Jedes Stück ein robustes Unikat
Grit Leuenberg fertigt Taschen aus ausgedienten Segeln

Grit Leuenberg, hier bei der Arbeit an einer neuen Tasche aus altem Segelstoff, hat mit "Windsack" eine eigene Marke gegründet. Seit ihrer Kindheit segelt und surft die Köpenickerin leidenschaftlich gern. | Foto: Philipp Hartmann
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In der Wohnung von Grit Leuenberg sind ihre zahlreichen Produkte fein säuberlich aufgereiht. Reisetaschen, Handtaschen, Badetaschen, Rucksäcke, Platzdeckchen, Tischdecken und Kissen – alle fertigt die 56-Jährige in Handarbeit. Jedes Stück sieht anders aus. Es gibt nur Unikate.

Spezialisiert hat sich Grit Leuenberg auf ausgediente Segel, die sie für die Herstellung der Taschen und Accessoires und unter dem eigens gegründeten Label „Windsack“ verwendet. Sie selbst ist seit ihrer Kindheit leidenschaftliche Seglerin und Surferin. Aufgewachsen ist sie am Scharmützelsee in Brandenburg. Anfang der 90er-Jahre zog Grit Leuenberg nach Köpenick, wo sie heute mit ihrem Mann im Märchenviertel wohnt. Beide sind Mitglied beim Segelclub Aegir 1921 in Müggelheim. Regelmäßig segeln sie über die Gewässer Treptow-Köpenicks, egal ob auf der Großen Krampe oder der Dahme, dem Seddinsee oder Müggelsee. Im Urlaub geht es ebenfalls oft aufs Wasser, dann meist mit dem Surfbrett. Gern fährt sie zum Beispiel an die Ostsee oder an die Müritz.

Auch Grit Leuenbergs Sohn segelt, war sogar mal Deutscher Meister. Sie selbst mag den Sport und die Erholung durch die Bewegung an der frischen Luft, allerdings könne es auch mal sehr herausfordernd werden. „Segeln ist nicht zu unterschätzen. Das kann auch ganz schön anstrengend sein, wenn man nicht nur im Bikini vorne drauf liegt“, sagt sie. Beim Surfen stünden mehr das Tempo und der Adrenalinkick im Vordergrund.

Eine Auswahl der verschiedenen Taschen, die Grit Leuenberg herstellt. | Foto: Philipp Hartmann
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Vor fünf Jahren brauchte Grit Leuenberg plötzlich Ersatz für ihre kaputte Reisetasche. Einfach eine neue kaufen, wollte sie nicht. Stattdessen fand sie ein altes, „schön buntes“ Surfsegel, setzte sich an die Nähmaschine und machte sich an die Arbeit. Wenig später hatte sie ihre erste Tasche fertiggestellt. So nahm alles seinen Anfang. In Seglerkreisen wurden ihre Taschen schnell bekannt. „Freunde und Bekannte fanden das cool und haben mir auch alte Segel gegeben“, blickt sie zurück. Inzwischen habe sie sicher ein paar Hundert Taschen verkauft.

Genau mitgezählt hat sie allerdings nicht. Auf Wunsch näht sie auch spezielle Motive auf, zum Beispiel Anker, Möwen und Leuchttürme. Alle Taschen seien individualisierbar. „Segler wollen gern ihren Bootsnamen, die Bootsklasse und ihre Segelnummer raufgenäht bekommen.“ Aber auch Leute, die mit Segeln und Surfen nichts am Hut haben, haben schon bei ihr bestellt, besonders gern Badetaschen für die nächsten Ausflüge zum See oder ans Meer. Anfragen erhält sie mittlerweile aus ganz Deutschland.

Eine Auswahl der verschiedenen Taschen, die Grit Leuenberg herstellt. | Foto: Philipp Hartmann
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Der Upcycling-Gedanke ist Grit Leuenberg immer wichtig gewesen. Fahrtensegler könnten mit einem einzigen Segel durchaus 15 Jahre auskommen, Regattasegler hingegen bräuchten ihrer Auskunft nach etwa nach zwei Saisons ein neues. Meist landen die ausgedienten Segel im Müll. Genau das will sie vermeiden. Zum Wegwerfen seien sie definitiv zu schade, findet die Köpenickerin. Deshalb verwandelt sie die nutzlos gewordenen Stoffe in neuwertige Produkte. Die vorhandenen Nähte, Lattentaschen, Nummern, Buchstaben, Segelzeichen oder Ösen integriert sie in das Design. Ihr eigener Rucksack lässt sich nicht mit einem Reisverschluss, sondern mit einem sogenannten Stagreiter schließen, einem Befestigungshaken auf Segelbooten, der einem Karabinerhaken ähnelt.

Längst nicht nur in Seglerkreisen sind die Taschen von Grit Leuenberg begehrt. Aus ganz Deutschland erhält sie Anfragen. | Foto:  Philipp Hartmann
  • Längst nicht nur in Seglerkreisen sind die Taschen von Grit Leuenberg begehrt. Aus ganz Deutschland erhält sie Anfragen.
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„Es gab bis jetzt keine Beschwerden, weil dieser Segelstoff sehr robust ist“, berichtet Grit Leuenberg. Die Segel bestehen aus Dacron. Dabei handelt es sich um eine Faser aus dem Polyester Polyethylenterephthalat. Der Stoff ist leicht sowie wasser- und schmutzabweisend und ist auch für die Waschmaschine geeignet. Um damit arbeiten zu können, benötigt sie jedoch eine spezielle Nähmaschine. Mit einer normalen sei eine Naht nicht hinzubekommen. Die handwerklichen Fähigkeiten hat sich Grit Leuenberg bereits während ihrer Lehrzeit angeeignet. Schon damals habe sie Jacken genäht und verkauft, wie sie erzählt. Bis vor 15 Jahren arbeitete sie als Ingenieurin für Energie- und Versorgungstechnik. Dann machte sie sich selbstständig, um mehr Zeit für ihren damals kleinen Sohn zu haben. Zunächst fing sie mit dem Pfeil- und Bogenbau an. Bis heute verkauft sie das Equipment zum Bogenschießen auf Mittelaltermärkten in Berlin und Brandenburg. Die Taschen aus alten Segeln haben sich aber längst zu ihrem zweiten Standbein entwickelt.

Weitere Informationen gibt es auf deinwindsack.de

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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