Kunstwerke aus Liebe zur Natur
Lili Yuan widmet sich der traditionellen chinesischen Tuschemalerei
Wellen, die sich überschlagen. Vereiste Berggipfel, die aus nebligen Tälern emporragen, Magnolien zwischen Olivenbäumen. Wer sich die Werke von Lili Yuan ansieht, taucht ein in die Welt der Naturmalerei. Die in Shanghai aufgewachsene Künstlerin bringt mit ihren Arbeiten traditionelle chinesische Tuschemalerei nach Köpenick.
Ende September hat sie im Lobitzweg 1 ihr Atelier eröffnet. An den ersten beiden Tagen kamen gleich jeweils rund 50 Gäste, um sich ihre Kunst anzusehen, etwas zu kaufen und sich für Malworkshops anzumelden. Für Lili Yuan war die Eröffnung ein großer Erfolg, denn als Künstlerin, die neu in der Stadt ist, muss sie hier erst bekannt werden. Vor ein paar Monaten ist sie mit ihrem Mann, der lange Zeit bei Siemens als Elektroingenieur gearbeitet hat und jetzt im Ruhestand ist, aus Krefeld nach Berlin gezogen. Der Grund war, dass das Paar näher bei seiner Tochter sein wollte. Ihre Tochter Yimeng Wu, so erzählt Lili Yuan stolz, ist auch Künstlerin. Sie betreibt in Friedrichshain das Designstudio Wu.
Köpenick hat es Lili Yuan, die aus einer Künstlerfamilie stammt, angetan. Der Ort sei einfach toll als Inspiration für Landschaftsmalereien. Mehrmals sei sie bereits am Ufer des Müggelsees unterwegs gewesen und habe dort Skizzen von verwurzelten Bäumen angefertigt.
Ebenfalls begeistern kann sie sich für den Teufelssee am Fuße der Müggelberge mit dem Holzsteg, der direkt durch das Moor führt. „Die Stimmung dort gefällt mir sehr“, erzählt sie. Originalgetreue Motive bringt sie allerdings nicht zu Papier. Stattdessen malt sie frei und nur wenige Details. Es gehe ihr darum, das Wesen der Natur allgemein zu erfassen, so ihre Erklärung. „Ich reise sehr gern und fotografiere viel.“ In diesem Jahr war Lili Yuan zum Beispiel in Island. Die Fotos, die sie aus dem Urlaub oder von Ausflügen mitbringt, nimmt sie gern zum Vorbild, um daraus anschließend ganz eigene Ansichten zu malen. Viele Werke sind sehr abstrakt.
Die Techniken, die sie verwendet, sind je nach Gemälde unterschiedlich. Mal tupft sie Farben auf Papier oder auf die Leinwand, mal lässt sie die Farben verlaufen und mal trägt sie einzelne Punkte ganz gezielt mit dem Pinsel auf.
1992 hat die Chinesin ihre Heimat verlassen, um in Deutschland zu studieren. An der Ruhr-Universität Bochum begann sie ein Studium in Kunstgeschichte, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Sie brach jedoch ab, um sich voll und ganz der traditionellen chinesischen Tuschemalerei zu widmen. Diese Kunst basiere auf der mehr als 5000-jährigen chinesischen Philosophie und Denkweise. Sie gehöre zu den wertvollsten Schätzen der Weltkultur, meint Lili Yuan. 1999 besuchte sie dafür in Peking eine Meisterschülerklasse bei einem erfahrenen Professor. Mit dem erlangten Wissen eröffnete sie im Jahr darauf ihr erstes Atelier in Krefeld. Seit vielen Jahren leitet sie auch Kunstkurse in öffentlichen Institutionen, bietet Workshops in verschiedenen Städten an und gibt ihr Wissen an interessierte Hobbykünstler weiter. Außerdem hat sie mehrere Bücher über chinesische Malerei veröffentlicht und ihre Arbeiten bei zahlreichen Ausstellungen und Kunstmessen präsentiert. Sie ist Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler.
Seelische Akzente setzen
„Mit meiner Malerei bilde ich nicht nur eine reale Landschaft ab, sondern setze vielmehr seelische Akzente, die die Befindlichkeit des Menschen und die Verbundenheit zur Natur zum Ausdruck bringen sollen. Dadurch möchte ich das Bewusstsein und die Liebe zur Natur und den Schutz der Umwelt verstärken“, sagt sie. Wenn sie sich hinsetze und auf die Malerei konzentriere, bekomme sie immer gute Laune.
Wer mehr über Lili Yuan erfahren möchte, kann sie per E-Mail an wu-yuan@t-online.de kontaktieren und einen individuellen Termin in ihrem Atelier vereinbaren. Unter www.liliyuan-tuschmalerei.com finden Interessierte außerdem die nächsten Workshoptermine.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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