Kronjuwelenhochzeit: Hildegard und Herbert Schulze haben vor 75 Jahren geheiratet
<span class="docTextLocation">Köpenick.</span> Über eine Kronjuwelenhochzeit können wir nur selten berichten. Müssen die Eheleute doch 75 Jahre verheiratet sein und somit auch ein stattliches Alter jenseits der 90 erreicht haben. Hildegard und Herbert Schulze (beide 98) sind so ein Fall.
Geheiratet haben die beiden am 28. Mai 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg im Standesamt Königsberg (Ostpreußen). „Wir haben uns auf dem Fliegerhorst Heiligenbeil in Ostpreußen kennen gelernt. Herbert war dort als Feuerwerker für Bomben und Munition verantwortlich. Ich war als Sekretärin in das Büro der Reparaturabteilung dienstverpflichtet worden“, erinnert sich Hildegard Schulze. Bei einem Spaziergang an der nahen Ostsee traf sie den gleichaltrigen Oberfeldwebel. Wenige Wochen später waren beide schon verlobt. Zur Hochzeit gab es zwei Wochen Urlaub. „Die haben wir in einem Forsthaus in der Sächsischen Schweiz verbracht. Wir waren in Bad Schandau und auf der Bastei. Ein dem Krieg geschuldetes Erlebnis werde ich nie vergessen. Im Basteirestaurant sollte es Torte geben, ich habe gleich zwei Stück bestellt. Dann die Enttäuschung, die Torte bestand nur aus Brotteig und Süßstoff“, erzählt Hildegard Schulze.
Hildegard Schulze floh 1945 mit dem erst wenige Wochen alten Sohn vor der Sowjetarmee in Richtung Westen. Ihr Mann war bereits aus Ostpreußen versetzt worden. Herbert Schulze hatte Glück, er zog bei Kriegsende einfach die Uniform aus und geriet nicht in Kriegsgefangenschaft. Im Sommer 1945 war die Familie in seiner Heimatstadt Elsterwerda wieder vereint.
„Ein paar Jahre später sind wir nach Berlin gezogen und haben viele Jahre in Friedrichshagen gewohnt. Ich habe als Leiter eines Chemiehandelsunternehmen gearbeitet, meine Frau als Sekretärin bei der Wasserwirtschaft“, berichtet Herbert Schulze. Als Leiter beim Chemiehandel war er auch für große Feuerwerke im Osten Berlins verantwortlich, unter anderem bei der Eröffnung des Hotels Stadt Berlin am Alexanderplatz und dem legendären Volksfest „Treptow in Flammen“.
Vor gut zehn Jahren ist das Ehepaar in eine Seniorenwohnanlage der Degewo an der Charlottenstraße gezogen. Ihr Leben organisieren die beiden Betagten immer noch selbst. Sie kochen und gehen zum Einkauf ins nahe Allende-Center. Auf den Tisch kommt auch immer wieder ihr Leibgericht. „Königsberger Klopse mit Kapernsoße, zur Erinnerung an meine ostpreußische Heimat“, so Hildegard Schulze. Ein besonderes Geheimnis sehen die Senioren in ihrem eher seltenen Ehejubiläum nicht. "Man muss einfach das richtige Alter erreichen. Und wir lernen uns immer noch jeden Tag etwas besser kennen", sagt Herbert Schulze.
Das 75. Ehejubiläum soll zünftig in einer Gaststätte gefeiert werden. Die beiden Söhne des Paares sind leider schon verstorben. Fünf Enkel und zwei Urenkel kommen zum Gratulieren. RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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