Bremsscheiben werden Adventsgestecke
Sabina Dannebaum gründete mit „Stielgut“ ihre eigene kleine Kreativwerkstatt
Was Sabina Dannebaum in die Hand nimmt, erhält wieder einen Zweck in neuem Glanz. Mit handwerklichem Geschick und Kreativität bastelt die Köpenickerin unter anderem aus Kaffeemühlen, Sägeblättern, Petroleumlampen, Stullenbrettern, Waagen und Harken Dekoartikel und Gestecke.
„Heute nennt man das Upcycling, aber das hat man schon zu DDR-Zeiten gemacht“, sagt sie. Das Material kauft sie auf Flohmärkten, es gelangt durch Haushaltsauflösungen sowie über die Onlineplattform nebenan.de zu ihr oder weil Freunde und Nachbarn ihr etwas mitbringen. Auch ihr Mann, der in der Autobranche arbeitet, unterstützt sie. „Er besorgt mir manchmal Gegenstände, zum Beispiel Bremsscheiben, woraus man Adventsgestecke machen kann. Die müssen rostig sein, das sieht schöner aus“, erklärt Sabina Dannebaum, die in Köpenick aufgewachsen ist und seit 1987 im beschaulichen Märchenviertel lebt.
Dass sich die 63-Jährige einmal selbstständig machen würde, war nicht geplant. Nach ihrer Lehre zur Schauwerbegestalterin in der DDR arbeitete sie bei Konsum, später im Schuh-Einzelhandelsunternehmen Leiser. Ihre Aufgabe war es unter anderem, Schaufenster zu dekorieren. 2012 wurde sie im Zuge eines Insolvenzverfahrens bei Leiser entlassen. Der Niedergang des Unternehmens habe lange gedauert und sei frustrierend gewesen. „Ich hatte damals auch eigentlich gar keine Lust mehr“, blickt sie zurück. Allerdings gelangte sie so in eine Situation, die sie bis dato nicht kannte. „Ich war dann zum ersten Mal arbeitslos.“
Vom Arbeitsamt wurde ihr ein Praktikum in einem Blumenladen vermittelt. Sie habe auf jeden Fall etwas Kreatives machen wollen, erzählt sie, denn schon vorher habe sie für Freunde Kissen genäht und Schmuck gefertigt. Es folgte eine Ausbildung zur Floristin. Danach machte sie sich 2014 selbstständig, meldete ein Gewerbe unter dem Namen „Stielgut“ an und mistete einen Kellerraum in ihrem Haus aus, um sich eine Werkstatt auf gerade einmal etwa fünf Quadratmetern einzurichten.
Sabina Dannebaum arbeitet fast ausschließlich auf Bestellung. So stellt sie Blumenarrangements für Hochzeiten, Trauerfeiern und Geburtstage zusammen. Im November und Dezember hat sie am meisten zu tun, wenn Adventsgestecke und weihnachtliche Dekoartikel gefragt sind. Im Märchenviertel ist sie für ihre Kreationen bekannt, hat auch ein paar Stammkunden. Manchmal erhält sie auch besondere Aufträge. So habe sie für einen Nachbarn mit einer Sammlung „Hühnergötter“ (Steine mit einem natürlich entstandenen Loch) mal Löcher in eine Bodenplatte gesägt und Stangen hineingesteckt, an denen die Steine befestigt wurden. Nur selten kommt es vor, dass sich Sabina Dannebaum bei ihrer Arbeit wiederholt. Fast immer entstehen Unikate – vor allem welche, die ihr selbst gefallen.
Ihre kreative Ader hat sie offenbar an ihre Kinder vererbt. So arbeitet ihr Sohn als Grafikdesigner, ihre Tochter als Produktdesignerin. Bereut hat sie ihre Entscheidung, sich selbstständig zu machen, nicht. „Ich bin glücklicher. Mir sagt keiner mehr, wann ich zu arbeiten oder Urlaub zu nehmen habe. Das ist sehr befreiend.“
Am Sonntag, 26. November, von 11 bis 16 Uhr lädt Sabina Dannebaum zu ihrer inzwischen zehnten Adventsausstellung ein. Im Garten ihres Hauses in der Dornröschenstraße 10 (Eingang über die Rotkäppchenstraße) präsentiert sie Adventskränze, Gestecke, Dekorationen und Geschene, die auch zum Verkauf stehen. Außerdem ist sie am Sonnabend, 9. Dezember, von 12 bis 20 Uhr mit einem Stand beim Weihnachtsmarkt auf dem Essenplatz vertreten.
Kontakt unter Telefon 656 85 22, weitere Informationen unter www.stielgut.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.