Batterien und Vorräte im Keller
Torsten Kurz ist Katastrophenschutzbeauftragter in Treptow-Köpenick

Für das Foto schlug Torsten Kurz den Balkon des Köpenicker Rathauses vor, wo der 1. FC Union 2019 den Aufstieg in die Bundesliga feierte. Er ist selbst Union-Fan. | Foto: Philipp Hartmann
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„Seit 1945 hat es keine Katastrophe in Berlin gegeben“, sagt Torsten Kurz gleich zu Beginn. Dafür müsste die Senatsinnenverwaltung den Katastrophenalarm auslösen. Er kann sich aber nicht daran erinnern, dass dies jemals vorgekommen ist. Dennoch hat jeder Bezirk eine eigene Katastrophenschutzbehörde und einen eigenen Katastrophenschutzbeauftragten.

„Weil die Stadt einfach so groß und jeder Bezirk eine eigene Verwaltungseinheit ist“, erklärt Torsten Kurz. Er hat diese Funktion 2013 in Treptow-Köpenick übernommen. Außerdem ist er als Fachbereichsleiter im Objektmanagement tätig. Der studierte Bauingenieur hat bereits kurz nach der Wende angefangen, im Bezirksamt zu arbeiten, damals als Bauleiter. Zu seinen Aufgaben als Katastrophenschutzbeauftragter zählt unter anderem, sich mit Ereignissen und deren Folgen auseinanderzusetzen, die hoffentlich niemals eintreten werden.

Einmal im Jahr organisiert der 56-Jährige eine Übung, in der jedes Mal ein anderes Szenario durchgespielt wird. Naturkatastrophen wie schwere Stürme seien schon mal simuliert worden, erzählt er. „Zum Beispiel: Ein Baum fällt auf einen Tanklaster und Gase treten daraufhin aus. Man muss sich schon ein bisschen was zusammenreimen.“ Es habe auch mal eine gemeinsame Übung mit zwei weiteren Bezirken gegeben. Dabei wurde ein Problemfall an der Bezirksgrenze von Treptow-Köpenick und Neukölln durchgespielt. Friedrichshain-Kreuzberg übernahm dabei die Rolle der Senatsinnenverwaltung. Hintergrund: „In 60 bis 90 Minuten sollte der Katastrophenstab immer einsatzbereit sein. Dann erfolgt eine Meldung an die Senatsinnenverwaltung.“

„Jeder weiß, was er zu tun hat“

Übungen seien jedoch nie mit der Realität vergleichbar, meint Kurz. „Man kann sich nur dahingehend vorbereiten, dass man sich kennt und jeder weiß, was er zu tun hat.“ Viermal im Jahr ist er bei Versammlungen der Senatsinnenverwaltung dabei, in denen auch die Polizei und die Feuerwehr einbezogen werden. Darüber hinaus trifft er sich regelmäßig mit den Katastrophenschutzbeauftragten der anderen elf Bezirke.

Dreimal jährlich kommt außerdem der Katastrophenstab des Bezirks zu einer Sitzung zusammen. Mit dabei sind dann Vertreter des Umwelt- und Naturschutzamts, des Ordnungsamts, Sozialamts, Gesundheitsamts sowie Bau- und Wohnungsaufsichtsamts und der Bürgermeister als oberster Dienstherr. Das liegt an den verschiedenen Großschadenslagen, die eintreffen könnten. „Bei einem Bombenfund wäre beispielsweise das Sozialamt federführend, denn das müsste dann die Notunterbringung organisieren.“ Die Verantwortlichkeiten und Kommunikationswege müssen allen bekannt sein, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. So wie am 19. Februar 2019, als weite Teile Köpenicks aufgrund einer Baustellenpanne an der Salvador-Allende-Brücke 31 Stunden lang ohne Strom auskommen mussten.

Wohin wenden sich Menschen zuerst?

Im Nachhinein ist vieles kritisch aufgearbeitet worden. Für einen solchen lang andauernden Stromausfall sei mindestens eine Dreifachbesetzung des Katastrophenstabs notwendig gewesen, lautet heute die Analyse. Die Feuerwehr habe das damals vorgemacht und mehrmals ihren gesamten Stab gewechselt. Rückblickend sagt Kurz zudem: „Die Kommunikation mit den Menschen muss anders laufen.“ Gerade am Anfang könne vielleicht noch viel über die sozialen Medien informiert werden. Das sei aber nicht ausreichend.

„Wir haben damals in der Nacht Infoblätter fertiggemacht und ausgedruckt. Es gibt gerade im Allende-Viertel wahnsinnig viele Schaukästen. Die müssen wir in solchen Situationen nutzen.“ Es habe diesbezüglich bereits Gespräche mit lokalen Wohnungsbaugesellschaften und auch mit Kiezklubs gegeben. Dies seien Orte, die Bürger genau dann vermehrt aufsuchen, wenn dringend Hilfe und Informationen benötigt werden.

Leuchtturm ist ein Fortschritt

Der kürzlich eingeweihte Katastrophen-Leuchtturm in der Hans-Schmidt-Straße 16 in Adlershof ist für Torsten Kurz ein bedeutender Fortschritt. Im Falle eines erneuten Stromausfalls würde dieses Notstromaggregat die Arbeitsfähigkeit der wichtigsten Behörden weiterhin gewährleisten. In Zukunft sollen noch zwölf Infostände im Bezirk errichtet werden.

Ein wenig hat die Zuständigkeit als Katastrophenschutzbeauftragter inzwischen auch auf sein Privatleben abgefärbt. Sowohl in seinem Büro als auch in seinem Keller hat Kurz ein batteriebetriebenes Radio und Batterien gelagert. Bereit hält er außerdem immer einen Lebensmittelvorrat, womit seine Frau und er zwei Wochen versorgt wären. Wasser und Holzkohle zum Wasserkochen sind stets vorhanden. Sogar im Urlaub kann Torsten Kurz nicht so ganz abschalten. „Wenn ich in einem Hotel bin, gucke ich mir immer die Flucht- und Rettungswege an“, gibt er zu.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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