Synagoge 1938 von Nazis demoliert
Erinnerung an jüdisches Gotteshaus

Eine historische Ansichtskarte zeigt das direkt an ein Wohngebäude angesetzte jüdische Gotteshaus.  | Foto: Museum Köpenick
4Bilder
  • Eine historische Ansichtskarte zeigt das direkt an ein Wohngebäude angesetzte jüdische Gotteshaus.
  • Foto: Museum Köpenick
  • hochgeladen von Ralf Drescher

Am 9. November 1938 demolierten fanatische Parteigänger der Nazis auch die Synagoge der Köpenicker Jüdischen Gemeinde. Am 11. November wird vor Ort an das tragische Geschehen erinnert.

Berlin-Köpenick, Freiheit 8, war nur kurze 28 Jahre die Adresse der Synagoge. Obwohl es in Köpenick bereits Ende des 19. Jahrhunderts eine respektable jüdische Gemeinde gab, hatte diese kein eigenes Gotteshaus. Die Gottesdienste fanden in Festsälen oder sogar im Ratskeller statt. Erst am 25. September 1910 konnte die Synagoge, die nach Plänen des Rixdorfer Architekten Adolf Sommerfeld errichtet worden war, geweiht werden. Mit dabei auch Mitglieder der Köpenicker Verwaltung und der christlichen Gemeinden. Die Synagoge stand fortan mitten in Köpenick, in einem geschlossenen Blockrand mit Wohnhäusern.

Wenige Spuren

Das mag 28 Jahre später auch verhindert haben, dass das jüdische Gotteshaus in Flammen aufging. Dennoch zerschlugen SA-Horden Türen, Fenster und Mobiliar und schändeten die Thorarollen. Vom Gebäude gibt es nur wenige Ansichten: im Museum Köpenick eine schon mehrfach kopierte, verblichene Ansichtskarte aus dem Jahr 1918 und wenige weitere Motive.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude durch Bombentreffer weiter beschädigt und irgendwann nach Kriegsende abgerissen. Viele Jahrzehnte waren an der Brandwand des Nachbarhauses noch die Spuren der Synagoge zu sehen. Die Fläche wurde als Lagerplatz genutzt, nach der Wende wurde eine Gedenktafel an der Grundstücksmauer angebracht.

Rückübertragung nach der Wende

Das Ende der DDR machte die Rückübertragung des Grundstücks an die Jewish Claims Conference möglich. Die hat es irgendwann um die Jahrtausendwende verkauft, der neue Eigentümer lies dort ein Wohnhaus errichten. Die alte Gedenktafel hängt seitdem an der Fassade und erinnert daran, dass hier vor 100 Jahren jüdische Nachbarn ihre weltanschauliche Heimat hatten.

Am 11. November wird vor Ort – Freiheit 8 – an die Zerstörung der Köpenicker Synagoge vor 80 Jahren erinnert. Um 17 Uhr spricht an diesem Tag Kantor Isaac Sheffer das Totengedenken, für die musikalische Umrahmung sorgt der Jugendchor der Synagoge Pestalozzistraße. Anschließend gibt es im Saal der Freiheit Fünfzehn, Freiheit 15, ein Konzert mit dem Synagogal Ensemble Berlin. Der Eintritt ist frei.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

16 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.