Lebens“, sagt Hendel. So wie bei Susanne „Susi“ Kopplin, Mannschaftsleiterin, und Mädchen für alles. Sie weiß, welche Spieler abgeschnittene Stutzen brauchen oder wann sie eine warme Decke bereithalten muss. Wenn dann alle Vorbereitungen getroffen sind, ist es für sie das Schönste, runter ins Stadion zu gehen, und „die ersten Fans sind schon da“.

Als Protagonist nicht fehlen darf Mannschaftskapitän Christopher Trimmel. „Jeder hat zu mir gesagt, in der Liga werdet ihr es sehr, sehr schwer haben“, sagt er in einem Trailer zum Film. Aber Katharina Brendel, die Abteilungsleiterin für Sportkommunikation, kennt das richtige Rezept: „Ich bin einfach dafür, dass wir gewinnen, dann wird alles gut.“ Und nach einem Sieg sagt Vereinspräsident Dirk Zingler: „Gestern Abend, da haben wir wieder für die ganze Woche Menschen glücklich gemacht.“ „Es gibt keinen Grund für schlechte Laune“, meint auch Christian Arbeit, Geschäftsführer Kommunikation.

Susanne „Susi“ Kopplin sorgt dafür, dass es den Spielern an nichts fehlt. | Foto: IT Works! Medien
  • Susanne „Susi“ Kopplin sorgt dafür, dass es den Spielern an nichts fehlt.
  • Foto: IT Works! Medien
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Stimmt, denn der Film endet mit dem triumphalen Einzug in die Champions League. Doch dann wendete sich das Blatt: Union erreichte nur den vierten, den letzten Platz. Und auch aktuell lief es bisher nicht so gut. Vom langjährigen Trainer Fischer trennte sich der Verein Ende 2023 einvernehmlich. Seinen Posten übernahm der Kroate Nenad Bjelica. Das Team um Annekatrin Hendel drehte auch Ereignisse der laufenden, schwierigen Saison. „Aber sie wollten sich einfach nicht einfügen“, sagt die Regisseurin. „Das muss dann wohl Material für einen nächsten Film werden.“

Annekatrin Hendel begleitete Union fast zwei Jahre. | Foto:  Martin Farkas
  • Annekatrin Hendel begleitete Union fast zwei Jahre.
  • Foto: Martin Farkas
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Inzwischen geht es wieder aufwärts. Am 15. März besiegten die Eisernen Werder Bremen mit 2:1. Egal, wie die Spielzeit endet, der 1. FC Union wird seinen Kultstatus wohl nicht verlieren. Die „Eisernen“ – die Bezeichnung geht darauf zurück, dass in früheren Zeiten viele Spieler ihr Geld nebenher in der Eisenverarbeitung verdienten – haben eine überaus treue Fangemeinde. Die zum Beispiel Aktionen wie das Weihnachtssingen organisiert. Spektakulär: Sie haben in der Saison 2008/2009 ihr Stadion An der Alten Försterei größtenteils selbst umgebaut und ihrem Verein Millionen Euro eingespart. Und seit 1998 gibt es die Hymne „Eisern Union!“, gesungen von Nina Hagen.

"Union – Die besten aller Tage" ist eine Produktion von IT WORKS! Medien in Koproduktion mit rbb und WDR, mit Unterstützung von Die Beauftragte für Kultur und Medien (BKM), Filmförderungsanstalt (FFA), Deutschem Filmförderfonds (DFFF) und Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB). Der bundesweite Kinostart ist am 4. April.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 699× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.368× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 1.031× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.459× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.367× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.