Rund 300 Anwohner schauten sich das Flüchtlingsheim an
"Stunden der offenen Tür" hat der Internationale Bund (IB), der Heimbetreiber, an das Tor geschrieben. Schon eine halbe Stunde vor der Öffnung steht eine Menschentraube am Eingang, neben Anwohnern auch mehrere Journalisten.
Aus Brandschutzgründen werden immer nur 50 Personen in die aus Containern zusammen gesetzte Unterkunft eingelassen. Nach einer Einführung durch Heimleiter Peter Hermanns geht es mit den Sozialarbeitern in noch unbewohnte Zimmer. Ende Januar lebten 110 Flüchtlinge im Heim. Ein Container entspricht einem Zimmer von 15 Quadratmetern. Darin zwei Betten, zwei Schränke, ein Tisch, zwei Stühle und ein Kühlschrank.
Ali Abdul al Karim (32) bittet die Berliner Woche in sein kleines Reich. Das teilt er sich mit Eyad hag Beram (37). Beide Männer stammen aus Syrien, sie sind vor dem Krieg geflohen. "Meine Familie sitzt noch in der Türkei fest und hat keine Chance, in nächster Zeit nach Berlin zu kommen", berichtet Ali Abdul al Karim. In Syrien war er Mechaniker. Der junge Mann spricht etwas Englisch und bereits einige Worte Deutsch. "Ich würde gern richtig Deutsch lernen und in Deutschland als Mechaniker arbeiten", sagt er.
Auf dem Kühlschrank stehen ein paar neue Kochtöpfe. Die beiden Männer müssen sich, wie alle anderen Flüchtlinge auch, selbst verpflegen. Dafür gibt es Gemeinschaftsküchen mit jeweils vier Herden und vier Spülen. Ebenfalls gemeinsam genutzt werden müssen Toiletten, Duschen und Waschräume.
Ursprünglich sollte das Heim 400 Bewohner aufnehmen. "Wir haben das aber aus baulichen Gründen auf 380 Plätze reduziert und richten dafür mehrere Fernseh- und Aufenthaltsräume ein", sagt Peter Hermanns.
Mit seinen "Stunden der offenen Tür" ist er zufrieden. Es kamen rund 300 Besucher, darunter auch mehrere, die in der Vergangenheit mit Demonstrationen gegen das Heim Stimmung gemacht hatten. Zu Vorfällen kam es nicht, die angerückten Beamten des Polizeiabschnitts an der Karlstraße mussten nicht tätig werden. Nur zwei Besucher haben nach Auffassung des Heimleiters die Grenzen der Gastfreundschaft überschritten und dumme Bemerkungen gemacht. "Ein älterer Mann hatte gefragt, ob es hier auch Frauen mit Burka gäbe. Als das verneint wurde, meinte er, die würde er sonst nämlich davonjagen", ärgert sich Hermanns.
Das Fazit der meisten anderen Besucher fällt deutlich anders aus. "Man sieht, dass den Flüchtlingen nichts in den Hintern gesteckt wird, wie einige Schlaumeier aus der Nachbarschaft behaupten. Ich möchte mit den Leuten aus Syrien nicht tauschen. Sie haben oft nur ihr Leben gerettet und leben jetzt zwar warm und trocken, aber in ganz einfachen Verhältnissen", meint Frank Schipke, der seit 35 Jahren im Allende-Viertel wohnt.
Bis Mitte Februar soll das Heim komplett belegt sein. Im Frühjahr werden die Außenanlagen gestaltet, dann gibt es einen Spielplatz und eine ruhige Ecke mit Bänken für die Senioren.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
3 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.