Spätes „Eisernes Mädchen“: Barbara Barz ist ein begeistertes Union-Mitglied
Köpenick. Barbara Barz hat für eine 71-Jährige ein eher ungewöhnliches Hobby: Sie ist begeisterte Union-Anhängerin, verpasst kein Spiel und sammelt Fan-Artikel des Fußballvereins.
Eigentlich sind ihre drei erwachsenen Söhne schuld an der späten Fußballliebe. „Die haben mich immer wieder angebaggert und geschwärmt von Union“, sagt die zierliche Dame mit den kurzen Haaren.
2008 hatten sie schließlich Erfolg: Barbara Barz ging mit ins Stadion und erlebte ihr erstes Union-Spiel. „Es war der Hammer, ein unvergessliches Erlebnis“, erinnert sie sich. Wie eine Wilde habe sie geschrien und Gänsehaut während der Vereinshymne bekommen. „Seit diesem Zeitpunkt bin ich infiziert“, sagt die Köpenickerin lächelnd. Ihren Mitgliedsausweis bekam sie im September 2009 und gehört damit zu den rund 16 660 Vereinsmitgliedern.
Fasziniert vom Zusammenhalt
Barbara Barz liebt die ganz besondere Atmosphäre im Stadion. „Mich fasziniert die Leidenschaft, die Anteilnahme und der Zusammenhalt der großen Masse an Union-Fans“, betont die ältere Dame. Deshalb habe sie auch noch nie Angst gespürt, wenn so viele Fußballbegeisterte so eng zusammen sind. Im Gegenteil, das gebe ihr sogar Kraft.
Hätte sie diese riesige, zweite Familie nicht, wäre ihr der Umgang mit dem Tod ihres Mannes wahrscheinlich noch viel schwerer gefallen.
Während sie sich anfangs mit ihrem geliebten Partner und den Söhnen stets einen Stehplatz auf der Gegengeraden suchte, fiebert sie jetzt gemeinsam mit den jüngeren Familienmitgliedern in der Alten Försterei mit. Natürlich kennt sie die Namen aller Spieler – schließlich spricht sich die Rentnerin die Liste manchmal vor dem Einschlafen laut vor.
„Ich bin eben ein bisschen verrückt“, sagt sie und setzt ihr jugendliches Lächeln auf.
Freundinnen angesteckt
Vielleicht lässt sie der Umgang mit jungen Menschen nicht so schnell altern. Vielleicht ist es aber auch ihr Auftreten, ihre Begeisterung und ihre positive Lebenseinstellung, die sie rundum fit hält. Manchmal springt der Fan-Funke sogar auf ihre Freundinnen über. Einige kamen mit ins Stadion – und waren ebenso begeistert, sagt die Seniorin.
Egal, mit wem sie Heim- oder Auswärtsspiele besucht, wichtig ist dabei die passende Kleidung: Dazu gehören das Union-Basecap mit der Aufschrift „Eisernes Mädchen“, der Union-Schal, ein Shirt und eine Windjacke. Selbst der Lippenstift, den sie zu solchen Anlässen auflegt, strahlt im typischen Vereinsrot. Natürlich wird auf dem Balkon ebenso die Union-Fahne gehisst – nach einem verlorenen Spiel allerdings sofort wieder eingezogen und im Gäste-WC platziert.
Größter Wunsch: Aufstieg
In dem kleinen Raum stehen und hängen schon etliche Fanutensilien: Eine Mattuschka-Matrioschka zum Beispiel, das Maskottchen Ritter Keule, Wimpel, Aufkleber und ein Metallkalender im Fußball-Style. Auch Union-Tassen und -Becher sammelt die 71-Jährige.
Vor dem ersten Heimspiel dieser Saison, Anfang August, hatte die sympathische Köpenickerin wieder dieses Kribbeln im Bauch und dieses Funkeln in den Augen. „Ich war wie immer aufgeregt“, sagt sie. Aber es sei toll gewesen und mit einem zünftigen Bier wurde der Sieg gegen Holstein Kiel gefeiert. Wie so oft traf sie dabei auch ehemalige Schüler, die sie vor vielen Jahren im Allende-Viertel unterrichtete.
Fest steht für die rüstige Seniorin bereits jetzt: Bis zu ihrem 80. Geburtstag will sie regelmäßig im Stadion auf der Gegengeraden stehen und die Kicker anfeuern. Und sie hofft, dass sich schon bald ihr größter Wunsch erfüllt, und die Mannschaft in die erste Liga aufsteigt. bey
Autor:Steffi Bey aus Köpenick |
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